Institut für Fördertechnik (IFF)

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Leipzig
Kreis(e): Leipzig
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 18′ 16,39″ N: 12° 19′ 2,42″ O 51,30455°N: 12,31734°O
Koordinate UTM 33.313.008,61 m: 5.687.110,93 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.522.235,51 m: 5.685.573,59 m
  • Werkskomplex, Luftbildaufnahme aus südwestlicher Richtung

    Werkskomplex, Luftbildaufnahme aus südwestlicher Richtung

    Fotograf/Urheber:
    Ronald Heynowski
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  • Werkskomplex östlich der Bahnlinie, Werkskomplex aus südlicher Richtung

    Werkskomplex östlich der Bahnlinie, Werkskomplex aus südlicher Richtung

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    Ronald Heynowski
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Das am 1. Oktober 1956 durch das Ministerium für Schwermaschinenbau gegründete Institut für Fördertechnik wurde auf einem, durch den VEB Leipziger Transportanlagen genutzten, Werksgelände im Zentrum des Ortsteiles Großzschocher, östlich der Bahnlinie Leipzig-Probstzella, angesiedelt. Zu diesem Zeitpunkt hatten bereits über fünf Jahrzehnte Industriegeschichte das Areal am westlichen Ende der Anton-Zickmantel-Straße geprägt: Die erste Fabrikanlage auf dem Gelände datiert auf 1898. Dieser eingeschossige Ziegelbau mit Sheddach der Leipziger Bandfabrik, einer Baumwollen- und Leinenweberei, ging mit seinem einfachen Baukörper in der massiven Fabrikerweiterung der Leipziger Gummiwarenfabrik AG zu Beginn der 1920er Jahre auf und ist als Bauabschnitt im historischen Fabrikbereich noch erkennbar. Sowohl der zur Straße orientierte Verwaltungsbau als auch der Ziegelbau der Fabrik gehen auf diese Zeit zurück und dominieren den der Bahnlinie zugewandten Teil des Betriebsgeländes, das sich längs der Schienen erstreckt. Nachdem Mitte der 1930er Jahre die Leipziger Industriebau AG hier ihren Standort hatte, wurde das Gelände spätestens 1938 Teil der Allgemeinen Transportanlagen Gesellschaft m.b.H. und firmierte als Werk V des Stammwerkes, das einige hundert Meter in nordwestlicher Richtung an der Schönauer Straße gelegen war. Das 1933 in das Firmenkonsortium von Friedrich Flick übernommene Unternehmen, das bis dahin gleich den Bleichert-Werken Ausrüstungen (auch) für den Bergbau produziert hatte, wurde für die Aufrüstung im Flugbereich umprofiliert. Nach Kriegsende wurden in Rückbesinnung auf die Zeit vor dem Einstieg in die Rüstungsgüterproduktion unter betrieblicher Zugehörigkeit zum VEB Leipziger Transportanlagen erneut Güter zur Ausrüstung von über- und untertägigem Bergbau sowie Förderanlagen und Hebezeuge hergestellt.
Der Braunkohlenbergbau als zentraler Industriezweig in Mitteldeutschland war dabei ein wichtiger Abnehmer und Motor der Produktion. Zwar hatte schon vor 1956 im Unternehmen eine Abteilung für Konstruktion und Montage bestanden, doch für das Ziel der technischen Weiterentwicklung und Effektivitätssteigerung in der Bergbauindustrie im Speziellen und der Industrie im Allgemeinen, wurde es notwendig diese Aufgaben in einem eigenständigen Institut zu bündeln, das »… zur wissenschaftlichen Zentrale für alle auf diesem Gebiet produzierenden Betriebe in der DDR werden.« sollte. Nach der Gründung des Instituts durch das Ministerium für Schwermaschinenbau 1956 wurde drei Jahre später ein umfassender Entwicklungsplan zur baulichen Erschließung des Geländes erarbeitet, der u.a. ein zweiflügeliges Institutsgebäude sowie mehrere Prüfstandhallen vorsah. Eine solche Gesamtkonzeption wurde jedoch nicht umgesetzt, sondern schrittweise Umbauten vorgenommen bzw. das Gelände etappenweise um Neubauten, vor allem Leichtbauhallen, ergänzt. Auch die Errichtung eines zentralen Büro- bzw. Forschungsgebäudes blieb aus. Insgesamt ergibt sich so ein baulich sehr heterogenes Bild des Institutsgeländes.

Trotz der räumlich unbefriedigenden Situation stabilisierte und erweiterte sich der Aufgaben- und Geltungsbereich des Instituts für Fördertechnik seit den 1950er Jahren stetig. Bestand zu Beginn die »… Hauptaufgabe des Instituts ... darin, die Entwicklung und Produktion von Fördermitteln und Bergbaumaschinen so zu beeinflussen, dass sie den höchsten technischen Stand erreichen und mit dem geringsten ökonomischen Aufwand hergestellt werden«, war es in der Folgezeit auch für die Einführung industrieller Normen und Richtgrößen zuständig. In den drei Hauptabteilungen Bergbauausrüstung, Förderanlagen und Allgemeine Technik erfüllte das Institut für Förderanlagen Aufgaben der Entwicklung, Prüfung, Standardisierung, Gütesicherung und erfüllte darüber hinaus auch eine beratende Funktion. Die Braunkohlenindustrie war dabei maßgebliches Feld der Forschung und Entwicklung. Zur zielgerichteten Verbesserung der Kohlengewinnung und -Verarbeitung koordinierte das Institut die DDR-weiten Anstrengungen in diesem Bereich. Beispielhaft dafür seien die Standardisierung schwerer Tragrollen für Tagebaugroßgeräte sowie die stationären und rückbaren Bandanlagen und die Entwicklung eines Mehrzweckgleisgerätes sowie einer Einheitsstrecken-Vortriebsmaschine genannt. Darüber hinaus verfügte das Institut über eine feinmechanische Werkstatt, in der Messgeräte für die eigenen, speziellen Anwendungsbereiche angefertigt wurden. In einem spannungsoptischen Labor konnten u.a. Schneidkraftmessungen an Schaufelradbaggern vorgenommen sowie Rückkräfte an Bandanlagen simuliert werden. Zwar standen neben den speziell für den Anwendungsbereich des Braunkohlentagebaus entwickelten Maschinen und Geräte auch solche, allgemeinen Industriebedarfs wie Hebezeuge, Flurförderzeuge, Aufzüge, Stetigförderer, Bagger, Absetzer, Hilfs- und Bohrgeräte im Portfolio. Der Braunkohlenbergbau war für die Tätigkeit des Instituts und sein Innovationsprofil jedoch ein zentraler Bezugspunkt. Das Institut, dessen privatunternehmerischer Nachfolger seit 1992 besteht und der weiterhin (die neueren) Gebäude des ehemaligen Geländes nutzt, ist Zeugnis des von der Braunkohlenindustrie ausgehenden Innovationspotentials einerseits wie von ihrer Bedeutung für die Wirtschaft der DDR andererseits.

(Isabell Schmock-Wieczorek, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)

Datierung:
  • Erbauung 1956–1992

Quellen/Literaturangaben:
  • Institut für Fördertechnik Leipzig: 5 Jahre Institut für Fördertechnik Leipzig; Leipzig 1961.
  • Heinker, Helge-Heinz: Wirtschaft und Verkehr; In: Hehl, Ulrich von (Hg.): Geschichte der Stadt Leipzig. Vom Wiener Kongress bis zum Ersten Weltkrieg, Bd. 3, Geschichte der Stadt Leipzig. Leipzig 2018, S. 337-345, S. 338-339.
  • zeitläufer. Agentur für Ausstellungen: Institut für Fördertechnik in Leipzig IFF; In: Schichtwechsel. Porträts aus dem insdustriellen Alltag des Leipziger Westens. URL: https://schichtwechselleipzig.wordpress.com/category/firmen/institut-fur-fordertechnik-in-leipzig-iff/ (26.09.2022).
  • Bauaktenarchiv Leipzig, Anton-Zickmantel-Str. 50, Band I.
  • Bauaktenarchiv Leipzig, Anton-Zickmantel-Str. 50, Band XVII.
  • Bauaktenarchiv Leipzig, Anton-Zickmantel-Str. 50, Band XX.

Bauherr / Auftraggeber:
  • Bauherr: Leipziger Bandfabrik K. Grötzsch
  • Bauherr: Leipziger Gummi-Waaren-Fabrik Vorm. Julius Marx, Heine & Co. (GND: 5055497-9)
  • Bauherr: Allgemeine Transportanlagen-Gesellschaft Maschinenfabrik (Leipzig) (GND: 3053248-6)
  • Bauherr: Institut für Fördertechnik Leipzig (GND: 2013930-5)

BKM-Nummer: 30500143

Institut für Fördertechnik (IFF)

Schlagwörter
Ort
Großzschocher
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank

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„Institut für Fördertechnik (IFF)”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-30500143 (Abgerufen: 20. März 2025)
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