Grabstätte des Radrennsportlers Peter Günther auf dem Südfriedhof

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 54′ 2,15″ N: 6° 56′ 32,54″ O 50,9006°N: 6,94237°O
Koordinate UTM 32.355.315,06 m: 5.640.787,74 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.566.336,42 m: 5.641.011,75 m
  • Das Grab des Radrennfahrers Peter Günther (1882-1918) auf dem Kölner Südfriedhof in Köln-Zollstock mit Porträt und Grabinschrift (2023).

    Das Grab des Radrennfahrers Peter Günther (1882-1918) auf dem Kölner Südfriedhof in Köln-Zollstock mit Porträt und Grabinschrift (2023).

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  • Typische Szene aus einem Radrennen zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Der Steher-Rennfahrer Peter Günther hinter seinem Schrittmacher Heinrich Otto (vor 1914).

    Typische Szene aus einem Radrennen zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Der Steher-Rennfahrer Peter Günther hinter seinem Schrittmacher Heinrich Otto (vor 1914).

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  • Grab des Radrennfahrers Peter Günther auf dem Kölner Südfriedhof in Köln-Zollstock mit Porträt und Grabinschrift (2023).

    Grab des Radrennfahrers Peter Günther auf dem Kölner Südfriedhof in Köln-Zollstock mit Porträt und Grabinschrift (2023).

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  • Inschrift auf dem Grab des Radrennfahrers Peter Günther auf dem Kölner Südfriedhof in Köln-Zollstock (2023).

    Inschrift auf dem Grab des Radrennfahrers Peter Günther auf dem Kölner Südfriedhof in Köln-Zollstock (2023).

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  • Als zeitgenössischer Helm gestaltete Bekrönung des Grabs von Peter Günther auf dem Kölner Südfriedhof in Köln-Zollstock (2023).

    Als zeitgenössischer Helm gestaltete Bekrönung des Grabs von Peter Günther auf dem Kölner Südfriedhof in Köln-Zollstock (2023).

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Auf dem Kölner Südfriedhof befindet sich die aufgrund ihrer Gestaltung sehenswerte Grabstätte des tödlich verunglückten Radrennsportlers Peter Günther (1882-1918).

Die Grabstätte
Der Radrennsportler Peter Günther
Der tödliche Unfall und das ehrende Andenken
Internet, Literatur

Die Grabstätte
Die als freistehendes Hochgrab in Form einer Tumba (Hochgrab) auf zwei Sockelsteinen gestaltete Grabstätte befindet sich unweit des Eingang am Höninger Platz auf Flur 28 des Südfriedhofs.
Auf der zum Durchgangsweg hinweisenden Front des monumentalen Grabmals befindet sich ein reliefartiges Porträt des Radrennfahrers und die in Versalien gehaltene Inschrift für ihn und seine Frau Wanda, die er 1907 geheiratet hatte und die ihn fast ein halbes Jahrhundert überlebte:

Peter Günther / Weltmeisterfahrer
* 29. August 1882 / + 7. Oktober 1918
Wanda Günther
* 28.2.1885 + 15.2.1965


Eine den Radsportler ehrende Inschrift auf der linken Seite der Tumba lautet:

Dankbar gedenken / des Meisters die Freunde.
Die Deutschen Radfahrer / weih'n ihrem Grössten
den Stein als Zeuge / unsterblichen Ruhmes


Auf der Oberseite befindet sich ein aus Stein gehauener zeitgenössischer Radrennhelm, der von einem Ehrenkranz umrank wird.
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Der Radrennsportler Peter Günther
Der am 29. August 1882 in Betzdorf an der Sieg als Sohn eines Eisenbahnbeamten geborene Peter Günther war ein national und international erfolgreicher „Steher“-Fahrer. Bei diesen zu Beginn des 20. Jahrhunderts beim Publikum überaus beliebten „Dauerfahrer“-Rennen nutzten die Radrennfahrer den Windschatten eines knapp vorausfahrenden Motorrads und erzielten damit deutlich höhere Geschwindigkeiten auf den meist mit überhöhten Steilkurven ausgestatteten Radrennbahnen (vgl. historische Radsportanlagen):
„Anfangs spendeten 4-er oder gar 5-er Tandems Windschatten und 'zogen' die Rennfahrer so auf erstaunliche Geschwindigkeiten. Die Erfindung des Motors aber sorgte für ein Spektakel, das bis heute nichts an Faszination eingebüßt hat. Im Windschatten des Schrittmacher-Motorrades erreichten Asse wie die Kölner Willi Schmitter oder Peter Günther über hundert Stundenkilometer! Das donnernde Fauchen der flammenzüngelnden Spezialmaschinen mit ihren riesigen Ein- oder Zweizylindermotoren durchschnitt mit jeder Runde den Jubel der Massen.“ (Nordmann u.a. 2003, S. 91).

Bereits in seiner Frühzeit bot der Profiradsport vielen talentierten jungen Männern über die Stargelder und Siegprämien sehr gute Verdienstmöglichkeiten. Werksfahrer bezogen ein Gehalt von den Herstellern und ihnen wurde das Material gestellt (www.cycling4fans.de):
„Damit kamen die meisten Fahrer Anfang des 20. Jahrhunderts auf ca. das dreifache Jahresgehalt eines durchschnittlichen Arbeitnehmers. Es gab auch schon Spitzenverdiener wie etwa den Steher-Weltmeister Peter Günther mit 28.000 Reichsmark oder Walter Rütt mit ca. 13.000 Reichsmark im Jahr 1913. Ein Amateur gefährdete allerdings seinen Status bereits, wenn er ein kleines Geschenk annahm.“
Lokale Radsportler der Frühzeit - neben Günther beispielhaft auch etwa Wilhelm Robert „Willy“ Schmitter (1884-1905), Albert Richter (1912-1940) oder Anton „Toni“ Merkens (1912-1944) - waren überaus populäre Helden, deren Prominenz und Verehrung durchaus mit der heutiger Spitzensportler vergleichbar war.
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Der gelernte Mechaniker Peter Günther fand in den Allright-Fahrradwerken in Lindenthal Arbeit. Über Besuche der Kölner Radsportstätten wuchs sein Interesse an dem Sport und so begann er um 1901 als Amateur einzelne Sprintrennen zu fahren. Bereits 1902 gewann Günther 18 Rennen, darunter am 31. August die Meisterschaft von Köln über 2000 Meter und sein erstes Rennen hinter einem Motorrad-Schrittmacher über 10 Kilometer (Lindlein 2006).
Bereits im Folgejahr verunfallte er jedoch am 5. Juni 1903 bei einem Massensturz schwer und zog sich einen Beckenbruch, mehrere Rippenbrüche und innere Verletzungen zu. Zunächst hatten die Ärzte wenig Hoffnung, ihn am Leben halten zu können, doch Peter Günther erholte sich und konnte bereit im Frühjahr 1904 wieder sein Training aufnehmen (ebd.).

Mit dem bereits in jungen Jahren bei einem Rennunfall tödlich verunglückten Kölner Rennfahrer Willy Schmitter war Peter Günther zu Beginn seiner Karriere befreundet - was jedoch rasch einer offenbar nicht nur sportlichen Rivalität wich, die sich auch auf ihre jeweiligen Anhänger auswirkte, die sich in eine Schmitter- und eine Günther-Partei teilten.
Nach weiteren Erfolgen erschien bereits zwei Jahre später in der populären Reihe der „Biographien berühmter Rennfahrer“ des Rad-Welt-Verlags ein Band über Peter Günther (Budzinski 1906). 1909 gründete Günther gemeinsam mit anderen den Radsportverein RC Delia 09 Köln (ab 1925 Komet-Delia 09).

Zusammen mit seinem Motorrad-Schrittmacher Heinrich Otto errang der Radrennfahrer Peter Günther alleine zwischen 1906 und 1910 59 Siege, wurde dreimal deutscher Steher-Meister (1905, 1911 und 1912; ferner 1906 Zweiter und 1909 und 1913 Dritter), inoffizieller Weltmeister 1911 sowie Europameister 1914.
„1911 wurde sein erfolgreichstes Jahr. Insgesamt 16 erste Plätze auf deutschen Bahnen konnte er erringen, zudem wurde er Weltmeister der Steher. Allerdings war es ein inoffizieller Titel, da die UCI aufgrund von Streitigkeiten die deutschen Fahrer von internationalen Wettkämpfen ausgeschlossen hatte. Der Verband deutscher Radrennbahnen richtete daraufhin eine eigene Weltmeisterschaft aus, an der auch ausländische Fahrer teilnahmen.“ (www.cycling4fans.de)
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Der tödliche Unfall und das ehrende Andenken
Im ersten Rennen nach der Wiederaufnahme des Betriebes der Radrennbahn Düsseldorf-Lörick nach dem Ersten Weltkrieg stürzte Günther am 6. Oktober 1918 schwer. Der Grund dafür war ein Reifenschaden an seiner Führungsmaschine. Peter Günther erlitt einen Schädelbruch verstarb einen Tag später an seinen Verletzungen.

Nach dem Tod Günthers schrieb die Fachzeitschrift Rad-Welt im Pathos der Zeit „der Altmeister der rheinischen Dauerfahrer [ist] seinem Landsmanne Schmitter in jenes Reich gefolgt, aus dem kein Sterblicher wiederkehrt“.
Die Radsporthistorikerin Renate Franz berichtet von dem Andrang an seinem Grab auf dem Südfriedhof, dass dieser so groß war, „dass viele Menschen zu Fuß zurück in die Innenstadt zurückkehren mussten, obwohl zusätzliche Straßenbahnen eingesetzt worden waren. Die Feierlichkeiten schlossen mit einem Requiem in der Kirche St. Aposteln, auch zu Ehren von Schmitter.“ (rheinische-geschichte.lvr.de)
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Am Radstadion in Müngersdorf erinnert der Peter-Günther-Weg an ihn und in seinem Geburtsort, dem rheinland-pfälzischen Betzdorf an der Sieg, die Peter-Günther-Straße. Ferner trug der Radsportverein RRC Günther 1921 e.V. aus Longerich (2018 im Cologne Cycling Club aufgegangen) lange Zeit seinen Namen und der Radsportclub RSC 1984 e.V. „Peter Günther“ in seiner Geburtsstadt tut dies bis heute.

(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2023)

Internet
de.wikipedia.org: Peter Günther, Radsportler (abgerufen 03.03.2023)
de.wikipedia.org: Liste von tödlich verunglückten Radrennfahrern (abgerufen 03.03.2023)
www.cycling4fans.de: Peter Günther (abgerufen 03.03.2023)
www.cycling4fans.de: Kleine Geschichte des deutschen Radsports, Teil I 1868 bis 1918 (abgerufen 03.03.2023)
www.rsc-betzdorf.de: Radsportclub „Peter Günther“ Betzdorf-Sieg 1984 e.V. (abgerufen 03.03.2023)
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Peter Günther, Radrennfahrer (1882-1918) (Autorin Renate Franz, abgerufen 03.03.2023)
www.stadt-koeln.de: Flyer zum Südfriedhof mit Friedhofsplan (Stand 05/20019, PDF-Datei, 4,5 MB, abgerufen 03.03.2023)
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Literatur

Budzinski, Fredy (1906)
Peter Günther - Eine Biographie. (Biographien berühmter Rennfahrer 8.) Berlin.
Lindlein, Peter (2006)
Peter Günther – Radrennfahrer. Ein "Weltmeister" aus Betzdorf. o. O. Online verfügbar: www.betzdorf-sieg.de (PDF, 1,5 MB)
Nordmann, Horst; Hahn, Fritz; Hahn, Mika (2003)
Kölsche Zweiradgeschichten: Pioniere, Rennfahrer, Schicksale. Kleinenbroich.

Grabstätte des Radrennsportlers Peter Günther auf dem Südfriedhof

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Höninger Platz 25
Ort
50969 Köln - Zollstock
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1918 bis 1919

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„Grabstätte des Radrennsportlers Peter Günther auf dem Südfriedhof”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-344994 (Abgerufen: 26. April 2024)
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