Neben den großen Kölner Radrennbahnen, -hallen und -stadien gab es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts weitere Stätten für den Radsport, darunter auch die Schmitter-Bahn in der seinerzeit noch eigenständigen Stadt Mülheim (1914 nach Köln eingemeindet). Rund um Köln herrschte zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine aus heutiger Sicht kaum noch vorstellbare Begeisterung für den Radsport und die lokalen Sportler der Zeit waren überaus populäre Helden bei den damals Radsport-verrückten Kölnern.
Die Schmitter-Bahn Die Mülheimer Radrennbahn wurde nach dem Kölner Lokalmatador Wilhelm Robert „Willy“ Schmitter (1884-1905) benannt, der zuvor bei einem Rennunfall tödlich verunglückt war. Schmitter war als Radrennfahrer ein „Steher“ – bei diesen Bahnrennen fährt der Radrennfahrer (der Steher) im Windschatten hinter einem Motorrad (dem Schrittmacher), womit Geschwindigkeiten von um 100 km/h und mehr erreicht werden können. Willy Schmitter nahm am 17. September 1905 an den Rennen zur Steher-Europameisterschaft in Leipzig teil. Nach einem Reifenplatzer stürzte er schwer und wurde von einem nachfolgenden Schrittmacher-Motorrad überrollt. An dem erlittenen Schädelbruch starb er in der folgenden Nacht im Krankenhaus. Schmitters Beerdigung am 21. September 1905 auf dem Mülheimer Friedhof und der Trauerzug dorthin lassen erahnen, wie populär der gerade einmal 21-jährige Radsportler bereits war. Die Sporthistorikerin Renate Franz berichtet, dass die drei Kilometer lange Strecke von der Windmühlenstraße zum Mülheimer Friedhof von rund 50.000 stillen und andächtigen Menschen gesäumt war und die Mülheimer Polizei Verstärkung aus Köln anfordern musste, um das lebensgefährliche Gedränge zu ordnen (rheinische-geschichte.lvr.de): „Die Trauer des Publikums um einen seiner Günstlinge kam bei Schmitters Beerdigung zu großartigem Ausdruck … Als dann der greise Vater tiefgebeugt seinem Liebling die letzte Ehre erwies und der Vertreter des Sportplatzes Leipzig sowie Herr Stevens-Köln im Namen des Deutschen Rennfahrerverbandes von dem unvergeßlichen Kameraden mit tränenerstickter Stimme Abschied nahmen und den letzten Lorbeer ins Grab warfen, blieb kein Auge trocken.“ (Kölner Stadt-Anzeiger vom 22.09.1905, zitiert nach ebd.).
Noch 1930 benannte sich ein in Köln gegründeter Radsportverein nach Willy Schmitter. Der „RC Schmitter“ ist heute in Hürth-Gleuel beheimatet und richtet dort regelmäßig das Radrennen „Schmitter-Nacht“ aus, zuletzt gemeinsam mit dem RV Komet-Delia 09 Köln e.V. (www.rc-schmitter.de und www.komet-delia.de). Die als Vereins- und Trainingsbahn genutzte Anlage in Mülheim, über deren Zeitraum der Errichtung keine Nachricht vorliegt, soll im Zeitraum 1932-1945 bestanden haben (www.radsportarchiv.de).
Lage / historische Karten Über die längst untergegangene Schmitter-Bahn selbst ist nicht viel bekannt, sie soll eine Streckenlänge von 200 Metern umfasst haben. Auch ihre historische Lage lässt sich nur noch bedingt rekonstruieren. Ergänzende Hinweise sind willkommen! Die hiesige Objektgeometrie folgt einerseits dem Lagehinweis unter de.wikipedia.org (Radstadion Köln, dort Vereins- und Trainingsbahnen), wo die Schmitter-Bahn am Ende der heutigen Ulitzkastraße in Köln-Mülheim lokalisiert wird (die nördliche der beiden hier eingezeichneten flächigen Geometrien, Hinweis von Frau Franz). In den historischen Kartenblättern der 1891-1912 erarbeiteten Preußischen Neuaufnahme, die je nach dem damaligen Bearbeitungsstand den Zeitraum des Baus der Bahn umfassen könnten, ist die Radrennbahn nicht auszumachen. Die topographischen Karten für den Zeitraum von 1936 bis 1945 lassen vor Ort ein unregelmäßiges Oval erkennen, das möglicherweise der seinerzeit noch bestehenden Radrennbahn entsprechen könnte (südliche Objektgeometrie, vgl. Kartenansicht).
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