Haus Rüdenet am Drachenfels

Weingut Rüdenet

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Königswinter
Kreis(e): Rhein-Sieg-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 39′ 59,18″ N: 7° 12′ 18,05″ O 50,66644°N: 7,20501°O
Koordinate UTM 32.373.149,67 m: 5.614.269,93 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.585.236,64 m: 5.615.233,18 m
  • Weingut Haus Rüdenet (2023)

    Weingut Haus Rüdenet (2023)

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Das Haus Rüdenet und dessen tragischer Untergang ist vielen älteren Anwohnern und Besuchern des Siebengebirges ein fester Begriff. Doch nach und nach entschwindet die Erinnerung an das Traditionshaus aus dem allgemeinen Bewusstsein und wird, ebenso wie der nahezu zeitgleich abgerissene „Wülsdorfer Hof“ am Fuße des Drachenfels, zu einer Fußnote der Geschichte.

Der Ursprung von Haus Rüdenet ist nicht genau belegt. Angeblich soll es bereits im 14. Jahrhundert als einer von vier Wirtschaftshöfen der Herren vom Drachenfels angelegt worden sein (Wiese 1986). Um 1810 wird der Hof von der Königswinterer Familie Schäfer übernommen. Clemens August Schäfer war zunächst Rentmeister der Grafen von Gudenau, dann von 1814 bis 1835 Bürgermeister von Königswinter. Stammhaus der Familie war der Düsseldorfer Hof in Königswinter. Das Hauptgebäude des Hauses Rüdenet war ein massiver Bruchsteinbau, dazu gehörten außerdem ein Stallgebäude und ein Keller.

Um die Jahrhundertwende liegt der Schwerpunkt des Betriebs im Weinbau. Die Erben des „Domainenraths Schäfer“ suchen 1900 mit einer Anzeige im Echo des Siebengebirges für ihr Weingut „Rüdenet“ „…einen tüchtigen, erfahrenen Winzer zum Bau von drei Morgen, 166 Ruthen Weinberg.“ Mit diesem Landbesitz zählte das Rüdenet zu den größeren Weingütern in Königswinter. Dem Pächter wird eine Wohnung mit Stall für drei Stück Vieh und der Keller auf Haus Rüdenet in Aussicht gestellt. Außerdem dürfen vier Morgen Wiese und Ackerland für den Eigenbedarf bewirtschaftet werden. Die Weinbergsarbeiten würden im Akkord nach ortsüblichen Preisen bezahlt werden. Historische Fotos um 1914 zeigen, wie sich die durch Terrassen gegliederten Weinberge den Hang hoch bis an das Anwesen ziehen.

1913 wird das Haus Rüdenet umgebaut und großzügig erweitert. So entsteht auch eine gemauerte Terrasse vor dem Gebäude. Nach dem Ersten Weltkrieg übernimmt die Enkelin von Clemens August Schäfer, Elisabeth Wiese, als alleinige Besitzerin das Anwesen von einer familiären Erbengemeinschaft. Nach dem Ersten Weltkrieg stellt man einen Teil der Weinberge auf den Anbau von Pfirsichen um. Das Haus und Weingut wird schön länger auch als Gasthof geführt. Eine Postkarte aus den 1930er Jahren benennt es als Familienpension.

In den 1950er und 1960er Jahren macht sich das modernisierte Haus als Ausflugslokal und Hotel einen Namen. 1956 finden die Dreharbeiten zu dem Film „Das Sonntagskind“ mit Heinz Rühmann am Rüdenet statt.

Um die Mitte der 1970er Jahren stellt man den Gastronomiebetrieb und den Weinbau am Rüdenet ein. 1982 wird das Anwesen von Elisabeth Wiese auf Sabine Sauer übertragen, die zusammen mit Andreas Jentzsch die Landwirtschaft als biologischen Betrieb wieder aufnehmen möchte. Doch über erste Anfänge hinaus kommt es nicht mehr.

Die Geschichte des Anwesens endet dramatisch: Bereits 1936 hatten starke Regenfälle schon mal Rutschungen am Rüdenet ausgelöst, bei denen die an den Besitz angrenzende südliche Parkmauer von Schloss Drachenburg beschädigt wurde. Durch die großflächigen Umgestaltungen und Abgrabungen im Rahmen der Flurbereinigungen am Drachenfels von 1978-1980 kommt der gesamte unterhalb des Hauses liegende Hang ins Rutschen und 1985 muss das Gebäude aufgrund schwerer Bauschäden abgerissen werden. Zuvorige Proteste der lokalen Bevölkerung und die Bemühungen des Fördervereins Kulturdenkmal Rüdenet e.V., der sich für den Erhalt des beliebten Ausflugsorts einsetzt, bleiben wirkungslos. Eigentlich waren die zum Rüdenet gehörenden Flächen von der Flurbereinigung gar nicht betroffen, da die Eigentümer die Maßnahmen abgelehnt hatten. Erst nachträglich werden anhand geologischer Untersuchungen die Erdarbeiten der Flurbereinigungsmaßnahmen konkret als Ursache für die Rutschungen benannt.

Zustand
Heute kann der ehemalige Standort des Hauses Rüdenet nur noch schwer nachvollzogen werden. Lediglich einige Ziegel- und Mauerbruchstücke zeugen von dem Gebäude. Selbst der im Hang liegende Weinkeller wurde zerstört. Anstelle der ehemaligen Wein- und Obstgärten erstreckt sich nun ein Wiesengelände. Der lange brach liegende Oberhang mit einigen Obstbäumen wurde zuvor Ende der 1980er Jahre durch den Verein „Bürgerinitiative Naturschutz Siebengebirge e.V.“ freigestellt. Ab den 2000er Jahren betreut die Biologische Station des Rhein-Sieg Kreises die Fläche und im Rahmen des Naturschutzprojektes „Chance7“ erfolgt 2019/2020 die Rodung des mittlerweile dicht verbuschten Unterhangs.
Dadurch sollen für wärmeliebende Arten wieder ein Biotopverbund geschaffen und zugleich durch eine extensive Beweidung der Lebensraum bedrohter Offenland-Arten erhalten werden, die in den letzten Jahren stark zurückgegangen sind. Außerdem wird eine historische Sichtachse vom Rhein über die Weinberge auf Schloss Drachenfels wieder hergestellt.

In der Wiese des Rüdenets finden sich kleine Reste der alten Weinbergsmauern. Eine Mauer auf Höhe des ehemaligen Hauses ist in vergleichsweise gutem Zustand, eine weitere Mauer an der unteren Grundstücksgrenze befindet sich hingegen in der Auflösung und ist vor allem von Brombeeren überwachsen.

Datierung
13. Jahrhundert bis 1985

Zugang
Nicht zugänglich, Naturschutzgebiet. Von den Wirtschaftswegen der darunter liegenden Weinberge können die Wiesen des Rüdenet eingesehen werden.

Hinweis
Das Objekt „Haus Rüdenet am Drachenfels“ ist Objekt des historischen Kulturlandschaftsbereiches Siebengebirge (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 446).

(Jörn Kling, 2024)

Internet
weinort-koenigswinter.blogspot.com: Weinort Königswinter + Oberdollendorf - Weingut Haus Rüdenet (abgerufen 18.09.2025)
ga.de: Die Landschaft um Schloss Drachenburg wird neu gestaltet (General-Anzeiger, Text: Hansjürgen Melzer, Artikel vom7.02.2020, abgerufen 18.09.2025)

Quellen
Bonner Rundschau, 21.10.1978
Echo des Siebengebirges, 10.11.1900, 24.4.1937
Rhein-Sieg Anzeiger, 10.5.1987
General-Anzeiger-Bonn, 7.02.2020

Literatur

Biesing, Winfried (1980)
Drachenfelser Chronik. Geschichte eines Berges. Bonn.
Bouillon, Barbara; Kling, Joern; Lamberty, Christiane (2025)
Zeugen der Landschaftsgeschichte im Siebengebirge. Teil 3. Wingert und Busch. (Kulturlandschaftspflege im Rheinland.) Köln.
Wiese, Elisabeth (1986)
Kulturdenkmal Rüdenet. herausgegeben vom Förderverein Kulturdenkmal Rüdenet, Königswinter 1986. HVS. o. O.

Haus Rüdenet am Drachenfels

Schlagwörter
Ort
53639 Königswinter / Deutschland
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1300 bis 1400, Ende 1985

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
Jörn Kling: „Haus Rüdenet am Drachenfels”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-356196 (Abgerufen: 14. November 2025)
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