Die Veldenzstadt Lauterecken liegt am Zusammenfluss von Glan und Lauter im Pfälzer Bergland. Sie gehört zum Landkreis Kusel und ist seit 2014 Sitz der Verbandsgemeinde Lauterecken-Wolfstein. Lauterecken hat ca. 2200 Einwohner und die Funktion eines Mittelzentrums.
Geographische Lage Die Stadt liegt in einem Talkessel am Zusammenfluss von Lauter und Glan, gleichzeitig an der Mündung des Schwindsbachs in den Glan, etwa 170 Meter über NN. Höchste Erhebung ist die Platt mit 322 Metern. Angrenzende Gemeinden sind glanaufwärts Wiesweiler, glanabwärts Medard, die Lauter aufwärts Lohnweiler, im Tal des Grumbachs der Ort Grumbach und in den Bergbereichen Hausweiler im Westen und Cronenberg im Nordosten. Die Gemarkung Lauterecken hat eine Fläche von 893 ha, davon sind 307 ha Wald.
Stadtwappen Das Stadtwappen von Lauterecken zeigt ein auf der Spitze stehendes gleichseitiges, rotes Dreieck, in das ein kleineres rotes Dreieck mit der Spitze nach oben eingelegt ist. Darüber befindet sich der rotbezungte blaue Löwe des Veldenzer, später auch wittelsbachischen Wappens.
Sehenswürdigkeiten In Folge der Stadtsanierung wurde das Stadtzentrum seit den 1990er Jahren erheblich aufgewertet. Der Veldenzturm und Teile des Schlosses, wie z.B. der Keller mit spätgotischem Kreuzrippengewölbe, zeugen von der Epoche der Fürsten von Pfalz-Veldenz. 2018 wurde das „Veldenzschloss“ nach umfangreicher Restaurierung als „Haus der Kultur“ und Museum neu eingeweiht. Stadt- und Schlossführungen werden von der Stadtverwaltung nach Anmeldung angeboten. Sehenswert sind auch das Portal des ehemaligen „Neuen Baus“ (17. Jh.), die historische Lauterbrücke (17. Jh.), die Nepomukstatue und das Steinerne Kreuz (18. Jh.), die Kriegerdenkmäler am Veldenzplatz (1860 & 1870/71) und auf dem Igelskopf (1930), das Motorsägenmuseum, die Roseninsel sowie die beiden Kirchen. Der Blücherbrunnen erinnert an den Aufenthalt des preußischen Generalfeldmarschalls von Blücher im Januar 1814. Bemerkenswert in Bezug auf alte Bausubstanz sind noch zwei Wohnhäuser am Veldenzplatz aus dem 18. Jahrhundert, sowie das Stadthaus, das ehemalige bayerische Rentamt (beide in der Hauptstraße) und das ehemalige bayerische Amtsgericht (Schulstraße) aus dem 19. Jahrhundert. Der Bahnhof ist Mittelpunkt der beliebten Draisinenstrecke von Altenglan nach Staudernheim.
Mittelzentrum und Wohngemeinde Alle Schularten, leistungsfähige Geschäfte, Gastronomie aller Art, vielfältige Sportmöglichkeiten, ein Wohnmobilstellplatz, markierte Wander- und Radwege sowie ein reges Vereinsleben tragen zur Lebensqualität bei. Ärzte, eine Apotheke, eine Sozialstation, ein Seniorenwohnpark und zwei Finanzinstitute sind hier ansässig. In einer Foliendruck-, einer Lagertechnikfirma sowie einer großen Süßmosterei, in mittelständischen Handwerksbetrieben und im Einzelhandel finden über 1000 Menschen Arbeit. Überregional bekannt ist das seit 1957 am zweiten Augustwochenende gefeierte Lauterecker Heimatfest.
Stadtentstehung Ist wird angenommen, dass Lauterecken um das Jahr 1000 gegründet wurde. Der Name ergibt sich aus der Lage am Fluss Lauter und dem Grundwort „-ecke(n)“, das in der Literatur einerseits als „Landecke zwischen Lautermündung und Glan“ mit einer Niederungsburg, andererseits als eine (ältere) Höhenburg „auf einem eckig vorspringenden Felsen“ gedeutet wird. Bei der zweiten Theorie ist jedoch anzumerken, dass es bis heute für eine Höhenburg in Lauterecken weder schriftliche Quellen noch archäologische Beweise gibt (vgl. Fickert 2018, S. 38f.).
Ersterwähnung und Stadtrechte Die sichere Ersterwähnung Lautereckens als Dorf sowie die Ersterwähnung einer Burg der Grafen von Veldenz ist gemäß einer Urkunde aus dem Geheimen Hausarchiv in München in das Jahr 1343 zu setzen (nach älterer Literatur irrtümlich im 12. oder 13. Jahrhundert). Die in der Urkunde genannte Burg wird nach allgemeiner Auffassung als die Tief- oder Wasserburg aufgefasst, aus der später das Veldenzschloss hervorgegangen ist. Im Jahr 1350 wird Lauterecken dann erstmals als Stadt bezeichnet. Mit der Erhebung zur Stadt wuchs Lautereckens Bedeutung. Mit dem Stadtrecht war u.a. eine eigene Rechtsprechung, die Markteinrichtung und Stadtbefestigung verbunden. Die Urkunde zur Stadtrechtsverleihung - vermutlich unter König Karl IV. aus dem Hause Luxemburg - ist leider nicht erhalten geblieben. Sie muss zwischen 1343 und 1350 erfolgt sein, wahrscheinlich ist die Zeit um 1349, da in dieser Zeit verschiedene veldenzische Orte Stadtrechte bekamen. Die Stadtrechte Lautereckens wurden am 14. Juni 1713 unter Kurfürst Johann Wilhelm erneuert. Diese Urkunde, die von dem Lauterecker Lehrer Karl Pfleger wiederentdeckt wurde, befindet sich heute im Stadtarchiv Lauterecken. Weitere überlieferte Namensformen sind: 1350 Lutereckin, 1357 Lutereck, 1377 Lutereck(e), 1387 Luterecken, 1410-59 Lutrecken, 1461 Luttereck(en), um 1500 Lutrycke, 1539 Luterecken, 1578 Lauttereck(en), 1772 LauterEcken, 1824 Lauterecken (vgl. Fickert 2018, S. 38-44; Dolch/Greule 1991).
Politische Zugehörigkeit in der Geschichte Lauterecken, das im Frühmittelalter zum bischöflichen Verduner Besitz von St. Medard gehörte, gelangte im 12. Jahrhundert an die Grafschaft Veldenz. Die Grafen von Veldenz, die vorher bereits als Schutzvögte über das Gebiet eingesetzt waren, eigneten sich das Land nach und nach an. Sie errichteten eine erste Talburg in Lauterecken. 1444 starben sie im Mannesmann aus. Die Erbtochter Anna heiratete Herzog Stephan von Pfalz-Zweibrücken, wodurch Lauterecken an das wittelsbachische Herzogtum Zweibrücken fiel. Dies blieb so bis 1543, als Herzog Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken (1526-1569) seinem Onkel, Pfalzgraf Ruprecht (1506-1544), aus Dankbarkeit für dessen geleistete Vormundschaft im sogenannten „Marburger Vertrag“ einen kleinen Teil der alten Grafschaft Veldenz schenkte. Ruprecht gründete ein eigenes Fürstentum und machte Lauterecken zur Residenzstadt. Ein Renaissanceschloss entstand, von dem heute nur noch bauliche Reste zeugen. Das Fürstentum gelangte unter seinem Sohn Georg Hans (1543-1592), der eine schwedische Prinzessin heiratete, zur größten Ausdehnung. 151 Jahre sollten die Pfalz-Veldenzer die Geschicke des Territoriums lenken, bis sie 1694 ausstarben. Die Pfalzgrafschaft fiel nach langen Erbstreitigkeiten 1733 endgültig an Kurpfalz. Lauterecken verlor seinen Residenzcharakter, war aber noch Sitz des Oberamts Lauterecken. Ende des 18. Jahrhunderts wurde Lauterecken Teil der französischen Nation und gehörte zum Departement Donnersberg (Département du Mont-Tonnerre). Es folgte ab 1816 die Zugehörigkeit zu Bayern (Königreich, dann Freistaat), das die Stadt baulich sehr prägte. Mit ihrem Ende 1946 hatte Lauterecken insgesamt über 600 Jahre lang unter wittelsbachischer Herrschaft gestanden. Lauterecken wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in das neu gegründete Bundesland Rheinland-Pfalz integriert. Seit 1816 gehört Lauterecken zum Landcommissariat bzw. Landkreis Kusel (Landratsamt, dann Kreisverwaltung). Die Bürgermeisterei Lauterecken umfasste bis zur Verwaltungsreform von 1969 noch die Orte Cronenberg, Heinzenhausen, Hohenöllen und Lohnweiler. Seit 1969 ist Lauterecken Sitz der Verbandsgemeinde Lauterecken und seit 2014 Sitz der neu gegründeten Verbandsgemeinde Lauterecken-Wolfstein, die 41 Ortsgemeinden umfasst. Die Stadt erfüllt die Funktion eines Mittelzentrums.
Kleine Siedlungsgeschichte Die Steinzeitmenschen, die Menschen der Bronze- und Eisenzeit sowie später die Römer haben bereits ihre Spuren in Lauterecken und der nahen Umgebung hinterlassen. So wurde beispielsweise auf der Lauterecker Gemarkung „Platte“ ein Faustkeil aus der mittleren Steinzeit gefunden, der sich heute im Museum der Pfalz in Speyer befindet. Neben der Überlieferung eines Relieffunds, einer Villa Rustica und zwei Römerstraßen sind bedeutende römische Funde aus den Nachbarorten Medard und Lohnweiler bekannt.
Die dichte Besiedlung der Innenstadt ist auf die mittelalterliche Befestigung zurückzuführen. Der alte Stadtkern durchzog die Obere Gasse mit dem Marktplatz (heute Veldenzplatz) und dem Unter- sowie Obertor. Diese Gasse trägt heute über den Stadtbereich hinaus den Namen Hauptstraße. Parallel verläuft im Stadtkern zur Lauter hin die Schlossgasse, früher Untere Gasse. Die Bergstraße führt den östlichen Hang hinauf in Richtung des früheren Bergtors. Schon im Mittelalter bestand im Südwesten der Stadtteil Überlauterecken, bei dem sich auch die zur Rheingrafschaft Grumbach gehörende Rheingrafenmühle befand. Seit dem 18. Jahrhundert begann sich die Stadt über den Festungsbereich hinaus auszudehnen. Die bauliche Ausbreitung auf die andere Glanseite ist erst im Zuge des Baus zweier Bahnhöfe (Lauterbahn und Glantalbahn) nach 1890 geschehen. Nach 1945 entstanden die neuen Stadtgebiete Krämel, Wälderbusch und Röth. Die Saarbrücker Straße (alte Glanstraße) stellt als B420 eine verkehrsreiche Durchgangsstraße dar. Die neue Talbrücke, die auf 32 Pfeilern gebaut wurde und 426 Meter lang ist, wurde im Sommer 1981 für den Verkehr frei gegeben. Im Zuge der Vorplanungen für diese Umgehungsstraße wurden im Jahr 1974 die sterblichen Überreste aus mehr als 1100 Gräbern vom alten zum neuen Friedhof am Ostrand der Stadt umgebettet (vgl. Schworm 2010, S. 104f.). Lauterecken wurde bildlich erstmals um 1645 auf dem „Merianstich“ als mit einer Stadtmauer, mit Stadttoren und -türmen befestigte Residenzstadt der Grafen von Pfalz-Veldenz (1543-1694) dargestellt. Das älteste bekannte Foto der Stadt, das noch die frühere Simultankirche zeigt, stammt aus dem Jahr 1862. An früheren Wüstungen sind auf der Gemarkung die Siedlungsstellen Bilstein und Nirthausen/Nordhausen sowie der Liebfrauenhof zu nennen.
Prägende Entwicklungen und Ereignisse Neben der höfischen Residenzfunktion im 16./17. Jahrhundert waren für die Stadt die Mühlen, die Webereien und Gerbereien, die Sandstein- und Hartsteinindustrie, der Kalkabbau, der Weinbau und der Bau der Eisenbahnlinien wirtschaftlich von Bedeutung (vgl. Zink 1968). Einschneidende negative Ereignisse in der Stadtgeschichte waren neben den Kriegs- und Besatzungszeiten vor allem die Pestepidemien im 16./17. Jahrhundert, der große Stadtbrand von 1676, die Separatistenzeit 1924 und die alliierten Bombenangriffe von 1944/45.
Religiöse Verhältnisse Lauterecken hat eine protestantische und katholische Kirche und Pfarrgemeinde. Ferner leben einige Muslime in der Stadt. Bis 1938 gab es einige Juden in Lauterecken, die an die jüdische Gemeinde und Synagoge in Odenbach angeschlossen waren. Die in der Innenstadt verlegten „Stolpersteine“ erinnern an die NS-Verfolgung.
Partnerschaftsgemeinde Lauterecken pflegt seit dem Jahr 1974 eine intensive kommunale Partnerschaft mit der französischen Gemeinde Sombernon im Burgund.
(Jan Fickert M.A. und Isabel Steinhauer-Theis, Stadt Lauterecken, 2021)
Internet www.vg-lw.de: Stadt Lauterecken (31.08.2022)
Historisches Siedlungsnamenbuch der Pfalz. (Veröffentlichung der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften in Speyer [81].) Speyer.
Fickert, Jan (2018)
Ersterwähnung und Stadtrechte. Ein kleiner Ausflug durch den Wirrwarr an Theorien und Jahresangaben in der Literatur. In: Einweihung Veldenzschloss – 675 Jahre Stadtrechte – 10. Veldenztag [Festschrift]., S. 38-44. Lauterecken.
Pfleger, Karl (1993)
Lauterecken gestern und heute. Impressionen aus der alten Veldenzstadt. S. 168-169. o. O.
Schüler-Beigang, Christian (1999)
Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Kreis Kusel. (Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 16.) Worms.
Zink, Albert (1968)
Chronik der Stadt Lauterecken. o. O.
(2018)
Stadt Lauterecken. Ortsbeitrag "Stadt Lauterecken"Jubiläumsband 200 Jahre Landkreis Kusel. In: Westrichkalender Kusel, S. 389. Landkreis Kusel.
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