Historischer Ortskern von Niederlahnstein

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Lahnstein
Kreis(e): Rhein-Lahn-Kreis
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 18′ 32,74″ N: 7° 36′ 14″ O 50,30909°N: 7,60389°O
Koordinate UTM 32.400.589,47 m: 5.573.930,08 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.400.624,83 m: 5.575.719,97 m
  • Wirtshaus an der Lahn in Niederlahnstein (2016)

    Wirtshaus an der Lahn in Niederlahnstein (2016)

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  • Ansicht von Niederlahnstein im 18. Jahrhundert

    Ansicht von Niederlahnstein im 18. Jahrhundert

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Niederlahnstein entstand als Siedlung an der Lahn, kurz bevor die Lahn bei Niederlahnstein in den Rhein mündet. Dass sich die Häuser in Niederlahnstein besonders um die Emser Straße und die ehemalige St. Barbara Kapelle am heutigen Kirchplatz reihten, wird in Altkarten des 19. Jahrhunderts deutlich.

Die Gebiete entlang des Rheins in Niederlahnstein wurden erst im 19. und 20. Jahrhundert bebaut. Davon ausgenommen sind die Johanniskirche und der römische Burgus, eine Grenzbefestigungsanlage mit Schiffslandestelle, die während der Herrschaft von Kaiser Valentinian 369 n. Chr. errichtet wurde. Nach Aufgabe des Limes diente der Burgus zur Sicherung der Rheingrenze. Dr. Robert Bodewig entdeckte den römischen Burgus im Jahr 1914. Nach Ausgrabung und Dokumentation wurde dieser wieder zugeschüttet. Johanniskirche und Burgus gehörten zum historischen Ortskern, lagen jedoch außerhalb, wie eine Abbildung von 1835 zeigt. Heute erinnert eine Tafel, die auf einer Wiese vor der St. Johanniskirche steht, an das Römische Reich und markiert den Standort des römischen Burgus.
Die Johanniskirche, welche sich westlich vom Stadtkern befindet, ist fernab der Siedlung am Rhein gebaut. Nordöstlich der Johanniskirche befanden sich landwirtschaftlich genutzte Flächen sowie Weinberge.

Pforten und Straßen
Die Straße zwischen St. Barbara Kapelle und Johanniskirche hieß „Kirchweg“, heute „Johannesstraße“. Im Nauling befand sich die Niederpforte.
Die Straße zur Heergassenpforte wurde als „Heergasse“ bezeichnet, die heutige „Bahnhofsstraße“. Den Namen bekam sie durch den 1878 neu gebauten Niederlahnsteiner Bahnhof.
Nördlich der Emser Straße verliefen die „Holzgasse“, die früher zur Holzpforte führte, und die Hospitalgasse.
Die Oberpforte lag am östlichen Ende der Emser Straße, damals „Im Schlüssel“ genannt. Viel ist über die Pforten nicht dokumentiert. Michel/Bucher 1982 beschreiben die Pforten in wenigen Worten: „Niederlahnstein war im 16. Jahrhundert mit Gräben und stellenweise auch mit Mauern umgeben, die sich von der Niederpforte beim Nauling hinter dem Krötenpfuhl zur Heergassenpforte und von da über die am Ende der Holzgasse gelegenen “Holzgasser Pforte„ längst des Plenters hinzogen, um an der Oberpforte vorbei bei dem Arnsteiner Hof wieder an die Lahn zu stoßen“ (vgl. Landeshauptarchiv Koblenz org. Urkunde vom 01.02. 1373 Abt. 109 zitiert nach Michel/Bucher 1982, S. 408). Nördlich der St. Barbara Kapelle verlief die „Königsstrasse“, später „Krötenpfuhl“ und nach dem Bau des ersten Bahnhofs (1858) „Bahnhofsstraße“ genannt. Heute trägt sie den Namen „Langgasse“, weil es sich um die längste Gasse in Niederlahnstein handelt.

Märkerhöfe

Entlang der Lahn und nördlich der Heergassenpforte wurden in Niederlahnstein mehrere „Märkerhöfe“ errichtet, die den vornehmen Bürgern gehörten, dazu zählen unter anderem der abgerissene Raffenberger Hof, der heute noch erhaltene Arnsteiner Hof und das älteste Wohnhaus in Niederlahnstein, das sogenannte Heimbachhaus (Dietkirchener Hof). Die Bewohner verpflichteten sich, den Ort Niederlahnstein und die benachbarten Burgen als Burgmannen zu beschützen. Niederlahnstein verfügte nicht wie Oberlahnstein über eine Stadtmauer. Aus dem Grund hatten die „Märkerhöfe“ wehrhafte Mauern und demonstrierten den Feinden ihre Macht.

Stadtrechte
1332 bekam Kurfürst Balduin von Trier von Ludwig dem Bayern das Stadtrecht für Niederlahnstein zugesprochen. Die Urkunde ist ein Sammelprivileg für 40 kurtrierische Burgen und Orte, hatte aber für viele dieser 0rte, so auch für Niederlahnstein‚ nur geringe Auswirkungen. In Kriegszeiten fanden die Bürger darum weiterhin Aufnahme und Schutz in den stark befestigten kurtrierischen Städten Koblenz, Boppard und Ehrenbreitstein. Daher hat Niederlahnstein nie eine richtige Stadtmauer besessen, sondern war mit Wällen, Graben und Toren gut geschützt.
Aus dem Grund wurde Niederlahnstein als „Dorff“, „Flecken“ oder „Marktflecken“ bezeichnet. Erst 1885 erhielt Niederlahnstein durch die preußische Städteordnung Stadtrecht.

Erweiterung und Gründung von Lahnstein
Durch Betrachtung der aktuellen topographischen Karte kann festgestellt werden, dass sich Niederlahnstein in Richtung Horchheim ausweitete. Heute kann man beim Vorbeifahren kaum noch die Grenze zwischen dem Koblenzer Stadtteil Horchheim und dem Beginn von Niederlahnstein erkennen. Lediglich die Ortstafel verdeutlicht, wo Niederlahnstein beginnt. Im Jahr 1969 wurde aus den zwei Städten Ober- und Niederlahnstein eine Stadt. Diese neue Stadt heißt „Lahnstein“.

(Milena Bagic, Universität Koblenz-Landau, 2016; Bernd Geil, Stadtarchiv Lahnstein, 2020)

Internet
lahnstein.de: Lahnsteiner Straßennamen (PDF-Dokument ca. 217 KB, abgerufen am 09.09.2016)

Literatur

Eisenbarth, Willi (1994)
Historische Stätten und Sehenswürdigkeiten in Lahnstein. Ein Lahnsteiner Stadtführer. Lahnstein.
Michel, Fritz; Bucher, Peter (1982)
Geschichte der Stadt Lahnstein. S. 408, Lahnstein.
Seibert, Hubertus (1999)
Vom kurfürstlichen Ort zur großen kreisangehörigen Stadt. Die Geschichte Lahnsteins im 19. und 20. Jahrhundert. S. 13, Lahnstein.
Stadtarchiv Lahnstein (2015)
Lahnstein hat Geschichte (Folge 398). Eines der ältesten Wohnhäuser Deutschlands: Vor über 825 Jahren wurde der Dietkirchener Hof erbaut. In: Rhein-Lahn Kurier 24/2015, S. 9. S. 9, Höhr-Grenzhausen. Online verfügbar: PDF

Historischer Ortskern von Niederlahnstein

Schlagwörter
Ort
56112 Lahnstein - Niederlahnstein
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kein
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1500

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Milena Bagic, Bernd Geil: „Historischer Ortskern von Niederlahnstein”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-256260 (Abgerufen: 26. April 2024)
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