Diese Objektgruppe versammelt Spuren des Architekten und Stadtplaners Rudolf Schwarz (1897-1961), der für die Zeit nach 1945 als einer der bedeutendsten Architekten beim Wiederaufbau kriegszerstörter (Kirchen-) Gebäude in Deutschland gilt.
Rudolf Schwarz wurde 1897 im damals zum deutschen Reichsland Elsaß-Lothringen gehörenden Straßburg geboren, wo er als Sohn des Leiters eines Gymnasiums aufwuchs und sein Abitur ablegte. In den Jahren 1914 bis 1919 studierte er - mit Unterbrechung für den Militärdienst - an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg Architektur und absolvierte nachfolgend eine Ausbildung im Hochbauamt des Preußischen Regierungspräsidiums in Köln, die er Ende 1923 als Regierungsbaumeister abschloss. Zugleich war er bis 1924 an der Staatlichen Kunstakademie in Berlin Meisterschüler und Mitarbeiter bei Hans Poelzig (1869-1936), bei dem er 1923 mit der Dissertation „Frühtypen der rheinischen Landkirchen“ promovierte. Ergänzend dazu studierte Schwarz zwischen 1918/19 und 1924 katholische Theologie, Philosophie und Geschichte in Bonn.
Rudolf Schwarz wurde 1925 von Dominikus Böhm (1880-1955), einem der bedeutendsten deutschen Kirchenbauer des 20. Jahrhunderts und Vater von Gottfried Böhm (1920-2021), an die Technischen Lehranstalten in Offenbach (Bau- und Kunstgewerbeschule) geholt, wo er bis 1927 lehrte. Mit Dominikus Böhm ging er zugleich eine Ateliergemeinschaft ein. Auf Empfehlung Böhms ging Schwarz als Direktor an die Aachener Kunstgewerbeschule, wo er sein Idealkonzept einer „Werkschule“ verwirklichen konnte und die er zwischen 1927 und ihrer Schließung durch die Nationalsozialisten 1934 leitete. Obgleich der Architekt dem NS-Staat ablehnend gegenüberstand (www.rheinische-geschichte.lvr.de), erfolgte die Schließung offenbar weniger aus Gründen der Ablehnung des „Neuen Bauens“ durch die NS-Machthaber (vgl. auch die Kunst- und Architekturschule Bauhaus), als vielmehr infolge eines vorherigen drastischen Rückgangs der Zahl der Studierenden. Von 1934 bis 1940 arbeitete Schwarz als freier Architekt und Autor und von 1941 bis 1944 als Landesplaner im lothringischen „NS-Gau Westmark“.
Nach erneutem Kriegsdienst ab Ende 1944 und seiner Entlassung aus französischer Kriegsgefangenschaft im Februar 1946 gründete Schwarz Architekturbüros in Frankfurt a.M. und Köln. Zum 1. November 1946 wurde Rudolf Schwarz zum Generalplaner für den Wiederaufbau der Stadt Köln berufen, deren Altstadt nach dem Zweiten Weltkrieg zu 95% zerstört war. In dieser Funktion (bis 1950/52) baute er „über dreißig Kirchen wieder auf, baute sie neu oder gestaltete sie um.“ (www.buergerverein-koeln-muengersdorf.de) Unter Schwarz' Leitung oder Beteiligung erfolgten - auch in den Folgejahren - alleine in der Domstadt u.a. der Wiederaufbau der Kirchen Sankt Mechtern in Ehrenfeld (1947/54), Sankt Heribert in Deutz (1949/51), der Wiederaufbau der Pfarrkirche und Neubau der (dritten) Kapelle Kalk (1950/52) und der Wiederaufbau der „guten Stube“ der Stadt, des Festhauses Gürzenich in der Altstadt (1952/55). Schwarz zeichnete in diesen Jahren ferner für die Pläne zum Neubau des heutigen Kölner Wallraf-Richartz-Museums (1953/57, der bis 1986 genutzte „Schwarz-Bernard-Bau“ an der Rechtschule) und des „Dürener Doms“ (die Annakirche, 1951/56) verantwortlich und war einer der Architekten, die die im Krieg ausgebrannte Frankfurter Paulskirche 1946/48 als nationales Symbol und Denkmal der Demokratie in Deutschland wieder zu einem repräsentativen Ort aufbauten.
Rudolf Schwarz lehrte von 1953 bis zu seinem Tod an der Kunstakademie Düsseldorf Städte- und Kirchenbau. Daneben wirkte er als Autor und freier Architekt in Architekturbüros in Köln, Frankfurt a.M. und Berlin. Seit 1956 lebte er zusammen mit seiner ebenfalls als Architektin und Hochschullehrerin tätigen Ehefrau Maria (1921-2018, geborene Lang, Heirat 1951) in einem von beiden geplanten Wohn- und Atelierhaus am Lövenicher Weg in Köln-Müngersdorf, wo Rudolf Schwarz im Alter von 63 Jahren starb und auch sein Grab fand. Nach dem Tod von Maria Schwarz wurde das Ehepaar im Juni 2018 posthum zu verdienstvollen Bürgern der Stadt Köln ernannt. Die gemeinsame Grabstätte auf dem Friedhof Müngersdorf (Flur 12 Nr. 6/7) wird als Ehrengrab erhalten.
Internet www.rheinische-geschichte.lvr.de: Rudolf Schwarz, Architekt und Stadtplaner (1897-1961) (Text Wolfgang Pehnt, abgerufen 18.07.2022) d-nb.info: Prof. Dr.-Ing. Rudolf Schwarz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (abgerufen 18.07.2022) www.buergerverein-koeln-muengersdorf.de: Rudolf Schwarz, Architekt des heutigen Köln (Text Kurt Schlechtriemen, abgerufen 18.07.2022) deu.archinform.net: Studienrat Dominikus Böhm, Architekt und Komponist (1880-1955) (abgerufen 18.07.2022) deu.archinform.net: Stadtbaurat Prof. Dr. h.c. Hans Poelzig, Architekt, Bühnenbildner, Maler und Filmarchitekt (1869-1936) (abgerufen 18.07.2022) deu.archinform.net: Prof. Dr.-Ing. Rudolf Schwarz, Architekt und Autor (1897-1961) (abgerufen 18.07.2022) deu.archinform.net: Maria Schwarz, Architektin (1921-2018) (abgerufen 18.07.2022) de.wikipedia.org: Rudolf Schwarz, Architekt (abgerufen 18.07.2022)
Literatur
Pehnt, Wolfgang; Strohl, Hilde / Museum für Angewandte Kunst Köln (Hrsg.) (1997)
Rudolf Schwarz, Architekt einer anderen Moderne. Katalog zur Ausstellung im Museum für Angewandte Kunst, Köln, 16.5.-3.8.1997 / Architektur-Zentrum Wien, Wien, 1.12.1998-10.1.1999. Ostfildern-Ruit.
Schwarz, Rudolf (1950)
Das neue Köln - Ein Vorentwurf. In: Aufsatzsammlung, hrsg. von der Stadt Köln (Redaktion Hans Schmitt), S. 3-64. Köln.
Spuren des Architekten Rudolf Schwarz im Rheinland
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