Die Marmorschneidemühle in Villmar stand in Zusammenhang mit dem in der Gemeinde gewonnenen und verarbeiteten Lahnmarmor. Vermutlich wurden dort größere Marmorblöcke in kleinere zerschnitten. Wasserkraft wurde bereits sehr früh in Villmar genutzt, jedoch Jahrhunderte lang nicht zur Marmorverarbeitung, sondern – wie andernorts auch – für den Mühlenbetrieb. Dass man hierzu die ganzjährig wasserführende Lahn wählte, ist naheliegend, jedoch gab es in Villmar mit der Pulvermühle an der „Unteren Dutzenbach“ eine weitere Mühle.
Der älteste Mühlenpachtvertrag der Mühle an der Lahn ist datiert auf den 21. April 1448. Darüber hinaus geben zahlreiche weitere Mühlenakten Zeugnis vom Betrieb der Mühle, aber auch der Instandhaltung des Mühlenwehres.
Diese Herrschaftsbannmühle, die bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts in Betrieb war, war eine von „mindestens 20 Mühlen“ (KLÄSER 2005) am Flusslauf der Lahn. Nachbarn hatte die Mühle in Weilburg mit der Brückenmühle und der Kirchhofsmühle sowie der Stadtmühle von Runkel, wie aus einer Karte bei Kläser (2005) hervorgeht. Der Autor zeigt weiterhin eine Detailzeichnung der Lahn im Mühlenbereich mit Wehr und geplantem Wehr aus dem Jahr 1769. Im Jahr 1864 erwarb der Eltviller Gutsbesitzer Salomon Marix (1805-1872) das Grundstück der alten Bannmühle mit dem Ziel hier eine Marmorfabrik zu errichten. Er leistete somit, was die in Villmar ansässigen Betriebe nicht finanzieren konnten: Er schuf eine Infrastruktur auf dem technischen Stand der Zeit. 1892 übernahm die Firma Dyckerhoff & Neumann aus Wetzlar die mittlerweile so genannten Nassauischen Marmorwerke und errichtete 1911 unmittelbar am linken Ufer der Lahn ein Turbinenhaus, um die Wasserkraft der Lahn für die Marmorverarbeitung zu nutzen. Nach der Schließung des Marmorwerkes übernahm die Gemeinde einen Teil der Grundstücke.
Die Mühle wird heute für die Gewinnung von Wasserkraft genutzt. Ihr baulicher Zustand ist gut.
Lahn-Marmor-Weg Das Turbinenhaus ist die zweite Station des ersten Rundweges des Lahn-Marmor-Weges. Die nachfolgende Station des Wanderweges ist die Freiluftausstellung in Villmar.
Lahn-Marmor-Route Dieses Objekt ist Teil der Lahn-Marmor-Route von Wetzlar nach Balduinstein.
(Jörn Schultheiß, hessenARCHÄOLOGIE, 2017 / Rudolf Conrads, Lahn-Marmor-Museum Villmar, 2019)
Kartenquellen Army Map Service (1951): M841 / GSGS 4414, Sheet 5615 – Villmar, Germany, Jahr 1944 Hessische Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation (2017): Digitale Topographische Karte 10, Jahr 2017 Hessische Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation (2017) Digitale Orthophotos, Jahr 2017 Tranchot, Jean-Joseph & von Müffling, Karl (1803 bis 1820): Kartenaufnahme der Rheinlande, Villmar Königliches Ministerium für Handel etc. (1877): Topographische Karte, Blatt 5615 – Villmar, Jahr 1868 Königlich Preußische Landesaufnahme (1907): Preußische Neuaufnahme, Blatt 5615 – Eisenbach, Jahr 1905
Ein Naturschatz brachte Villmar lange Zeit Arbeit und Brot. In: Bilder zur Geschichte Villmars, S. 48-91. Villmar.
Kläser, Josef (2005)
Das Mühlenwesen im Herzogtum Nassau - Ein Überblick. In: Nassauische Annalen 116, (Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung.) S. 329-414. Wiesbaden.
Kuhnigk, Armin M. (2000)
Villmar. Geschichte und Gestalt einer hessen-nassauischen Großgemeinde. Villmar.
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