Barbarossaplatz in Neustadt-Süd

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 55′ 45,16″ N: 6° 56′ 29,03″ O 50,92921°N: 6,9414°O
Koordinate UTM 32.355.335,38 m: 5.643.970,97 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.566.227,33 m: 5.644.193,78 m
  • Historische Aufnahme (zwischen 1890 und 1905): Blick über den Kölner Barbarossaplatz und die Straße Hohenstaufenring.

    Historische Aufnahme (zwischen 1890 und 1905): Blick über den Kölner Barbarossaplatz und die Straße Hohenstaufenring.

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  • Historische Aufnahme mit Blick über den Kölner Barbarossaplatz in Richtung Salierring (um 1890), im Bild sind Wagen der damaligen Kölner Pferdebahn zu sehen.

    Historische Aufnahme mit Blick über den Kölner Barbarossaplatz in Richtung Salierring (um 1890), im Bild sind Wagen der damaligen Kölner Pferdebahn zu sehen.

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  • Historische Aufnahme eines Pferdebahn-Personenwagens mit stehendem Kutscher vorne an der Bremskurbel und Schaffner auf der hinteren Plattform (vor 1900).

    Historische Aufnahme eines Pferdebahn-Personenwagens mit stehendem Kutscher vorne an der Bremskurbel und Schaffner auf der hinteren Plattform (vor 1900).

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„Guten Morgen Barbarossaplatz, bist du auch noch wach?
Hast du auch die letzte Nacht wieder durchgemacht?
Meine Drinks gehen hoch und ich leg' nochmal los und ich mach' den Tag zur Nacht“

(„Guten Morgen Barbarossaplatz“, Querbeat 2017)

Der wegen seines Kneipen- und Partylastigen Umfelds von der aus dem Kölner Karneval bekannten Band Querbeat als treuer nächtlicher Kumpan beschriebene Barbarossaplatz gilt bei manchen als „das Sinnbild der Hässlichkeit“ in Köln (www.ksta.de, 2021) und selbst für den ehemaligen Stadtkonservator Ulrich Krings als „der am meisten vernachlässigste Platz der Stadt“ (www.koeln-lotse.de).
Der Köln-Lotse Uli konstatiert, der „verbrauchte, dreckige und runtergekommene“ Barbarossaplatz versage in jeglicher Dimension: „Kein Kunstwerk, kein Denkmalschutz, definitiv kein Freiraum, von sozialer und ethnischer Integration Lichtjahre entfernt und als politische Bühne unbrauchbar.“ (ebd.)
Zur Zeit seiner Anlage zum Ende des 19. Jahrhundert verhielt sich dies jedoch noch ganz anders...

Der Barbarossaplatz um 1900
Der in südwestlicher Richtung etwa 100 Meter lange und in nordöstlicher Richtung etwa 50 Meter breite Barbarossaplatz entstand nach dem Abbruch der inneren preußischen Wallanlage und der Reste der einst acht Kilometer langen mittelalterlichen Stadtmauer. Hierzu wurde am 11. Juni 1881 an der Ecke von-Werth-Straße und Gereonshof eine erste Bresche gesprengt (Signon 2006, S. 98). Der Abriss der alten Mauern schaffte dringend benötigten Platz und anstelle der zuvor freigehaltenen Schussfelder entstand unter dem im gleichen Jahr als Stadtbaumeister eingesetzten Hermann Josef Stübben (1845-1936) durch den Ausbau der Kölner Neustadt mit den Ringstraßen ein Prachtboulevard mit einer ganzen Reihe von attraktiven Plätzen.
Historische Fotos um die Wende zum 20. Jahrhundert zeigen den Barbarossaplatz mit Bäumen und schönen Gebäuden, Grasflächen zum Flanieren und einem von einem Zierrasen mit Blumenrabatten und Bäumen eingefassten Springbrunnen in seiner Mitte. Aus dem runden Wasserbassin sprudelte seinerzeit eine riesige Wasserfontäne. Schon Ende des 19. Jahrhunderts verzweigten hier Linien der damaligen Kölner Pferdebahn.

Kopf- und Endbahnhof Barbarossaplatz der Vorgebirgsbahn
Nachdem zuvor lediglich die Strecke von Bonn nach Brühl fertig gestellt worden war, konnte die die damalige Staatsbahnline der Vorgebirgsbahn am 8. Januar 1898 mit der feierlichen Eröffnung des nunmehrigen Endbahnhofs Köln-Barbarossaplatz über nun insgesamt 32,45 Kilometer Strecke bis in die Domstadt hinein verlängert werden. Der Verkehr wurde am 20. Januar 1898 aufgenommen und konnte bereits zum 17. Juni des gleichen Jahres für Marktzüge der Bauern des linksrheinischen Vorgebirges bis zum Heumarkt in der Kölner Altstadt verlängert werden. DIe Gesamtfahrzeit für die Strecke betrug damals zwei Stunden.
Seit der Umspurung und Elektrifizierung in den 1930ern wurden die Gleise zwischen Köln-Klettenberg und dem Endbahnhof Barbarossaplatz sowohl von den Zügen der Vorgebirgs-Eisenbahn der Köln-Bonner Eisenbahnen (KBE), ein Teilabschnitt der linken Rheinstrecke, wie auch von der Straßenbahn genutzt. Für die drei am Kopfbahnhof Barbarossaplatz endenden Gleise entstand zwischen 1951 und 1953 ein neues Empfangsgebäude (heute als Wohn- und Geschäftshaus genutzt). Im Jahr 1966 wurde die Vorgebirgsbahn komplett auf den Stadtbahnbetrieb der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) umgestellt (Wilhelm 2008).

Der Name des Platzes
Bereits Stadtbaumeister Stübben hatte vorgeschlagen, die Straßen des prachtvoll gestalteten Kölner Ringboulevards nach deutschen Herrscherfamilien zu benennen (vgl. auch Chlodwigplatz und Rudolfplatz). Benannt wurde der Platz am 10. Mai 1883 nach dem Stauferkaiser Friedrich I. (~1122-1190), der seit 1152 römisch-deutscher König und von 1155 bis zu seinem Tod Kaiser des römisch-deutschen Reiches war.
Der Barbarossa (italienisch für „Rotbart“) genannte Herrscher war in vielfacher Hinsicht für die Domstadt prägend: So wurden unter Erzbischof Rainald von Dassel (um 1120-1167, Erzbischof von Köln 1159-1167) im Jahr 1164 die Dreikönigenreliquien nach Köln überführt. Rainald hatte diese zwei Jahre zuvor bei der Einnahme Mailands durch Barbarossa an sich bringen können. Ebenfalls unter der Regentschaft Kaiser Friedrichs I. (und dessen Erlaubnis dazu) begann man in Köln ab 1180 mit dem Bau einer neuen Stadtmauer. Der Mauerring mit 11 Feldtoren, der nun auch endlich die ehrwürdigen Stifte St. Kunibert, St. Gereon und St. Severin sowie die Benediktinerabtei St. Pantaleon in den Bering mit einbezog und letztlich ein Stadtgebiet von 400 Hektar umschloss, war nach Rom und Paris die drittgrößte Stadtmauer Europas (Signon 2006 u. LexMA 2002, Sp. 1256).
Vom Barbarossaplatz aus führt die Kyffhäuserstraße, „benannt nach dem Berg, in dem der Kaiser der Sage nach bis zu seiner einstigen Wiederkunft schläft“ (Signon 2006, S. 97) in Richtung der nach Bischof Rainald benannten Dasselstraße am Bahnhof Süd.

Die weitere Entwicklung bis heute
Der Barbarossaplatz veränderte sich bereits in den 1930ern durch den immer mehr anwachsenden Verkehr in der Domstadt - aus der vormaligen Grünfläche wurde ein Kreisverkehr für Autos und Busse. Vom einst prächtigen Charakter des Platzes blieb im Laufe der Zeit kaum noch etwas übrig. Alle Gebäude in seinem Umfeld sind erst nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden, da das gesamte Umfeld im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.
Heute ist der Barbarossaplatz nur wenig mehr als eine riesige Kreuzung von einem knappen Dutzend teils mehrspurigen Straßen und mehreren Linien der Stadt- und Straßenbahn (die Hochflurlinien 16 und 18, und die Niederflurlinien 12 und 15).
Pläne zu einer Neugestaltung, die u.a. eine Verlegung der Straßenbahn unter die Erde vorsahen, wurden aus finanziellen Gründen nicht weiter verfolgt (www.koeln-lotse.de u. www.ksta.de 2021). Zusammen mit dem nur gut 200 Meter nördlich liegenden Zülpicher Platz und den unmittelbar angrenzenden Geschäften in der Zülpicher Straße, der Roonstraße und der Neuen Weyerstraße ist der Barbarossaplatz heute das Nahversorgungszentrum für etwa 22.000 Menschen, die umliegend wohnen und leben (de.wikipedia.org).

(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2023)

Internet
www.koeln-lotse.de: Der Barbarossaplatz - der hässlichste Platz Kölns (Uli, der Köln-Lotse vom 25.01.2023, abgerufen 29.06.2023)
www.ksta.de: Köln früher und heute - „Der Barbarossaplatz ist der am meisten vernachlässigte Platz“ (Text Tobias Christ, Kölner Stadt-Anzeiger vom 12.09.2019, abgerufen 29.06.2023)
www.ksta.de: Stadt-Utopien für Köln - Wie Barbarossaplatz und Komödienstraße aussehen (könnten) (Kölner Stadt-Anzeiger vom 27.10.2021, abgerufen 29.06.2023)
de.wikipedia.org: Barbarossaplatz Köln (abgerufen 29.06.2023)
de.wikipedia.org: Vorgebirgsbahn (abgerufen 29.06.2023)
www.stadt-koeln.de: Suche in der Denkmalliste Köln (abgerufen 29.06.2023, Inhalt nicht mehr verfügbar 18.01.2024)
www.stadt-koeln.de: Interaktive Denkmalkarte Köln (abgerufen 18.01.2024)

Literatur

Angermann, Norbert; Auty, Robert; Bautier, Robert-Henri (2002)
Lexikon des Mittelalters. LexMA, dtv-Ausgabe in 9 Bänden. "Friedrich I.", Bd. IV, Sp. 931-933, "Köln", Bd. V, Sp. 1254-1268, "Kyffhäuser", Bd. V, Sp. 1596, München.
Höltge, Dieter; Reuther, Axel (2001)
Köln, Düren, Aachen. (Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland, Band 7.) S. 137-229, Freiburg.
Kier, Hiltrud (1978)
Die Kölner Neustadt: Planung, Entstehung, Nutzung. Düsseldorf.
Signon, Helmut (2006)
Alle Straßen führen durch Köln. 3. von Klaus Schmidt überarbeitete und aktualisierte Ausgabe. S. 97-98, Köln.
Wilhelm, Jürgen (Hrsg.) (2008)
Das große Köln-Lexikon. S. 334-335, Köln (2. Auflage).

Barbarossaplatz in Neustadt-Süd

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Barbarossaplatz
Ort
50667 Köln - Neustadt-Süd
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Auswertung historischer Fotos, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1881 bis 1883

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„Barbarossaplatz in Neustadt-Süd”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345487 (Abgerufen: 29. April 2024)
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