Doppeltorturm der mittelalterlichen Kölner Stadtbefestigung
Die Trankgasse
Baubeschreibung des Frankenturms
Gefängnisturm
Quellen, Internet, Literatur
Doppeltorturm der mittelalterlichen Kölner Stadtbefestigung
Ursprung und Entstehung des Frankenturmes sind nur unsicher belegt, zudem erschweren Verwechslungen mit dem nur wenige Meter entfernten und baulich verbundenen Trankgassentor die Datierung und die Rekonstruktion seiner Baugeschichte.
Angenommen wird, dass der Wehrbau auf einen neben der Trankgasse verlaufenden Schutzgraben mit Wall zurückgeht, der wohl im 10. Jahrhundert als nördliche Verlängerung der einstigen Römermauer zum Rhein hin angelegt wurde. Der Bereich der Trankgasse wurde mit der zuvor nördlich der römischen Mauer gelegenen Vorstadtsiedlung Niederich im Zuge der zweiten Stadterweiterung von 1106 bis 1141 in das Stadtgebiet einbezogen. Zu der Eintragung eines domus in wallo iuxta s. Lupum (Haus am Wall bei [der Pfarrkirche] Sankt Lupus) in den Kölner Schreinsakten aus dem Jahr 1163 wird vermutet, dass es sich um ein (Turm-) Haus am Ende der Trankgasse gehandelt habe, das ein Vorgänger des späteren Frankenturms war (Keussen 1910, Bd. 2, S. 160).
In dem 1180 begonnenen Mauerring mit 11 Feldtoren, der letztlich ein Stadtgebiet von 400 Hektar umschloss, nahmen der Frankenturm und der Bayenturm die Rolle von Eckbastionen ein. Um 1470 hatte die Rheinmauer 22 Durchlässe (LexMA 2002, Sp. 1256).
In seiner Topographie der Stadt Köln führt Keussen an, dass ein im Jahr 1293 als turis de Drancgassin (Trankgassenturm) angeführter Bau möglicherweise mit einem bereits 1246 genannten Turm verwechselt wurde, bei dem es sich um den Frankenturm gehandelt haben könnte (Keussen 1910, Bd. 2, S. 158).
Im Rahmen der späteren Überlieferung zur Überführung der Reliquien der Heiligen Drei Könige in den Kölner Dom im Jahr 1164 wird der Turm dann 1347 als turris trium regium (Dreikönigsturm) bezeichnet und um das Jahr 1370 als porta Franconis erwähnt (Wrede 1984).
Der sich nachfolgend auch in den Formen Frankenthoirn oder -thorn verfestigende Name Frankenturm (bzw. auch Frankentor) geht dabei wohl nicht auf die Volksgruppe der Franken oder die nach diesen benannte fränkische Zeit (etwa 5. bis 9. Jahrhundert) zurück, sondern bezieht sich - ähnlich wie beim Trierer Frankenturm - vermutlich auf einen Burggrafen namens Franco aus dem 12. Jahrhundert.
Die Trankgasse
Der Name der bis ins 12. Jahrhundert als platea valli bzw. gravegaze (Grabengasse) bezeichneten Trankgasse geht darauf zurück, dass über diese Viehtrift die Pferde zur Tränke an den Rhein hinuntergeführt wurden. Von einstmals drei Trankgassen, die es im rheinnahen Kölner Stadtgebiet gab, hat einzig die am Dom ihren Namen bewahrt. Dieser wird zunächst mit in vico potus (Tränkestraße) und platea equorum (Pferdestraße) überliefert und dann ab dem 13. Jahrhundert als drancgazzen, dranck gass u.ä. (Signon 2006, S. 334-337 und de.wikipedia.org, Trankgasse).
Bereits während der Zeit der französischen Besetzung wurde die vor dem Turm verlaufende Straße von ihrem seit dem Mittelalter geführten Namen Unter Pöster im Jahr 1812 in Am Frankenturm umbenannt. Heute endet diese bereits südlich der Hohenzollernbrücke auf Höhe der Frankenwerft, wo sie in den Weltjugendtagsweg übergeht.
Zudem findet sich heute das Areal am dortigen Übergang zur Philharmonie und dem Museum Ludwig sowie der Bereich an der Mündung der Trankgasse zum Rhein hin auch unter dem Namen Frankenplatz (www.google.de). Die Bezeichnungen Frankenplatz und Frankenwerft sind indes „Kinder des Historismus“ und sollen an die barbarischen (Rhein-) Franken erinnern, die im 5. Jahrhundert n. Chr. die römische Provinz Niedergermanien übernommen hatten und in den vormaligen Römerbauten in Köln ihre ripuarische Residenz errichteten (Signon 2006, S. 143-144).
Baubeschreibung des Frankenturms
Die beiden unteren Stockwerke des fünfgeschossigen Turmes sollen aus dem 13. und die drei oberen aus dem 14. Jahrhundert stammen (Wilhelm 2008). Die Zählung der Geschosse des Frankenturms variiert dabei: Scheben (1895) gibt „vier Geschosse“ an, während die Ansicht Kölns mit dem Francke Torn aus dem Jahr 1531 von Anton Woensam (~1500-1541), wie auch die Stadtansicht von Arnold Mercator (1537-1587) von 1570 und ein gleichzeitig datierter Holzschnitt von Hans Weigel d. Ä. (~1520-1577, auch Weygel) je nach Interpretation des Stockwerks mit dem bereits zugemauerten Tordurchlass und der darüber dargestellten Fensterreihen auch fünf Etagen sowie ein nochmals darüber befindliches Geschoss in dem flachen Zeltdach erkennen lassen. Spätere Ansichten aus dem 19. Jahrhundert zeigen dann offenbar vier „echte“ Geschosse (über dem früheren Tordurchlass und unter dem Dach, vgl. die Bilder in der Mediengalerie und altes-koeln.de mit weiteren Abbildungen).
Unmittelbar südlich an den eigentlichen Turm schloss sich ein etwa halb so hohes, ebenfalls wehrhaft ausgeführtes Gebäude mit einem von massiv gemauerten Zinnen umgebenen Walmdach an den Frankenturm an.
Ursprünglich befand sich in dem Doppeltorturm einer der zahlreichen Durchlässe der Stadtbefestigung des Mittelalters. Die Frankenpforte führte aus der Domstadt zum Rheinufer hin, wo sich eine größere Schiffsanlegestelle befand. Über der Toröffnung befanden sich in drei mit Kleeblattbögen geschlossenen Nischen Kalksteintafeln, welche die Heiligen Drei Könige als Schutzpatrone der Domstadt darstellen. Die vermutlich um 1300 gefertigten Standbilder werden seit der Niederlegung des Turms in der Sammlung des Kölnischen Stadtmuseums bewahrt (Abb. unter www.bildindex.de).
Die Pforte wurde bereits vor 1500 zugemauert. Informationen des Justizvollzugsamts Köln führen später dazu an, dass das Zumauern auch symbolisch der Gefahr begegnen sollte, „daß das kostbare Beutegut aus Mailand wieder von Köln weggebracht werden könnte.“ Die Funktion als Stadttor übernahm das unmittelbar nördlich angrenzende Trankgassentor am Ende der Trankgasse (1898 niedergelegt) und vermutlich auch die deutlich kleinere Walmansgassenpforte am damaligen Ende der Kostgasse (heute überbaut mit dem Musical Dome).
In dem Kölner Stadtplan von Johann Valentin Reinhardt von 1752 ist der Turm als „Francken Thurn.“ mit der Nr. 96 eingezeichnet (Abb. unter www.deutschefotothek.de). Der noch bis in das 18. Jahrhundert hinein als Gefängnis dienende Frankenturm wurde zunächst 1823 bis auf 6 Meter Höhe abgetragen und schließlich 1856 vollständig abgebrochen (Wilhelm 2008).
Gefängnisturm
Die Nutzung von Stadtmauertürmen als Gefängnisse war in früheren Zeiten nicht nur in Köln durchaus üblich, waren diese doch befestigt und ausbruchsicher ausgebaut. Erst allmählich entstanden im Laufe der Frühen Neuzeit eigenständige Zuchthäuser (vgl. dazu ausführlicher den Eintrag zum Kölner Gefängnis und Gericht Hacht).
Ein Visitationis Prothocollum der Thürmen und gefengnißen vom Mai 1709 nennt neben dem unmittelbar benachtbarten Trankgassentor mit zwei Gefängnisräumen auch den Frankenturm mit vier Gefängnisräumen zum Rhein hin und zwei zur Stadt hin (vgl. v.a. Schwerhoff 1991). Auch die Stadttopographie von 1910 führt diesen an: „Als Gefängnisse dienten dem Rat die Stadttürme und Tore, namentlich der Frankenturm; aber auch der Bayenturm, das Pantaleons-, Bach-, Schafen-, Hahnen-, Ehren- und Gereonstor und der Kunibertsturm …“ (Keussen 1910, Bd. 2, S. 138).
Neben vielen der Nachwelt unbekannt gebliebenen Personen verbrachte auch der als Ketzer beklagte Protestant Adolf Clarenbach einen Teil seiner anderthalbjährigen Haft zunächst als Gefangener im Frankenturm, bevor er an den erzbischöflichen Greven (Gerichtsherren) übergeben und zur sogenannten „peinlichen Befragung“ - das heißt: zur Folter - in den gefürchteten Kunibertsturm gebracht wurde. Clarenbach wurde schließlich 1529 zusammen mit dem als „radikaler Protestant und Gotteslästerer“ verurteilten Peter Fliesteden auf dem Scheiterhaufen der Kölner Richtstätte Rabenstein verbrannt.
Ausweislich von Informationen des Justizvollzugsamts Köln sollen hingegen auch im Frankenturm „'peinliche Verhöre' und zuweilen auch Hinrichtungen“ stattgefunden haben: „Die Gefangenen wurden hier von der städtischen Polizei der Hoheitsgewalt des Erzbischofs überstellt, der ... die hohe Gerichtsbarkeit in der Stadt innehatte. In der Franzosenzeit wurde der Turm als Militärgefängnis verwendet.“
(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2022/24)
Quellen
- Freundliche Hinweise von Herrn Klaus Rick, ehemaliger Vize-Verwaltungsleiter und Leiter der Wirtschaftsverwaltung der JVA Bonn, 2022 (darunter eine Informationskarte „Frankenturm“ des Justizvollzugsamts Köln, im Rahmen der Berufsausbildung gedruckt in der JVA Geldern, um 1989).
- August Ernst Rauschenbusch: Adolph Clarenbach's und Peter Fleisteden's Märtyrthum, wie dieselben am 28. Sept. 1529 zu Cöln verbrannt sind, 2. Auflage, Schwelm 1845 (online verfügbar unter digital.ub.uni-duesseldorf.de, Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf).
Internet
www.bildindex.de: Figuren der Heiligen Drei Könige auf rechteckigen Steinplatten vom Frankenturm (abgerufen 08.09.2022)
www.deutschefotothek.de: Stadtplan von Köln mit Gebäudeverzeichnis, ca. 1:6 500, Kupferstich, 1752 (abgerufen 02.04.2024)
de.wikipedia.org: Frankenturm Köln (abgerufen 08.09.2022)
de.wikipedia.org: Trankgassentor (abgerufen 08.09.2022)
de.wikipedia.org: Trankgasse Köln (abgerufen 08.09.2022)
www.google.de: Google-Maps, Kartenansicht im Umfeld der Hohenzollernbrücke (abgerufen 08.09.2022)
altes-koeln.de: Frankenturm (abgerufen 15.06.2023)