Unter altes-koeln.de wird die Rolle der Kettenhäuschen mit Blick auf die Bedrohungen durch die Kriege im 17. Jahrhundert wie folgt beschrieben (zitiert mit freundlicher Genehmigung):
„Anfang des 17. Jahrhunderts wurden vom Kölner Rat verstärkt Maßnahmen eingerichtet, um sich vor einer Bedrohung durch die schwedischen Truppen des Königs Gustav Adolf zu schützen. Eine Maßnahme war es, den Verkehr über die Straßen bei Unruhen mit schweren eisernen Ketten zu versperren. Diese Ketten wurden an zentralen Punkten in der Stadt eingelagert in den ‚Kettenhäuschen'. Dort war jeweils ein ‚Kettenmann' für die Bewachung und die Funktionsüberprüfung der Ketten zuständig.“
Spuren der einstigen Kettenhäuser finden sich heute nicht mehr. Als frühere Standorte werden genannt (hier von Nord nach Süd aufgelistet):
- Im Bereich der damaligen Mündung der Marzellenstraße in die Sankt Maximinenstraße befand sich ein mit gleich mehreren Ketten und zugehörigen Häuschen abgesperrtes Straßendreieck (vgl. Abb.; heute mit der nördlichen Ausfahrt des Hauptbahnhofs überbaut).
- Ein letztes Kettenhäuschen befand sich ausweislich eines Fotos noch bis zum Zweiten Weltkrieg vor einem Haus an der Ecke Marzellenstraße / Dominikanerstraße (vgl. Abb.; heute An den Dominikanern). Zu einem angeblich von einer nicht näher benannten „Pauluswache“ stammenden Schlußstein führte der damalige Rittmeister bei der Kölner Wehrmacht-Kommandantur, der Stadtamtmann a.D. Ernst Zander mit Datum vom 16. Juni 1941 und mit Bezug auf die ältere Abhandlung von Josef Bayer (1914) korrigierend aus: „Dieser Stein befand sich über der Tür des letzten Kettenhäuschens, an den Dominikanern. ... Der Stein befindet sich heute, Juni 1941, noch im Hause Geibelstraße 3 [in Lindenthal, Verf.], wovon ich mich überzeugte.“
- Mehrere, bereits um 1554 entstandene Kettenhäuschen befanden sich im Areal der damaligen Straßenkreuzung An der Hohen Schmiede / An der gulder Wagen an der Stelle des heutigen Wallrafplatzes (heute Am Hof / Unter Fettenhennen).
- An der Ecke Unter Taschenmacher / Am Hof war noch bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg am so genannten Plasmann-Haus eine in Hüfthöhe angebrachte schwere eiserne Öse zu sehen, in die die Absperrkette eines dortigen Kettenhäuschens eingehängt wurde.
- Die am Friesenwall in Richtung der Hahnentorburg am Rudolfplatz führende heutige Kettengasse wurde nach einem Kettenhäuschen benannt.
- Das Kölner Einwohnerverzeichnis nennt für das Jahr 1797 einen „Aufm Altenmarck“ - also dem Alter Markt - als Tuchdrucker tätigen „Philipp Reiner Steinkrüger, Kettenmann an der Rheingassen“ (südlich des alten Heumarkts).
(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2023)
Quelle
„Verzeichnus der Stadt-Kölnischen Einwohner. Kölln, 1797. Gedruckt bey Thiriart und Compagnie, in der Schmierstraße No. 3900“ (Volltext: Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, www.ub.uni-koeln.de, Signatur RHV2331-1797 (abgerufen 14.06.2023).
Internet
altes-koeln.de: Kettenhäuschen (abgerufen 14.06.2023)
altes-koeln.de: Alter Markt/Haus-Nr. 20 (abgerufen 14.06.2023)