Kirche Sankt Martin in Briedel

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Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Briedel
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 01′ 19,19″ N: 7° 08′ 55,07″ O 50,022°N: 7,14863°O
Koordinate UTM 32.367.382,25 m: 5.542.718,56 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.582.357,37 m: 5.543.487,92 m
  • Innenraum der Kirche Sankt Martin in Briedel - ein virtueller Rundgang (2021)

    Innenraum der Kirche Sankt Martin in Briedel - ein virtueller Rundgang (2021)

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  • Historische Postkarte der Ortsgemeinde Briedel (gelaufen um 1935)

    Historische Postkarte der Ortsgemeinde Briedel (gelaufen um 1935)

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  • Ansicht der Briedeler Pfarrkirche Sankt Martin aus nördlicher Richtung (2021)

    Ansicht der Briedeler Pfarrkirche Sankt Martin aus nördlicher Richtung (2021)

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    Blick in die Kirche Sankt Martin in Briedel in Richtung Altar (1935)

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  • Blick in das Innere der Kirche Sankt Martin in Briedel in Richtung Altar (2015)

    Blick in das Innere der Kirche Sankt Martin in Briedel in Richtung Altar (2015)

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    Blick in das Innere der Kirche Sankt Martin in Briedel (2015)

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    Audiodatei "Briedeler Glockengeschichten" Kirche Sankt Martin in Briedel (2018)

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    Nächtliche Ansicht der Briedeler Pfarrkirche Sankt Martin aus südwestlicher Richtung (2021)

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    Detailansicht der Skulptur des heiligen St. Martins über dem Kirchenportal der Pfarrkirche Sankt Martin in Briedel (2021)

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    Das Taufbecken in der Kirche Sankt Martin in Briedel (2015)

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    Audiobeitrag zur Pieta in der Kapelle der Pfarrkirche von Briedel (2021)

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    Audiobeitrag zur Reliquie des Heiligen Sankt Martins von Tours in der Pfarrkirche von Briedel (2021)

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    Audiobeitrag zum Wetterhahn auf der Spitze der Pfarrkirche von Briedel (2021)

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    Abgeschossener Wetterhahn von Briedel (2021)

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Die Briedeler Pfarrkirche Sankt Martin steht hoch über dem Ort und überragt die übrigen Häuser von Briedel deutlich. Der Standort der Kirche wurde bereits im Mittelalter beim Bau der Vorgängerkirchen festgelegt. Eine Treppe führt von der Hauptstraße aus hoch zur Kirche. Mit kleineren Fahrzeugen ist sie von der Römerstraße aus erreichbar. Unmittelbar an der Kirche schließt sich der Friedhof an. Zu diesem Objekt gibt es einen interaktiven 360-Grad-Rundgang.

Gebäude
Geschichte
Ausstattung
Deckengemälde
Glocken
Kirchturmuhr
Wetterhahn
Quellen

Gebäude
Die Kirche Sankt Martin Briedel ist eine barocke Saalkirche aus weiß verputztem Bruchstein. Erbaut wurde sie zwischen den Jahren 1772 und 1776. Der Hauptzugang ist ein rot gerahmtes korbbogenförmiges Portal im Nordturm. Er ist durch rot gefasste Gesimse in vier Geschosse eingeteilt und seine Ecken sind gleichartig farblich akzentuiert. Als Maueranker ist die Jahresszahl 1773 zu lesen. Bekrönt wird der Turm mit einem achteckigen, 17 Meter hohen spitzen Helm. Die Stirn- (Nord-) Seite zeigt über dem Portal je Stockwerk ein Bogenfenster. Auf den drei anderen Seiten ist je ein Fenster im oberen Bereich des Turms zu sehen. Diese Fenster dienen zusammen mit den vier Gauben im Dachhelm als Schallöffnungen für die Glocken. Unterhalb der drei höchsten Fenster sind Ziffernblätter der Kirchenuhr mit goldenen Zeigern auf grünem Grund eingebaut. An der Spitze des mit Moselschiefer gedeckten Turms ist ein Dachknauf, darüber eine geschmiedete Rosette und abschließend ein Wetterhahn zu erkennen. Mittig über dem Eingangsportal befindet sich eine vergoldete Skulpturengruppe aus Gusseisen „Der reitende Martin schenkt dem Bettler die Hälfte seines Mantels“. Diese Skulptur wurde in der Sayner Hütte im Jahr 1853 geschaffen. Über dem linken Nebeneingang ist eine Keramikfigur der Heiligen Elisabeth von Thüringen zu sehen, geschaffen von Christoph Anders (geboren 1938) im Jahre 2009.

Das Langhaus besteht aus vier korbbogenartigen Kreuzgewölben auf flachen Seitenpfeilern mit acht großen bleiverglasten Rundbogenfenstern. An das Langhaus schließt der etwas schmalere Chorraum an. Dieser wird von Kreuzgewölben überspannt, weist zwei gleichartige Fenster und einen flachbogigen Abschluss auf. Abgeschlossen wird das Langhaus durch ein Walmdach aus Moselschiefer mit je drei Gauben als Lüftungsöffnungen. Östlich (links) befindet sich der Anbau der Gefallenen-Gedächtnis-Kapelle. Dahinter, eng angeschmiegt an die hohe Mauer des Friedhofs, befindet sich ein Anbau für die Sakristei und eine Heizung. Das Bauwerk hat eine Gesamtlänge von 31 Metern und ist 14 Meter breit. Die Höhe bis zum Hahn auf der Turmspitze beträgt 41 Meter.

Eine zweiflügelige Tür mit Roncailleschnitzerei führt in den Turm. Die Schnitzereien zeigen die Jahreszahl 1774 sowie zwei Ringe, als Zeichen für die Abtei Himmerod. Ein zweiflügeliger Eingangsgitterabschluss aus Schmiedeeisen führt in den Kirchenraum. Im Halbrund des Gitters ist das Wappen des Abts Rob. Hendges (1752-1782) und der Abtei Himmerod zu sehen. Über dem Eingangsbereich befindet sich die von vier Säulen getragenen Empore. Das Innere der Briedeler Pfarrkirche ist im Rokoko-Stil ausgestaltet und mit passenden Ausstattungsteilen geschmückt. Die Decke ist mit Fresken ausgemalt.
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Geschichte
Die ältesten Hinweise für die Existenz einer Kirche in Briedel reichen bis ins Jahr 585. Die Verehrung des Heiligen Martin von Tours führte zur Zeit der Merowinger dazu, dass viele Kirchen diesem Heiligen gestiftet wurden. Besonders der Trierer Bischof Magnerich (Bischof von 566-586) förderte die Verehrung des Heiligen Martins. Auch Bischof Gregor von Tours berichtet in seiner Gesta Treverorum von der Weihe einer St. Martins-Kirche in einem Moselort und dem Hinterlassen einer Reliquie. Die Echtheit dieser sich seit Urzeiten in Briedel befindlichen Martinsreliquie wurde im Jahre 1737 vom Vatikan bestätigt. Nach einer Aussage des Bistums Trier ist dies die einzige derzeit bekannte Martinsreliquie in Deutschland.

In einem Schenkungsvertrag wird im Jahr 959 eine Kirche in Briedel aufgeführt. Eine weitere Vorgängerkirche wurde zu Beginn des 12. Jahrhunderts im romanischen Stil erbaut (Zehntordnung, LHA Koblenz Best. 96 Nr. 5). Sie stand an demselben Ort wie die heutige Pfarrkirche, hatte jedoch eine andere Ausrichtung (etwa 90 Grad gegen den Uhrzeigersinn gedreht). Der Chor lag hier nach Osten und der Eingang im Westen. Die alten Kirchenbücher berichten mehrfach über Renovierungen und kleinere Anbauten. Plünderungen durch umherziehende Söldnertruppen im Jahr 1587 und zwischen den Jahren 1632-1635 (30-jähriger Krieg) beraubten Briedel wertvoller alter Inventarien. Über die Zeit gerettete silberne Kelche und Ölkännchen wurden bei einem Einbruch im Jahr 1983 gestohlen. Das Kircheninnere war für die wachsende Anzahl der Gläubigen zu klein und auch sehr dunkel. In Visitationsprotokollen wurden zudem größere Bauschäden bemängelt. So wurde nach vielen Jahren mit Diskussionen und Planungen der Bau der heutigen Kirche in Angriff genommen. Vorstellungen, die neue Kirche unten im Ort zu bauen, um den Zugang über die hohen Treppen einzusparen, wurden jedoch fallengelassen, da man im Ortskern eine zu hohe Brandgefahr sah. Zugrunde lag dem Neubau ein bistumsweites Bauprogramm für Landkirchen. Baumeister war Paul Staehling aus Straßburg. Die Bauarbeiten wurden überwiegend von ortsnahen Bauhandwerkern, unterstützt durch Frondienste der Einwohner, ausgeführt.

Die Pfarrei war seit dem Jahr 1315 dem Kloster Himmerod inkorporiert und hatte daher kein eigenes Vermögen. So musste das Kloster Himmerod als Bauherr den Kirchenneubau finanzieren. Ein Drittel der Kosten steuerte der Weihbischof von Trier (Johann Nikolaus von Hontheim (1701-1790, Weihbischof von Trier ab 1748) bei, da dieser einen solchen Anteil am Kirchenzehnten bezog. Die Einwohner wurden zum Frondienst herangezogen und um Spenden gebeten. Den Turm errichtete die Zivilgemeinde (auch mittels Frondiensts), da die darin aufgehängten Kirchenglocken auch für zivile Aufgaben beispielsweise bei Feuer oder der Einberufung zum Geding (Zusammenkunft der Pächter / Bewirtschafter eines herrschaftlichen Hofgutes), genutzt wurden. Am 9.3.1781 konnte die neue Kirche feierlich eingeweiht werden.
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Ausstattung
Der barocke Hochaltar mit dem Tabernakel ist geziert mit der Statue des Hl. Martin auf der Spitze. Zwei Engelfiguren bestimmen die Seiten und etwas tiefer sind die Standbilder des Hl. Petrus (links) und des Hl. Paulus (rechts) angebracht. Flankiert wird der Altar von den beiden Himmeroder Ordensheiligen Benedikt (links) und Bernhard von Clairveaux (rechts). Im Jahr 1901 wurde dieser Altar dem Zeitgeschmack nach durch einen neuen im neugotischen Stil ersetzt. Glücklicherweise blieb der alte Altar erhalten und konnte im Jahr 1949 auf seinen alten angestammten Platz zurückgestellt werden. Im Hintergrund des Altars ist die Wand mit einer baldachinartigen Komposition ausgemalt.

Im Laufe des ausgehenden Mittelalters berichten die Kirchenbücher von zeitweise fünf Nebenaltären in der Kirche. Heute stehen noch zwei Rokoko-Altäre: der Marienaltar und den Sebastians-Altar.

Links vom Hauptaltar steht der Marien-Altar. Er zeigt die Muttergottes als Königin mit Kind, Zepter, Krone und Kreuz; im oberen Bild die Mutter Anna mit Maria; auf der linken Seite sind die Heilige Katharina (mit Rad und Schwert) und auf der rechten Seite die Heilige Barbara zu sehen (mit Turm und Kelch mit Hostie). Der St. Sebastians-Altar auf der Epistelseite zeigt in der Mitte den Heiligen Sebastian (gebunden an einen Baum mit Pfeilen durchbohrt), im oberen Bild Jakob den Älteren mit Pilgermuschel, Stab und Kreuz, auf der linken Seite St. Margaretha mit Drache und Kreuz, auf der rechten Seite der Heilige Nikolaus mit Bütte und Kindern.

Vor dem Marien-Altar befindet sich die Kanzel mit Aufgang und Baldachin. Bekrönt wird sie mit einer Figur des St. Michaels. Daneben steht ein Taufbecken aus Stein in Melonenform mit Holzdeckel aus dem Jahr 1771. Zwei (erneuerte) Beichtstühle im Barockstil vervollständigen das Bild. Die Wangen der Kirchenbänke und das Chorgestühl entstammen noch der Bauzeit der Kirche. Auf der Empore steht die Orgel. Sie wurde um das Jahr 1780 von der Orgelbauerfamilie Stumm aus Sulzbach erbaut.

Im Ersten Weltkrieg mussten die metallenen Orgelpfeifen für die Kriegsindustrie abgeliefert werden. Nach weiteren Schäden im Zweiten Weltkrieg erfolgte im Jahr 1960 eine Generalsanierung durch die Firma Sebald aus Trier. Der Original-Orgelprospekt (Front) blieb dabei erhalten. Auf beiden Seiten stehen Statuen verschiedener Heiliger, die zu unterschiedlichen Zeiten aufgestellt wurden.

Im Jahr 1946 wurde an der linken Seite die Marienkapelle zum Gedächtnis an die 118 Gefallenen des Zweiten Weltkrieges errichtet. Rechts unter der Empore wird auf einem Steinrelief der 79 Gefallenen des Ersten Weltkrieges gedacht. Im Zentrum der Kapelle steht zwischen den schiefernen Namenstafeln eine Pieta der Schmerzhaften Mutter Gottes (geschaffen um 1350).
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Deckengemälde
Die Decke der Kirche wurde ab 1785-87 von dem Bernkasteler Maler Franz Freund (1729-1795) in Freskomalerei ausgeschmückt. Im Jahr 1901 erfolgte eine teilweise Übermalung durch den Maler Peter Born (Lebensdaten unbekannt). Im Jahre 1931 wurden die Wände von einheimischen Anstreichern gepflegt und durch G. Schmelzer (Lebensdaten unbekannt) einige Schäden an der Decke behoben. Professor Hermann Velte (1883-1946) konnte im Jahr 1946 die Veränderungen überwiegend korrigieren. Im Jahr 2020/21 folgte eine weitere grundlegende Sanierung der wertvollen Deckengemälde durch den Restaurator Vitus Wurmdobler (geboren 1945).

Jedes Kreuzgewölbe ist sichtbar in vier Bilder eingeteilt. Die vom Maler ausgewählte Komposition ordnet sich dabei weitgehend der architektonischen Form unter. Im Chor sind in der Mittelachse die Dreifaltigkeit, flankiert von den Propheten Moses und Elias zu erkennen. In den Kreuzgratgewölben sind auf der Mittelachse die Verkündigung Marias durch den Erzengel Gabriel und die Geburt Jesu, sowie die Anbetung der Heiligen Könige, gefolgt von dem 12-jährigen Jesus im Tempel, der Kreuzigung, der Auferstehung sowie Pfingsten mit der Herabkunft des Hl. Geistes in Szene gesetzt. Flankiert werden die Gemälde beidseits von je drei Apostelpaaren.

Zentrales Blickfeld im Langhaus ist jedoch in der Mitte der Decke das Bild des Heiligen Martins beim Teilen des Mantels. Im Hintergrund sehen wir dabei rechts die Konturen von Jerusalem, während im Zentrum hinter dem reitenden Martin die Silhouette von Briedel mit der St. Martins-Kirche zu sehen ist. Es handelt sich hierbei um die älteste bekannte Ansicht des Ortes, auch wenn sie bei späteren Restaurierungen immer leicht modifiziert wurde.

Die Finanzierung der Malerei erfolgte ausschließlich durch das Kloster Himmerod als Pfarrherrn. Die Einwohner Briedels und die Gemeinde verweigerten mit Hinweis auf die alte Zehntordnung des Jahres 1154 die Übernahme von weiteren Kosten des Kirchenbaus „Die Einwohner seien durch den Frondienst beim Kirchenbau und die vielen Spendensammlungen für die Errichtung genug geschröpft worden“, schrieb der damalige Bürgermeister an das Kloster.
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Glocken
Seit jeher rufen Glocken die Menschen zum Gebet. Das Läuten der Glocken war aber auch ein Alarmzeichen bei Katastrophen. Hauptsächlich diente das Läuten zu bestimmten Stunden der Gliederung des Tagesablaufs. Es ist aber auch überliefert, dass zum jährlichen Geding mittels der Glocken einberufen wurde. Nach den Leseordnungen für Winzer ist überliefert, dass im Herbst zum Beginn und zum Ende der täglichen Lesearbeiten die Glocken geläutet wurden.

Über die Glocken der Vorgängerkirche ist nur wenig bekannt. Wir wissen aus einem Vertrag der Kirche mit der Zivilgemeinde, dass diese für den Kirchturm und die Glocken verantwortlich war. Die Chronik berichtet, dass bei der Überführung des im Januar 1756 verstorbenen Trierer Kurfürsten und Erzbischofs Franz Georg von Schönborn (1682-1756) mit einem Schiff von Koblenz nach Trier „die Gemeinde der Leiche einen Teil des Weges das Geleit gab“. Dabei zersprang die größere Glocke und da die drei kleineren nicht harmonisch waren, ließ die Gemeinde alle eingießen und vier neue Glocken von der Glockengießerei Wilhelm Stocky in Saarburg gießen. Die größte Glocke zeigte jedoch bald Schäden und wurde umgegossen.

Beim Bau der neuen Kirche wurden die Glocken in diese überführt. Im Jahre 1917 mussten zwei jedoch der Waffenproduktion überlassen werden. „Mit vielen anderen Glocken zogen unsere Glocken hinaus, um bei der Heeresverwaltung Verwendung zu finden“, notierte der Pfarrer. Erst im Jahre 1928 hatte die Pfarrei genügend Mittel, um bei der Glockengießerei Mabilon zu Saarburg drei neue Glocken in Auftrag zu geben, wobei die beiden noch vorhandenen mit eingeschmolzen wurden. Es war den neuen Glocken jedoch nicht vergönnt, lange Zeit in Briedel die Gläubigen zu rufen. Bereits am 20.8.1942 wurden die beiden schwersten Glocken vom Turm heruntergeholt und von der Kriegsindustrie eingeschmolzen. Eine stählerne Glocke ergänzte vom Jahr 1943 an das Geläut. Sie wurde im Jahre 1953 erneut verkauft. Am 27.9.1953 konnten dann endlich drei neuen Glocken, gegossen vom Bochumer Verein für Gussstahlproduktion, eingeweiht werden. Sie bilden zusammen mit der kleinen Angelusglocke des Jahres 1928 das heutiges Geläut. Die Glocken wurden vom Küster und den Messdienern anhand eines langen Seils im Glockenturm geläutet. Zur Entlastung wurde im Jahr 1947 ein elektrisches Läutewerk eingebaut.
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Kirchturmuhr
Ende des 19. Jahrhunderts wurde auf Drängen der Bevölkerung eine große Uhr im Kirchturm installiert. Damit hatten es die Briedeler Einwohner leichter, sich über die jeweilige Zeit zu informieren. Bis dahin waren die verschiedenen Zeiten des Glockenläutens die einzige Orientierung. Die Uhr, anfangs mit nur einem Ziffernblatt, musste wöchentlich vom Gemeindediener oder Küster aufgezogen werden. Unklare Regelungen zwischen der Pfarrei und der Zivilgemeinde führten immer wieder zu Streitigkeiten über die Uhr. Im Jahr 1947 konnte eine neue Uhr, nunmehr mit drei Ziffernblättern, bestellt werden. Der zugehörige Motor zum Aufziehen des Uhrwerks wurde dabei gegen 500 Flaschen Briedeler Wein gehamstert (getauscht). Auch der Spediteur ließ sich die halbe Rechnung in Wein zahlen. In den Jahren 1960 und 2002 wurden weitere Erneuerungen an der Uhr vorgenommen.
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Wetterhahn
Der Briedeler Kirchturm wird seit alters her auch von einem Wetterhahn bekrönt. Im Jahr 1974 hatte das Turmgebälk Schäden und der Hahn drohte hinabzustürzen. Da sich niemand auf die morsche Turmspitze traute, um ihn abzubauen und abzuseilen, suchte man nach anderen Lösungen. Das Bergen mittels eines Heereshubschraubers wurde als zu gefährlich beurteilt. Der Dachdecker war auch ein passionierter Jäger. So nahm er sein Jagdgewehr (Kaliber 8x57S) aus dem Schrank. Mit dem 26. Schuss streckte der Hahn seine Federn und fiel hinunter. Wie bei Neueindeckungen üblich, zogen die Dachdecker mit dem Hahn durchs Dorf und sammelten bei den Einwohnern für die Anschaffung eines neuen. Da sie dabei, wie es die alten Weistümer vorschreiben, neben Geld auch Weinspenden bekamen, sollen sie zwei Wochen unterwegs gewesen sein. Im Jahr 1970 wurde die Kirche von der Europäischen Gemeinschaft in die Liste der schützenswerten Kulturgüter aufgenommen.

Die Kirche Sankt Martin wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Landkreis Cochem-Zell (Stand 2020) geführt. Der Eintrag lautet: „Kath. Kirche St. Martin Römerstraße, barocker Saalbau, bez. 1773 und 1774; Martinsfigur, 1853, Sayner Hütte; Missionskreuz; Friedhofskreuz, Gusseisen, 19. Jh.; Grabkreuz; Grabplatte, 1814; Kirche und Friedhof Gesamtanlage; unterhalb der Kirche Heiligenhäuschen mit Relief“ (GDKE 2020).
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(Sarah Mihalovic, Luisa Junker, Anna-Maria Zois, Universität Koblenz-Landau; Hermann Thur, 2020)

Quellen
Lagerbuch der Pfarrei Briedel
Pfarrarchiv Briedel, Bistumsarchiv Trier, Abt. 71,0139 Nr. 1-389
Pfarrakten Briedel, Bistumsarchiv Trier, Abt. 70 Nr. 845-851
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Literatur

Fatin, Natalie (1998)
Die Deckenmalereien des Franz Freund in der Kirche von Briedel. In: Geschichte der Gemeinde Briedel, Trier.
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2020)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Cochem-Zell. Denkmalverzeichnis Kreis Cochem-Zell, 14. Januar 2020. Mainz.
Gilles, Karl-Josef; Fatin, Natalie; Stölben, Albert / Gemeinde Briedel; Arbeitsgemeinschaft für Landesgeschichte und Volkskunde des Trierer Raumes (Hrsg.) (1998)
Die Geschichte der Gemeinde Briedel bis 1816. 1250 Jahre Briedel. In: Ortschroniken des Trierer Landes, Band 30, Trier.
Thur, Hermann (2019)
Pfarrei und Pfarrkirche St. Martin. 1500 Jahre Christentum - Briedel (Mosel). Briedel.
Vogts, Hans; Eiden, Hans (1938)
Die Kunstdenkmäler des Kreises Zell an der Mosel. Düsseldorf.

Kirche Sankt Martin in Briedel

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Römerstraße
Ort
56867 Briedel
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 585

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„Kirche Sankt Martin in Briedel”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-244660 (Abgerufen: 25. April 2024)
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