Der insgesamt rund 18.000 m2 Fläche einnehmende Wallrafplatz in der Kölner Altstadt liegt südlich des Domvorplatzes und verbindet die Domplatte sowie die bereits im 16. Jahrhundert als „Under Vetten Hennen“ benannte Straße Unter Fettenhennen mit der Hohe Straße. Der Platz wurde 1830 nach dem Kölner „Erzbürger“ Ferdinand Franz Wallraf benannt. Arnold Mercators Kölner Stadtansicht von 1570 zeigt den heutigen Platz noch als Straßenkreuzung zwischen „An der gulder Wagen“ und „Voir der vetter hennen“ (heutige Hohe Straße) und „Op hoigher smitten“ und „Am Howe“ (heute Am Hof). Im Areal dieser wichtigen Kreuzung befanden sich damals mehrere der bereits um 1554 entstandenen Kettenhäuschen zur Stadtverteidigung.
In flächiger Ausdehnung ist der Platz südwestlich des Doms dann deutlich auf den Karten der Topographischen Aufnahme der Rheinlande (1801-1828), in der zwischen 1836 und 1850 erarbeiteten Preußischen Uraufnahme und den Blättern der Preußischen Neuaufnahme (1891-1912) auszumachen (vgl. die historischen Kartenansichten). In der Zeit vor den immensen Zerstörungen der Kölner Altstadt während des Zweiten Weltkriegs wies die Umgebung des heutigen Platzes allerdings noch eine weitgehend andere Bebauung und Führung der Innerortsstraßen auf (vgl. ebd. die topographischen Karten TK 1936-1945 oder den Plan von Köln 1938 unter landkartenarchiv.de). Schon am Ende des 19. Jahrhunderts verzweigten hier Linien der damaligen Kölner Pferdebahn.
WDR und der Spatz vom Wallrafplatz Westlich am Platz steht das „Funkhaus Wallrafplatz“ des Westdeutschen Rundfunks, das 1952 eröffnete älteste Gebäude des WDR. Überregional bekannt wurde dieser WDR-Standort durch die erstmals am 9. September 1969 ausgestrahlte Kinderfernsehsendung „Der Spatz vom Wallrafplatz“ unter der Regie von Armin Maiwald (*1940, zugleich einer der Erfinder und Moderatoren der seit 1971 ausgestrahlten „Sendung mit der Maus“). In den halbstündigen Sendungen erkundete ein als Marionette oder Stabfigur gespielter Spatz von der einzigen an „seinem“ Platz stehenden Platane aus die Umgebung, um den Kindern Alltagsgeschichten zu erklären. Dieser hatte allerdings offensichtlich einen Berliner Hintergrund und hätte auf Kölsch eigentlich als „Mösch“ bezeichnet werden müssen (www.koeln-lotse.de und dat-portal.lvr.de). Der kindgerecht-naive „Spatz vom Wallrafplatz“ wurde zu einer der beliebtesten Identifikationsfiguren des deutschen Kinderfernsehens der 1970er-Jahre. Die erfolgreiche Serie endete bereits 1976 nach nur 36 Folgen, weil die Menschenaufläufe bei den Dreharbeiten nicht mehr beherrschbar waren.
Der Name des Platzes - Ferdinand Franz Wallraf Bereits im Jahr 1830 wurde der Platz nach Ferdinand Franz Wallraf (1748-1824) benannt. Der Botaniker, Mathematiker, Theologe, Priester, bedeutende Kunstsammler, letzte Rektor der alten Kölner Universität und nicht zuletzt auch Stifter einer bedeutenden Kunstsammlung ist Kölns bislang einziger sogenannter „Erzbürger“ (eine Vorform der heute verliehenen Ehrenbürgerschaft). Von 1794 bis zu seinem Tod lebte Wallraf in der ehemaligen Domprobstei am heutigen Wallrafplatz. Seine Wohnstätte wurde zum Zentrum des Kölner Gelehrtenaustausches, hier konnte etwa seine umfangreiche Kunstsammlung besichtigt sowie Konzerte und Lesungen besucht werden.
Internet landkartenarchiv.de: Plan von Köln 1938, Werbebeigabe des Kaufhauses Carl Peters in Köln, Verlag Ernst Moißl sen., Köln (abgerufen 07.07.2023) de.wikipedia.org: Wallrafplatz (abgerufen 07.07.2023) de.wikipedia.org: Der Spatz vom Wallrafplatz (abgerufen 07.07.2023) youtu.be: ARD Video, Der Spatz vom Wallrafplatz (YouTube, 1'17 min., abgerufen 11.07.2023) www.koeln-lotse.de: Kölsche Tön: „De Mösch“ von Willi Ostermann (Uli, der Köln-Lotse vom 06.03.2021, abgerufen 07.07.2023) dat-portal.lvr.de: Dat Portal, Sprache im Rheinland, Suche nach „Mösch“ (abgerufen 11.07.2023) www.rheinische-geschichte.lvr.de: Ferdinand Franz Wallraf, Kunstsammler (1748-1824) (Text Joachim Deeters, abgerufen 07.07.2023)
Literatur
Signon, Helmut (2006)
Alle Straßen führen durch Köln. 3. von Klaus Schmidt überarbeitete und aktualisierte Ausgabe. S. 335-357, Köln.
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