Die Stadt Diez wird durch das gleichnamige Grafenschloss und die beiden Flüsse Aar und Lahn geprägt.
Überblick über die Stadt Diez Vom Burgberg aus, auf dem das alte Grafenschloss thront, bietet sich eine Aussicht auf die Dächer der Stadt sowie auf die Lahn samt den Lahnwiesen. Die Struktur des heutigen Stadtzentrums ist kleinteilig. Eine Vielzahl von Gassen, in denen sich Geschäfte, Restaurants und Cafés mit Terrassen befinden, werden von Fachwerkhäusern flankiert. Die Schulstraße und die Kanalstraße bilden dabei den Kernbereich der nach 1700 erbauten Diezer »Neustadt«. Eingefasst in einen gemauerten Kanal bahnt sich, als Bestandteil der 1704 von Fürstin Henriette Amalie (1666-1726) veranlassten Neustadtbebauung, der verlegte Lauf der Aar seinen Weg durch die Stadt. Drei Brückenbogen stellen die Verbindung von Straßenzug zu Straßenzug her. Der mittlere trägt die Initialen »AA« (»Amalia Anhaltina«) der Fürstin.
Über die Schlosstreppe geht es hinauf zum hochmittelalterlichen Grafenschloss, das auf einem Keratophyrfelsen über der Stadt thront. Für rund 300 Jahre war das Grafenschloss die Residenz der Diezer Grafen, danach von Zeit zu Zeit Residenz der Grafen von Nassau-Diez und Oranien-Nassau. Die früheste Erwähnung eines Grafen in Diez stammt aus dem Jahre 1073 und benennt einen gewissen Embricho (Emicho) oder Embreko (Emmerich). Der Erbauer der mächtigen Diezer Burg soll dessen, dem Namen nach unbekannter, Bruder gewesen sein. Neben Jugendherberge und Schlossbistro ist in den alten Gemäuern heute das Museum im Grafenschloss Diez, Museum für Stadt- und Regionalgeschichte untergebracht.
Lage Diez (rund 11.000 Einwohner) liegt im Rhein-Lahn-Kreis in Rheinland-Pfalz, in unmittelbarer Nähe zu Hessen (Statistisches Landesamt, 2019). Das Lahntal bildet dabei die Grenze zwischen den Mittelgebirgen des nördlich gelegenen Westerwaldes und des nach Süden ansteigenden Taunus. Die Landschaft um Diez gehört damit zum Rheinischen Schiefergebirge und ist geprägt durch seine ländliche Umgebung, die Natur und eine Vielzahl an Relikten der älteren und jüngeren Geschichte. Darüberhinaus ist die Lahn ein attraktives Ziel für Wassersportler, die Täler und Höhen ziehen Wanderer an, Lahntal- und Aartalradweg sowie das gut ausgebaute Netz lokaler Radrouten locken Radfahrer in die Region.
Stadtgeschichte Durch Funde menschlicher Siedlungsspuren im Höhlensystem der Wildweiberlei (zwischen Diez und Altendiez gelegen), lässt sich eine Besiedlung der Region bereits in der Altsteinzeit (20.000–12.000 v. Chr.) nachweisen. Der Ort Theodissa wird erstmals 790 in einer Urkunde Karls des Großen (um 747-814) als Besitztum der Abtei Prüm erwähnt. Der Ortsname Diez wandelte sich im Laufe der Zeit vom fränkischen Theodissa über Thidesse / Diedisse und Dietz hin zu der heutigen Schreibweise Diez. In der nach-karolingischen Zeit gehörte Diez zum Herrschaftsbereich der Konradiner. In deren Nachfolge entstand in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts die Grafschaft Diez. Der Bau des Grafenschlosses fällt ebenfalls in diese Zeit. Die erste Erwähnung der Grafen von Diez, in einer Verkaufsurkunde von Gütern in Bodenheim, lässt sich auf das Jahr 1073 datieren. Heinrich II. von Diez (1145-1189) begleitete Friedrich Barbarossa (um 1122-1190) auf dessen Italienzügen und war dort an diplomatischen Verhandlungen beteiligt.
Die Stadt Diez erhielt durch Ludwig dem Bayern (1282-1347) im Jahre 1329 das Stadtrecht, woraufhin eine Stadtbefestigung mit Mauern und fünf Toren errichtet wurde. Ab 1453, nach dem Tod seines Sohnes, nannte sich Philipp der Ältere, Graf von Katzenelnbogen-Diez (1402-1479). 1479 starb die männliche Linie der Grafen von Katzenelnbogen aus. Als Erbe wurde Heinrich III. von Hessen (1440-1483) eingesetzt. Der Titel Graf zu Diez (Dietz) ist bis heute Bestandteil des Familiennamens des Hauses Hessen. Die Stadt wurde später Stammsitz der Grafen von Nassau-Diez, die im 17. und 18. Jahrhundert als Statthalter in den Niederlanden Dienst taten und auf die das heutige niederländische Königshaus zurückgeht.
1702 wurde die Linie Nassau-Diez aufgrund fehlender Nachkommen durch die Linie Nassau-Oranien beerbt. Am 16. und 17. September 1796 kam es im Zuge des 2. Koalitionskrieges zwischen Österreichern und Franzosen in der Gegend zwischen Diez und Limburg (vor allem in der Diersteiner Aue) zur Schlacht. Diez wurde im Zuge dieser Kampfhandlungen abwechselnd zum Einquartierungsort für Österreicher wie auch Franzosen. Ende des 18. Jahrhunderts gingen alle linksrheinischen Gebiete an Frankreich und das Fürstentum Oranien entstand.
1806 ging die Grafschaft Nassau-Diez im Herzogtum Nassau auf. 1866 wurde das Nassauer Land und damit auch Diez Teil Preußens. 1867 bildete sich im Zuge der preußischen Verwaltungsreform der Unterlahnkreis, dessen Kreisstadt von nun an Diez war. Im Zuge der Gebietsreform im Jahre 1969 wurden der Unterlahnkreis und der Loreleykreis (Sitz: St. Goarshausen) zum Rhein-Lahn-Kreis zusammengelegt, zu dessen Sitz die Kurstadt Bad Ems ernannt wurde.
Wichtige Stadterweiterungen Die Stadt Diez konnte unmittelbar von den Verbindungen in die niederländischen Provinzen profitieren, die über das Herrscherhaus bestanden. Stellten die niederländischen Provinzen doch eine der kolonialen Handelsmächte der Zeit dar, deren Netzwerk bis nach Südostasien, Afrika, der Karibik sowie Mittel- und Südamerika reichte. Diezer Händler konnten demnach über die Niederlande exotische und koloniale Waren beziehen und in Diez verkaufen. Dieser Umstand kam der Stadt besonders nach den entbehrungsreichen Jahren des Dreißigjährigen Krieges zugute.
Zudem setzte ein „veritabler Kulturtransfer“ ein. Die Architektur erfuhr „neue Akzente durch die technischen Innovationen im Gepäck der Baumeister aus den Niederlanden“ (Neue Züricher Zeitung 03.07.1999, Seite 66). Dies zeigt sich am Schloss Oranienstein, das Merkmale dieser „niederländischen Architektur“ aufweist.
Fürstin Albertine Agnes (1634-1696) plante den Bau eines neuen Stadtteils außerhalb der alten Stadtmauer und schuf durch auf Zeit garantierte Steuerfreiheit und billigen Baugrund 1680 und 1690 Anreize für Neubürger. An Menschen die während des jahrzehntelangen Krieges all ihr Hab und Gut verloren hatten, mangelte es in den deutschen Landen nicht und so hatte das fürstliche „Konjunkturprogramm“ Erfolg. Albertine Agnes Nachfolgerin Henriette Amalie (1666-1726) bestätigte die Privilegien nicht nur, sondern sicherte den Neubürgern die Religionsfreiheit zu und förderte den Bau einer lutherischen Kirche. Infolge dieser klugen Politik siedelten sich viele Händlerfamilien an, die sehr bald zu Wohlstand kamen und im Umkehrschluss zum allgemeinen Wohlstand in der Stadt beitrugen.
(Alana Dawn Knickmann, Universität Koblenz-Landau, 2019 / Mit freundlichen Hinweisen von Alfred Meurer)
Nassau-Diez und die Niederlande. Dynastie und Oranierstadt Diez in der Neuzeit. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau 82.) o. O.
Schwabe, Günter (1999)
Kennst du das Land, wo die Orangen blühen? Niederländische Kunst und Kultur unter den Oraniern. In: Neue Zürcher Zeitung (NZZ) vom 03.07.1999, S. 66. Zürich.
Schwedt, Georg (o.J.)
Als Karl Baedeker durch das Lahntal reiste. Norderstedt.
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