Die Weinbaugemeinde Briedel liegt an der mittleren Mosel. Politisch gehört sie zum Kreis Cochem-Zell an der Untermosel und dem früheren Regierungsbezirk Koblenz. Weinrechtlich jedoch ist sie der Großlage „vom Heißen Stein“ an der Mittelmosel und damit dem Bereich Trier zugeordnet.
Briedel ist eine der frühen Weinbaugemeinden der Mosel, dem ältesten der 13 deutschen Weinbaugebiete. Schon die Römer bauten hier Wein an. Das alte römische Kelterhaus, heute als Grafenkelterhaus bezeichnet, belegt uns schon für das 3. Jahrhundert die Weinbereitung durch die Römer. Nach dem Untergang des römischen Reiches ging der Weinbau zurück, um im 6. Jahrhundert auf Initiative der neu gegründeten Klöster wieder Fuß zu fassen. Der älteste erhaltene Beleg für den wiederbelebten Weinanbau in Briedel ist eine Urkunde von 748. Die Klöster des Mittelalters und auch die Burgen der Ritter hatten Bedarf an hygienisch sauberen Getränken. Das Wasser der Brunnen innerhalb der Klostermauern war oftmals durch naheliegende Fäkaliengruben verseucht und von außenliegenden Quellen herangeschafftes Trinkwasser wurde nach wenigen Tagen ungenießbar. Hier half der Wein, in anderen Regionen auch das Bier, der durch seinen Alkoholgehalt rein und haltbar war. Die Klöster und ritterlichen Herrschaften legten daher sehr früh Wert auf den Besitz bzw. das Zehntrecht (s. Zehntscheune in Briedel), um eine gesicherte Lieferung von Weinen zu haben.
Weinberge in Briedel kamen so zum Ende des 6 Jahrhunderts in den Besitz des Bistums Metz. Dieses gab dann die Zehntrechte 748 an sein neugegründetes Tochterkloster Gorze weiter. 893 wurde dann einem weiteren Tochterkloster, Neumünster im Saarland, eine Weinrente in Briedel zugewiesen. Das Kloster St. Trond im Bistum Lüttich kam 958 durch eine Erbschaft gleichfalls zu Weinbergsbesitz in Briedel und konnte im Laufe der Jahre auch den Besitz seiner Schwesterklöster übernehmen. Die weite Entfernung verursachte hohe Transportkosten und auch die Aufsicht über die Pächter und die Kontrolle über die abzuliefernden Mengen veranlassten St. Trond daher 1264, seinen gesamten Weinbergsbesitz mit dem Zehnt- und Patronatsrecht an das junge Kloster Himmerod, das nur einen Tagesreise entfernt lag, zu verkaufen. Himmerod wurde dadurch aufgrund des Besitzes und seiner Rechte für rund 500 Jahre bestimmend für das Leben in Briedel. Auch weitere Klöster, z.B. Springiersbach, kamen durch Schenkungen und Erbschaften zu Weinbergsbesitz in Briedel. Das Gleiche gilt auch für die Briedeler Frühmesserstiftung.
Der Erzbischof von Trier, in Person identisch mit dem Kurfürsten von Trier, entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem weiteren Großgrundbesitzer. Nachdem er die Rechte der Grafen von Salm, die bis dato als Vögte im Auftrag des Erzbischofs die Aufsicht führten und auch das römische Kelterhaus nutzten, aufgekauft hatte, besaß das Kurfürstentum in Briedel zwei Kelterhäuser mit entsprechenden Weinbergen. Die Klöster und Herrschaften bebauten die Weinberge in der Regel nicht selbst, sondern hatte diese für eine Halb- oder Drittelpacht an einheimische Winzer verpachtet. Die Pacht musste als effektiver Traubenanteil der Ernte an das herrschaftliche Kelterhaus geliefert werden.
Nach dem kurfürstlichen Landmaß von 1719 gab es in Briedel damals 720.000 Weinstöcke. Davon besaß alleine der Kurfürst rund 25%. Weitere fast 25 % gehörten 23 Klöstern bzw. Kirchen und 13 ritterliche Familien nannten etwa 15% ihr Eigen. Auch hohe Amtsträger hatten sich mit über 10% eingekauft. Für die Briedeler Winzer blieben dabei nur noch 25% übrig, die sich zudem überwiegend im Besitz von 10 führenden Familien befanden. Die meisten Familien hatten neben den Pachtweinbergen nur noch minimale eigene Parzellen, die sie meist mühsam im oberen Steilhang auf Felsterrassen angelegt hatten. „Ein Winzer soll abends müde nach Hause gekommen sein und zu seiner Frau strahlend gesagt haben: Frau, wir sind heute wieder reicher geworden. Ich habe zwei neue Rebstöcke gepflanzt“.
Neben den sehr hohen Pachtabgaben war darüber hinaus noch der Weinzehnt von der Gesamtmenge durch den Pächter an die Kirche bzw. das Kloster Himmerod abzuliefern. Dadurch verringerte sich der dem Winzer verbleibende Ertragsanteil auf rund 1/3. Die Abgabe des Weinzehnt führt immer wieder zu Streitereien, insbesondere die auswärtigen Weinbergsbesitzer konnten nicht richtig erfasst werden. Daher wurde schon 1154 eine wegweisende neue Zehntordnung für Briedel erlassen.
Die französischen Revolutionstruppen enteigneten (säkularisierten) die kirchlichen und ritterlichen Besitztümer und boten diese den Bürgern zum Kauf an. Ein Makler kaufte die kurfürstlichen und klösterlichen Weinberge im Block an und künftig wurden diese Fläche in gleicher Form wie vorher, jetzt nur von einer privaten Kellerei, verwaltet und verpachtet. Die Briedeler hatten faktisch keinerlei Erwerbschancen. Erst 1912 wurden dann das Weingut zerschlagen und die Weinberge konnten von den Briedelern in einer freien Versteigerung erworben werden.
Diese Lage brachte den meisten Winzern kein ausreichendes Einkommen. Der Weinbau trug nur einen Teil dazu bei. Die benötigten Lebensmittel wurden durch Viehzucht und Ackerbau erwirtschaftet. Die großen Eichenniederwälder auf der Briedeler Heck wurden jahrhundertlang zur Lohegewinnung (Gerberlohe) genutzt. Zeitlich waren diese Arbeiten mit denen im Weinberg zeitlich gut zu vereinbaren, sodass viele Briedeler dort ihre Haupteinnahmequelle sahen. Zeitweilig versuchte die Gemeinde auch, ihren Bürgern weitere Einnahmequellen zu bieten. So wissen wir von den Versuchen der Seidenraupenzucht und Maulbeerbäumen. Zeitweilig brachte im 20. Jahrhundert der Anbau von Giftlattich (lactuca virosa) einen höheren Beitrag zum Familieneinkommen als der Weinbau.
Die großen Weinbergsbesitzer riefen jährlich ihre Pächter zum Jahrgeding. Nach fest vorgegebenen Regeln wurde dabei auf den Anbau, die Düngung und allgemeine Rebenpflege eingegangen und notfalls Missstände gerügt. Im schlimmsten Fall wurde die Pachtvereinbarung (Lehen genannt) aufgehoben und der Weinberg an einen anderen Winzer verpachtet.
Lange Zeit galt beim Weinanbau nicht gerade Qualität vor Quantität. Eine gezielte Sortenreinheit gab es nicht und bevorzugt wurden weiße und rote Reben mit höherer Ertragserwartung gepflanzt. Verschiedene Sorten, alte und junge Reben, rot und weiß stand oftmals wild durcheinander. Entsprechend waren dadurch auch die Qualitäten.
Das Verbot schlechter Rebsorten Viele witterungsbedingte Missernten führten zu einer Verarmung der Winzerfamilien. Zunehmende Importe ausländischer Weine behinderten den Absatz der Moselweine. Ein Verbot, die Weine zu verschneiden (Cuvee) verschärfte die Situation noch weiter, da die '„schlechten“ Rebsorten eine Qualitätssteigerung behinderten. Daraufhin wurde am 08.05.1787 in einem Erlass von Erzbischof Clemens Wenzeslaus (1739-1812) die vollständige Ausrottung der schlechten Rebsorten (Elbling, Klemperich ...) im Kurfürtentum Trier angeordnet. Künftig sollte ausschließlich die Rieslingrebe angebaut werden. Die Umsetzung war jedoch nicht so einfach, denn um auch für die weinbergbesitzenden Herrschaften keinen Totalausfall für mehrere Jahre zu erleiden, kam es zu einer längeren Übergangsfrist. Die politischen Verwerfungen ab 1794 blockierten gleichfalls die Verbesserungsmaßnahmen. Erst langsam setzte sich der Riesling im Moseltal dann als die dominierende Rebsorte endgültig durch. Das Verbot, Rotwein anzubauen, wurde 1933 sogar nochmals gesetzlich verankert. Erst seit 1987 ist es wieder zulässig, Rotweinereben an der Mosel zu pflanzen. Qualitätsvolle Rotweine bereichern seither das Sortiment der Moselregion.
Der Weinbau an den steilen Hängen ist sehr mühsam und arbeitsintensiv. Immer wieder wurden Wege gesucht, die Arbeit zu vereinfachen. Dabei hielt man aber immer die Vorteile des sonnenspeichernden Schieferbodens im Auge, die ja dem Wein seine besonderen Geschmackserlebnisse ermöglichen. Auch der besonders seit Mitte des 19. Jahrhunderts erforderliche Pflanzenschutz gegen die Reblaus oder z.B. den Mehltau erforderte eine verbesserte Zugangsmöglichkeit zu den Parzellen. Der Zugang zu den Weinbergen, die überwiegend auf der dem Ort gegenüberliegenden Moselseite lagen, musste mit Nachen bewerkstelligt werden. Ab 1925 setzte die Gemeinde dann eine große Fähre ein.
Viele Betriebe wollten wachsen und so wurden ab 1960 die flachen Flächen im Tal mit Reben bepflanzt, da sie nicht mehr zur Deckung des Eigenbedarfs als Ackerflächen und Wiesen benötigt wurden.
Nach längeren Diskussionen in der Gemeinde wurde dann ab 1972 im Rahmen von Flurbereinigungsverfahren die Weinbergsparzellen zu vernünftigen Bewirtschaftungseinheiten zusammengelegt und notwendige Wege für die maschinelle Bewirtschaftung gebaut.
Die Klimaveränderung begünstigt den Weinbau enorm. So können heute neben den Rotweinen auch vermehrt andere Rebsorten, z.B. Burgundersorten und krankheitsresistente Pflanzen angebaut werden. Der Riesling ist aber immer noch die Leitsorte mit der größten Anbaufläche. Weitere andere Rebsorten führen mehr ein Nischendasein.
Hohe Ansprüche an die Betriebe veranlassten viele junge Leute, sich Berufe außerhalb des Weinbaus zu suchen. Die dadurch frei werdenden Parzellen können von den verbleibenden Weingütern zur Arrondierung und Betriebsaufstockung gekauft oder gepachtet werden. Während heute gut zu bebauende Parzellen immer noch gesucht werden, fallen schwierige Weinberge in den Steillagen vermehrt brach.
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