Grabstätte des Radrennsportlers Albert Richter auf dem Melatenfriedhof

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 56′ 34,91″ N: 6° 54′ 58,32″ O 50,94303°N: 6,9162°O
Koordinate UTM 32.353.608,18 m: 5.645.557,12 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.564.436,74 m: 5.645.708,68 m
  • Grabstein mit Portraitfoto des Radrennsportlers Albert Richter auf dem Melatenfriedhof in Köln-Lindenthal (2020)

    Grabstein mit Portraitfoto des Radrennsportlers Albert Richter auf dem Melatenfriedhof in Köln-Lindenthal (2020)

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  • Grabstein des Radrennsportlers Albert Richter auf dem Melatenfriedhof in Köln-Lindenthal (2020). Auf der Oberkante wurden einzelne Steine abgelegt.

    Grabstein des Radrennsportlers Albert Richter auf dem Melatenfriedhof in Köln-Lindenthal (2020). Auf der Oberkante wurden einzelne Steine abgelegt.

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  • Grab des Radrennsportlers Albert Richter auf dem Melatenfriedhof in Köln-Lindenthal (2020)

    Grab des Radrennsportlers Albert Richter auf dem Melatenfriedhof in Köln-Lindenthal (2020)

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  • Grabstein mit Portraitfoto des Radrennsportlers Albert Richter auf dem Melatenfriedhof in Köln-Lindenthal (2020)

    Grabstein mit Portraitfoto des Radrennsportlers Albert Richter auf dem Melatenfriedhof in Köln-Lindenthal (2020)

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  • Grabstein mit Portraitfoto des Radrennsportlers Albert Richter auf dem Melatenfriedhof in Köln-Lindenthal (2020)

    Grabstein mit Portraitfoto des Radrennsportlers Albert Richter auf dem Melatenfriedhof in Köln-Lindenthal (2020)

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Der seinerzeit national wie international populäre deutsche Radrennsportler Albert Richter (1912-1940) fand seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof Melaten.

Bei der Grabstätte Richters handelt es sich um ein schlichtes, aber stilvolles Einzelgrab mit einem dauerhaft befestigtem Portraitfoto, welches ihn in einem Trikot zeigt. Der Grabstein besteht aus Beton, eine Gravur lautet: „Wer dich gekannt / vergisst dich nie“.
Das Grab scheint regen Besuch zu haben, da beispielsweise auf den hier zu sehenden Aufnahmen eine Postkarte aus Kanada abgelegt wurde. Auf dem Grabstein finden sich zudem einzelne Steine. Diese könnten ein Hinweis darauf sein, dass Personen jüdischen Glaubens vor Ort waren. Es ist Brauch, dass Juden beim Besuch eines Grabes einen Stein mitbringen und dort ablegen. Albert Richter hatte nämlich trotz der schwierigen politischen Lage in den 1930er-Jahren bis zuletzt zu seinem jüdischen Freund und Manager Ernst Berliner (1891-1977) gehalten.

Bereits bei der Weltmeisterschaft 1934 in Leipzig erregte der am 14. Oktober 1912 in Köln-Ehrenfeld geborene und aufgewachsene Albert Richter nicht nur mit seiner Silbermedaille Aufmerksamkeit: Er war der einzige deutsche Athlet, der bei der Siegerehrung nicht den üblichen Hitlergruß zeigte. Auch dadurch, dass er das Trikot mit dem Reichsadler und nicht das mit dem Hakenkreuz trug, galt er als „Anti-Nazi“.
Nach einem an Silvester 1939 gescheiterten Ausreiseversuch aus NS-Deutschland in die Schweiz kam Albert Richter am 2. Januar 1940 unter mysteriösen Umständen zu Tode. Er starb nach einer vermeintlichen Gestapo-Untersuchung im Alter von nur 28 Jahren in Lörrach in Baden-Württemberg. Alles spricht dafür, dass er nach Folterungen von der Gestapo erschossen wurde (www.hall-of-fame-sport.de).
Er wurde unter großer Anteilnahme in seiner Heimatstadt Köln auf dem Alten Ehrenfelder Friedhof beigesetzt, der heute zum Melaten-Friedhof gehört. Sein Grab liegt in der nördlichen Ecke des Friedhofs Melaten auf Feld E8 gegenüber von Feld E10 (vgl. Friedhofsplan unter www.stadt-koeln.de).

Gedenken und Ehrungen
Richter wurde lange Zeit weder als NS-Opfer anerkannt noch in irgendeiner Form rehabilitiert.
Bereits im Juli 1947 fand auf der Riehler Radrennbahn ein Rennen in Gedenken an Albert Richter statt.
Eine von Ernst Berliner 1966 erstattete Strafanzeige wegen Mordes wurde trotz widersprüchlicher Aussagen und vieler Ungereimtheiten bereits 1967 wieder eingestellt.

In Köln-Müngersdorf ist die 1996 neu eröffnete Radrennbahn nach ihm benannt, die offizielle Bezeichnung lautet Albert-Richter-Bahn. Dort findet sich auch ein ihm als „Opfer nationalsozialistischer Unmenschlichkeit“ gewidmete Gedenktafel. Ebenfalls 1996 wurde sein Grab städtisches Ehrengrab.
An der ehemaligen Rheinlandhalle in Ehrenfeld, die auch als Radrennbahn für Sechstagerennen diente und wo Albert Richter seine ersten Rennen fuhr, erinnert heute eine Gedenktafel am Gebäude an ihn.
Nicht nur wegen seiner sportlichen Erfolge wurde Albert Richter im Mai 2008 durch die Aufnahme in die „Hall of Fame des deutschen Sports“ in besonderer Weise geehrt.
Am 17. Januar 2009 wurde an der Ehrenfelder Sömmeringstraße 70 ein Stolperstein für Albert Richter verlegt (das Haus Nr. 72, in dem er aufwuchs, existiert nicht mehr).

(Katharina Grünwald, LVR-Redaktion KuLaDig, 2020)

Internet
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Albert Richter, Radweltmeister (1912-1940) (Text: Björn Thomann, abgerufen 12.06.2020)
www.koeln-lotse.de: Albert Richter: Radsportidol und Gegner der Nationalsozialisten (Uli, der Köln-Lotse, 17.10.2020, abgerufen 20.10.2020)
www.hall-of-fame-sport.de: Albert Richter, Radsport-Weltmeister und Nazi-Opfer (abgerufen 12.06.2020)
de.wikipedia.org: Albert Richter, Radsportler (abgerufen 16.06.2020)
de.wikipedia.org: Ernst Berliner, Radsportmanager (abgerufen 16.06.2020)
www.stadt-koeln.de: Friedhof Melaten (abgerufen 12.06.2020)
www.stadt-koeln.de: Friedhofsplan (PDF-Datei, 313 kB, abgerufen 12.06.2020)

Literatur

Abt, Josef; Beines, Johannes Ralf; Körber-Leupold, Celia (Fotos) (1997)
Melaten. Kölner Gräber und Geschichte. Köln.
Beines, Johannes Ralf (2001)
Friedhof Melaten. In: Vom Botanischen Garten zum Großstadtgrün – 200 Jahre Kölner Grün, Köln.
Franz, Renate (2007)
Der vergessene Weltmeister – das rätselhafte Schicksal des Kölner Radrennfahrers Albert Richter. 2. überarbeitete Ausgabe, unter Mitarbeit von Andreas Hupke und Bernd Hempelmann. Bielefeld.
Franz, Renate (1998)
Der vergessene Weltmeister – das rätselhafte Schicksal des Kölner Radrennfahrers Albert Richter. Köln (1. Auflage).
Hormisch, Nadja (2003)
Der Melatenfriedhof in Köln. In: Gartenkunst im Rheinland vom Mittelalter bis zur Moderne., S. 194 ff.. o. O.
Priebe, Ilona (2009)
Friedhof Melaten. Vom Leprosenhaus zur Millionenallee. (Entdecker-Touren.) Köln.

Grabstätte des Radrennsportlers Albert Richter auf dem Melatenfriedhof

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Aachener Straße
Ort
50931 Köln - Lindenthal
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kein
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Geländebegehung/-kartierung, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1940

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„Grabstätte des Radrennsportlers Albert Richter auf dem Melatenfriedhof”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-314819 (Abgerufen: 20. April 2024)
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