Der im Jahr 1936 errichtete Blücherbrunnen erinnert an den Aufenthalt des preußischen Generalfeldmarschalls Gebhard Leberecht von Blücher (1742-1819) in Lauterecken im Januar 1814, mitten im Befreiungskrieg gegen Napoleon. In den Brunnen ist eine Stele integriert. Ein Löwe hält ein Wappenschild mit zwei Schlüsseln.
Objektbeschreibung Das Blücherdenkmal mit Brunnen – eines von mehreren steinernen Kriegerdenkmälern in der Veldenzstadt Lauterecken – ist vor die schmale Westseite des ehemaligen, 1836/37 gebauten Schulhauses (Simultanschule) in der Bergstraße 1 (Abzweigung Hauptstraße) gesetzt. Das im Rahmen der Stadtsanierung der vergangenen Jahre restaurierte Gebäude dient heute als Geschäfts- und Wohnhaus. In den Brunnen ist eine von einem Löwen bekrönte Stele integriert, die einst von dem Lauterecker Steinmetz und Bildhauer Ludwig Devauze aus heimischem Sandstein angefertigt wurde. Der sitzende Löwe hält mit seiner linken Pranke ein Wappenschild mit zwei aufrechten Schlüsseln mit reich verzierten Ringen und Bärten. Die Schlüssel symbolisieren nicht die zweimalige Übergabe der Stadt durch Blücher, wie gelegentlich behauptet, sondern sie sind ein markantes und sagenumwobenes Element aus dem Blücher‘schen Familienwappen. Der Vergleich mit den historischen Fotos zeigt, dass der Brunnen im Jahr 1982 eine Neugestaltung erfuhr, die sein Aussehen deutlich veränderte. Von dem ursprünglichen Denkmal blieb nur die Säule mit dem Löwen erhalten. Rudi Weil leistete die Maurerarbeiten und Steinmetz- und Steinbildhauermeister Heinrich Haußmann fertigte gemäß der ursprünglichen Vorlage eine neue Inschriftentafel an. Der Text lautet wie folgt: „BLÜCHERBRUNNEN ERRICHTET 1936 ZUM ANDENKEN AN DEN AUFENTHALT BLÜCHERS IN LAUTERECKEN IM JANUAR 1814“. Die frühere Sitzbank wurde entfernt und der Brunnen breiter und höher gemauert. Aus einem halbrunden Becken erhebt sich der etwa drei Meter hohe Pfeiler.
Regionalgeschichtlicher Zusammenhang In Lauterecken erinnerte man sich immer wieder gern an den Aufenthalt des preußischen Feldmarschalls und Oberbefehlshabers der „Schlesischen Armee“ Gebhard Leberecht von Blücher (1742-1819). Unwahr ist jedoch die Erzählung, Blücher habe auf dem Weg nach Frankreich an diesem Lauterecker Brunnen sein Pferd getränkt.
Entstanden ist das Denkmal in der NS-Zeit unter Bürgermeister Ludwig Hahn, als man nach der „Separatistenzeit“ der 1920er Jahre die „Helden“ des gewonnenen Befreiungskrieges gegen Napoleon wieder ganz besonders ins Gedächtnis rufen wollte. Aber bereits um 1900, in der bayerischen Zeit, hatte das Straßenkreuz Lauterecken-Wiesweiler-Grumbach in Dankbarkeit an Blücher den Namen „Feldmarschall-Blücher-Platz“ erhalten. Es ist auch überliefert, dass die Lauterecker schon am ersten Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig, am 18. Oktober 1814, auf den Hammelfels zogen, um die Erinnerung an den Sieg mit einem weithin leuchtenden Feuer zu feiern.
Gebhard Leberecht von Blücher, ab 1814 Fürst von Wahlstatt, soll sich, genauer gesagt, sogar zweimal in Lauterecken aufgehalten haben: 1793, bei einem Durchmarsch während der Revolutionskriege, und drei Tage im Januar 1814, während des Befreiungskrieges gegen die napoleonische Herrschaft. Blüchers „Schlesische Armee“ marschierte nach der Leipziger Völkerschlacht Richtung Frankreich. Auf der Etappenstraße 9 zwischen Meisenheim und Kusel kamen viele Tausende von Soldaten aus Preußen, Österreich und Russland durch Lauterecken, wo sich Blücher mit seinen Generälen und Offizieren einquartierte. Am 4. Januar 1814 hatten die napoleonischen Truppen Lauterecken verlassen und am Folgetag traf der 17 Jahre alte Prinz Wilhelm von Preußen, der spätere deutsche Kaiser, in Lauterecken ein. Vom 6. bis 8. Januar 1814 befand sich das Hauptquartier Blüchers im Anwesen des Rentmeisters Johann Carl Falciola (1759-1841). Es handelt sich um das frühere kurpfälzische Oberamtshaus in der Stadtmitte. Die im August 2018 neu eingeweihte restaurierte Anlage wird heute meist als „Veldenzschloss“ bezeichnet.
Der General mit dem volkstümlichen Beinamen „Marschall Vorwärts“, der am 7. Januar 1814 in Lauterecken auch seinen Aufruf zu „Ruhe und Ordnung“ im wiedereroberten linksrheinischen deutschen Gebiet erließ, trug entscheidend zum Ende der „Franzosenzeit“ (1792-1814) bei. Berühmt wurde er durch seinen Sieg über Napoleon in der Schlacht bei Waterloo am 18. Juni 1815.
Der in Lauterecken verfasste Brief mit Blüchers Unterschrift und Siegel, dessen Original noch heute im Stadtarchiv Lauterecken aufbewahrt wird, wird den Besuchern im „Blüchersaal“ des „Veldenzschlosses“ präsentiert.
Im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Kreis Kusel findet sich folgender Eintrag: „(bei) Bergstraße 1 Blücherdenkmal, Brunnen mit löwenbekrönter Stele, 1936“ (GDKE 2017, S. 18).
Blücher in Lauterecken. In: Heimatblätter für den Bezirk Kusel (Jg. 2 Nr. 13), S. 7-8. Kusel.
Anna, Otto (1934)
Vor 120 Jahren (7. Januar 1814). (Blüchers Proklamation von Lauterecken). In: NSZ (17. 01.1934), o. O.
Anonym (1939)
Ein Pfälzer Brief des alten Blücher. In: Pfälzer Anzeiger (10.01.1939), Landau (Pfalz).
Becker, Albert (1943)
Marschall Vorwärts in Lauterecken. Ein Brief aus Lauterecken vom Januar 1814. In: NSZ (04.01.1943), o. O.
Fickert, Jan (2016)
„Ran wie Blücher“: „Marschall Vorwärts“ und sein Lauterecker Aufruf zu „Ruhe und Ordnung“ vom 7. Januar 1814. In: Westrichkalender Kusel, S. 32-36. Kusel.
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Kusel. Denkmalverzeichnis Kusel, 6. September 2022. S. 32. Mainz. Online verfügbar: denkmalliste.gdke-rlp.de/Kusel, abgerufen am 15.06.2023
Gümbel, Theodor (1905)
Kriegsbedrängnisse und fremde Gäste in Lauterecken. In: Nordpfälzer Geschichtsblätter, Nr. 1. Januar 1905, S. 1-6; Nr. 2: Februar 1905, S. 9-13; Nr. 3: März. o. O.
Pfleger, Karl (1993)
Lauterecken gestern und heute. Impressionen aus der alten Veldenzstadt. S. 168-169. o. O.
Schüler-Beigang, Christian (1999)
Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Kreis Kusel. (Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 16.) Worms.
Schüler-Beigang, Christian (1999)
Lauterecken. In: Kulturdenkmäler von Rheinland-Pfalz, Band 16: Kreis Kusel, Worms, S. 175-187. o. O.
Zink, Albert (1968)
Chronik der Stadt Lauterecken. o. O.
Zink, Albert (o.J.)
Aus den Erinnerungen eines Lauterecker Bürgers. Der Rentmeister J.C. Falciola (1759-1841). In: Zeitungsartikel undatiert, Stadtarchiv Lauterecken, o. O.
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