Weinberg Drachenlay am Drachenfels

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Bad Honnef, Königswinter
Kreis(e): Rhein-Sieg-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 39′ 51,08″ N: 7° 12′ 16,29″ O 50,66419°N: 7,20453°O
Koordinate UTM 32.373.109,11 m: 5.614.020,57 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.585.206,20 m: 5.614.982,32 m
  • Weinberge der Drachenlay (2023)

    Weinberge der Drachenlay (2023)

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    Weinberge der Drachenlay (1973)

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    Weinberge der Drachenlay (2023)

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    Weinberge der Drachenlay (um 1935)

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    Weinberge der Drachenlay (2023)

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    Weinberge der Drachenlay (2023)

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    Weinberge der Drachenlay (2023)

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Weinbau am Drachenfels
Die prominent am Fuße des Drachenfels gelegenen Weinberge der Drachenlay, Domley und des Ulanenecks sind ein gutes Beispiel für die Umgestaltung einer gewachsenen alten Kulturlandschaft in eine „neue“, den heutigen ökonomischen Anforderungen angepassten Kulturlandschaft. Die Prozesse des Umbaus setzen schon in den 1920er Jahren ein, doch erst durch die von 1978 bis 1980 durchgeführten Flurbereinigungen wird die alte Terrassenlandschaft restlos ausgeräumt und neu aufgebaut. Die Flurbereinigung ist einerseits die Rettung des kriselnden Weinbaus, andererseits der Untergang der historischen Kulturlandschaft und eines wertvollen Biotops: Eine radikale Maßnahme hinsichtlich der Kulturlandschaft und der Ökosysteme, die man in dieser Form so heute wahrscheinlich nicht mehr durchführen würde. Nach wie vor wird das Landschaftsbild am Drachenfels von den zahlreichen Besuchern als „schön“ wahrgenommen, auch wenn die gewandelte Kulturlandschaft heute allerdings maschinengängig ist.

Weinberg Drachenlay
Die Weinlage zwischen dem bewaldeten Rüdeneter Felsenmeer und dem weiter südlich gelegenen Domstein - oder auch Steinchen - genannten Felsvorsprung wurde vom Weingut Wintermühlenhof ab den 1920er Jahren als Drachenlay bezeichnet. Dabei handelt es sich wohl um eine geschäftsfördernde Wortschöpfung des Weingutes, denn die Urkatasterkarte verzeichnet für den Königswinterer Teil des Weinbergs die traditionellen Namen Rüdenet, Bocksacker, Kapellenberg und Steingasse. Im Rhöndorfer Teil finden sich die Bezeichnungen Kuhlenter, Schale sowie nochmals Steingasse. Letztere verlief als schmaler Streifen entlang der ehemaligen Steinrutsche aus den oberhalb liegenden Drachenfelser Steinbrüchen und bildete die Grenze zwischen den beiden Kommunen. Die administrativ korrekte Bezeichnung für die Lage ist: „Anbaugebiet Mittelrhein, Großlage Petersberg, Königswinterer Drachenfels.“ Die Weinberge auf Rhöndorfer Seite: „Rhöndorfer Drachenfels“.

Frühe Fotografien wie z. B. eine Stereoskopie von 1882 oder ein Schrägluftbild von 1914 zeigen eine kleinteilig parzellierte, durch zahlreiche Terrassen und Mauern gegliederte Landschaft. Die alten Weinberge des Kölner Jesuitenkollegs und des Bocksackers oberhalb des Wülsdorfer Hofs zeichnen sich durch eine besonders hohe Dichte an Mauern aus. Auch der Rhöndorfer Teil zwischen der Steingasse und dem Domstein fällt durch dicht gestaffelte Terrassenmauern auf.

Schon in den 1920er Jahren, lange vor den Flurbereinigungen Anfang der 1980er Jahre, bemüht sich das Weingut Wintermühlenhof um die Arrondierung der zersplitterten Besitzverhältnisse und eine Zusammenlegung der kleinteilig parzellierten Weinberge. Der Anbau soll so ökonomischer gestaltet werden. Nachdem der kapitalstarke Unternehmer Ferdinand Muehlens (Weingut Wintermühlenhof, Hotel Petersberg, Parfümerie 4711) und dessen Sohn Peter Mülhens nach und nach die Parzellen erworben haben, können die Arbeiten 1924 beginnen.

Die Maßnahmen beschränken sich in einem ersten Bauabschnitt zunächst auf den Rhöndorfer Teilbereich zwischen der Steingasse und dem Domstein. Die alten dicht stehenden Maueranlagen löst man zugunsten neuer großzügiger Terrassen auf. Es werden „mächtige neue Terrassenmauern“ (Echo des Siebengebirges 1924) gesetzt. Breite Wege ermöglichen beim Bau den Einsatz einer Feldbahn. Die Anbaugrenze zum Wald hin wird begradigt und ein dabei störender Felsriegel mit Sprengungen entfernt.

In einem zweiten Bauabschnitt bereinigt man den Königswinterer Bereich zwischen der Steingasse und dem Rüdenet. Auch hier legt man die Parzellen zu größeren Einheiten zusammen und begradigt die obere Waldkante. 1935 bemerkt die Honnefer Volkszeitung, dass Mülhens die kleineren alten Mauern abreißen lasse, um neue, 2,50 Meter hohe Mauern zu setzen. Die anfallenden Steine würden für Wege wiederverwendet. Zentral in den Weinbergen gelegen entsteht außerdem ein kleines Wirtschaftsgebäude. Im Volksmund spricht man auch von den „Mülhens´schen Anlagen“.

Von den Arbeiten unberührt bleiben der Bocksacker, ein zum Wülsdorfer Hof gehörendes altes Terrassenensemble, die nördlich anschließenden Weinbergsterrassen des Kölner Jesuitenkollegs, sowie das oberhalb am Hang gelegene Weingut Rüdenet. Auch nach den Arrondierungen und baulichen Maßnahmen bleiben Weinbergsterrassen weiterhin ein typisches Landschaftselement der Drachenlay, wie unzählige Ansichtskarten belegen.

1959 gibt die Familie Muehlens den Weinbau auf und versucht die Parzellen in Wald umzuwandeln, um sie dann an den Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS) zu verkaufen. Dies ist allerdings bei der Lage direkt am Rhein politisch nicht durchzusetzen. Zu groß ist die touristische und damit wirtschaftliche Bedeutung des Weinbaus.

Die Flächen blieben brach liegen, und innerhalb kürzester Zeit verbuschen die Weinberge der Drachenlay. Weinbau findet in den 1960/70er Jahren am Drachenfels nur noch an der Rhöndorfer Domley und am Ulaneneck statt. Ein 1973 aufgenommenes Schrägluftbild zeigt die damalige Situation.

1971 wird das Siebengebirge dann in die Rekultivierungspläne des Amtes für Agrarordnung aufgenommen, um angesichts des kriselnden Weinbaus den vollständigen Untergang zu verhindern. Der Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Diether Deneke, setzt sich dafür ein, dass letztendlich die Weinberge bei Oberdollendorf und am Drachenfels in das Maßnahmenprogramm aufgenommen werden.

Mit Beginn der Arbeiten zwischen 1978 und 1980 modellierte man die nun schon bald 20 Jahre brachliegenden Hänge der Drachenlay und am ehemaligen Wülsdorfer Hof vollständig neu. Der Wülsdorfer Hof selbst muss bereits Anfang der 1960er Jahre dem Bau der vierspurigen B 42 weichen. Nach Auflösung der Parzellenstruktur werden die alten Weinbergsterrassen sowie die dammartige Erhöhung der Steingasse abgetragen und das Material flächig am Hang verteilt. Für den Bau von breiten Wirtschaftswegen legt man tiefe Hangeinschnitte an und durchbricht die Felsnase des Domsteins, um eine Wegverbindung zur benachbarten Rhöndorfer Domley zu schaffen. Der Oberhang zum Drachenfels muss mit einer hohen Mauer gesichert werden.

Innerhalb der neu geschaffenen Anbauflächen der Drachenlay verzichtete man auf den Bau von Mauern. Dies empfiehlt auch Richter (1978) in einem landschaftsökologischen Gutachten zur Flurbereinigung an der Drachenlay: „Schließlich muß darauf hingewiesen werden, daß bei der ohnehin relativ geringen Hangneigung der Drachenlay die Errichtung von Weinbergmauern vermieden werden sollte, da die entsprechende Verflachung des dahinterliegenden Terrains eine Verminderung der direkten Sonneneinstrahlung auf den Boden zur Folge hätte.“

Schon bald nach Ende der Baumaßnahmen kommt es vor allem im Bereich des Rüdenet zu Hangrutschungen. Das Weingut Rüdenet, welches nicht an den Flurbereinigungsmaßnahmen beteiligt war, wird dadurch baufällig und muss letztendlich 1985 abgerissen werden.

Zustand
Im Vergleich historischer Fotos mit heutigen Ansichten ist der großflächige Verlust an Mauerwerk leicht erkennbar. Insgesamt besaß die Terrassenlandschaft an Drachenlay und Rüdenet im Jahr 1957 noch einen Bestand an Trockenmauern von rund 2.300 Metern Länge. Nachdem bereits 1962 die untersten Terrassen dem Bau der B 42 zum Opfer gefallen sind, verbleiben nach der Flurbereinigung nur kurze Mauerabschnitte von insgesamt 120 Metern am Rüdenet und am Dicken Stein.

Die ökologischen und kulturhistorischen Schäden durch die Flurbereinigungen am Drachenfels sind noch heute erheblich: Trockenmauern stellen neben ihrer Funktion als landschaftsgliederndes, kulturhistorisches Element einen ökologisch hochwertigen Lebensraum dar, der zahlreichen spezialisierten und bedrohten Arten eine Nische bietet. Die negativen Auswirkungen werden bereits 1984 für die Spinnenfauna nachgewiesen. Die vollständige Entfernung der alten Mauerbestände und lückenlose Verfugung der neu errichteten Mauern führt zu einem ersatzlosen Verlust des ehemaligen Lebensraums.

Nach der Flurbereinigung gehen die Flächen an der Drachenlay an das Königswinterer Weingut Pieper, welches heute auf einer Fläche von insgesamt 9 Hektar erfolgreich Weinbau betreibt.

Datierung
14. Jahrhundert bis heute

Zugang
Der Zugang der Weinberge über die offiziellen Wirtschaftswege ist frei.

Hinweis
Das Objekt „Weinberg Drachenley am Drachenfels“ ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Siebengebirge (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 446).

(Jörn Kling, 2024)

Internet
www.weingut-pieper.de: Weingut Pieper (abgerufen 11.09.2025)

Quellen
Echo des Siebengebirges, 7.10.1924
Honnefer Volkszeitung, 6.2.1935
Entwurf Pachtvertrag o. D.; Walter Hahn an Dr. Berndt, 25.2.1962, Stadtarchiv Bonn, Depositum VVS, SN-168-A-695.
Rhein-Weinbau-Karte. Bureau der Königlichen Regierung, Koblenz (1904). 1:50.000

Literatur

Biesing, Winfried (1980)
Drachenfelser Chronik. Geschichte eines Berges. Bonn.
Bouillon, Barbara; Kling, Joern; Lamberty, Christiane (2025)
Zeugen der Landschaftsgeschichte im Siebengebirge. Teil 3. Wingert und Busch. (Kulturlandschaftspflege im Rheinland.) Köln.
Lisken-Kleinmanns, Antje (1995)
Wie verändern Flurbereinigung und intensive Bearbeitung im Weinberg die Zoonose der epigaischen Spinnen?. In: Arachnologische Mitteilungen, hrsg. von den Arachnologischen Arbeitsgemeinschaften Deutschlands, Jg. 10, S. 1-10. Basel.
Richter, Michael (1978)
Landschaftsökologische Standortanalysen zur Ermittelung des natürlichen Potentials von Weinbergbrachen am Drachenfels. Ein Beitrag zur angewandten Landschaftsökologie. (Arbeiten zur Rheinischen Landeskunde, Heft 45.) Bonn.

Weinberg Drachenlay am Drachenfels

Schlagwörter
Ort
Deutschland
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1300 bis 1920

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Jörn Kling: „Weinberg Drachenlay am Drachenfels”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-356198 (Abgerufen: 14. November 2025)
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