Marienkapelle Briedel

„Gefallenenkapelle“

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Briedel
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 01′ 19,28″ N: 7° 08′ 55,66″ O 50,02202°N: 7,14879°O
Koordinate UTM 32.367.394,15 m: 5.542.721,10 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.582.369,17 m: 5.543.490,93 m
  • Zugang zur Marienkapelle in  Briedel

    Zugang zur Marienkapelle in Briedel

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  • Audiobeitrag zur Pieta in der Kapelle der Pfarrkirche von Briedel (2021)

    Audiobeitrag zur Pieta in der Kapelle der Pfarrkirche von Briedel (2021)

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  • Gedenktafeln in der Marienkapelle von Briedel

    Gedenktafeln in der Marienkapelle von Briedel

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  • Gedenktafeln in der Marienkapelle von Briedel

    Gedenktafeln in der Marienkapelle von Briedel

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  • Pieta in der Marienkapelle von Briedel

    Pieta in der Marienkapelle von Briedel

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Östlich (links) in der Kirche Sankt Martin in Briedel befindet sich der Anbau der Gefallenen-Gedächtnis-Kapelle, die Marienkapelle.

Ausstattung
Den Namen trägt die Kapelle, da sich in ihr die Pieta von Maria befindet, die ihren verstorbenen Sohn auf dem Schoß hält. Auf der Suche nach einem passenden Symbol für die Gedenkstätte wurde man bei Restaurierungsarbeiten an der Sündkapelle fündig, denn die dort renovierte Pieta stellte sich als äußerst wertvoll und schützenswert heraus. So konnte man mit einer Verlegung des Standortes der Pieta gleich zwei Vorteile nutzen: das passende Symbol für die Gedenkstätte war gefunden und gleichzeitig war die wertvolle Pieta aufgrund des Inneneingangs der Kapelle vor Diebstahl geschützt. Vor dieser Skulptur befindet sich ein Tisch mit Opferkerzen, hiervor wiederum wurden Bänke aufgestellt. Hinter der Pieta befindet sich eine Mauernische mit Rundbogenabschluss.
Die Kapelle ist weiß verputzt und besitzt zwei Fenster, von denen sich jeweils eins seitlich von der Pieta befindet. Jedes Fenster zeigt ein Kreuz mit einem Engel davor. Der Engel im linken Fenster hält das Schweißtuch von Jesus, der Engel im rechten Fenster die Dornenkrone von Jesus.
Die Decke ist bogenförmig ausgemauert. Die Deckenbögen weisen die gleiche Abrundung wie die Fensterabschlüsse und die Mauernische auf. Der benötigte Zement und die bunten Fenster (eingebaut im Februar 1948) wurden von Bürgern gestiftet bzw. mit gespendetem Wein „gehamstert”.

Anlass zum Kapellenbau
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Wunsch nach einer Gedenkstätte für die im Krieg gefallenen Menschen laut und der Bau einer solchen beschlossen. Zunächst gestaltete sich die Standortsuche schwierig, da für einen Neubau im Oberdorf sowohl der Platz als auch die entsprechenden finanziellen Mittel fehlten. Nach reiflicher Überlegung wurde einer Lösung in der Nähe der Kirche und des Denkmals aus dem Ersten Weltkrieg gefunden. Die Kapelle sollte als Anbau an die Kirche mit Eingang über den Innenbereich der Kirche realisiert werden. Nach unberechtigtem Baubeginn und daraus resultierendem Baustopp wurde erst im Jahr 1947 offiziell der Bau der Kapelle aufgenommen, indem man zunächst die Außenwände sowie das Dach der Kapelle baute und später den Durchbruch zur St. Martin Kirche sowie das Einsetzen der bunten Fenster vollzog. Der Pastor schrieb zum Baustopp in der Pfarrchronik: “Der Bauantrag wurde nicht eingereicht, weil die Militärregierung es sowieso abgelehnt hätte und weil man das Material ja schwarz beschaffen musste.„

Erinnerung an die Kriegsgefallenen Die Namen der Gefallenen wurden zunächst auf schwarzen Holztafeln an einer Wand der Kapelle angeschrieben und durch die Namen der Gefallenen des Ersten Weltkrieges auf der gegenüberliegenden Wand komplettiert. Die Entfernung der zunächst als Übergangslösung gedachten Holztäfelchen fand erst im Zuge der Feierlichkeiten zum 65-jährigen Kriegsende statt. Nun zeigen große schieferne Gedenktafeln die Namen der 118 im Zweiten Weltkriegen gefallenen Männer aus Briedel. Zum Gedenken an die 79 Gefallenen des Ersten Weltkrieges wurden deren ursprüngliche sandsteinerne Gedenktafeln restauriert und unter der Kirchenempore in der Nähe des Kapelleneingangs angebracht.
Damit verbunden war auch eine Innensanierung der Kapelle und eine fachgerechte Restauration der Pieta.

Pieta der Schmerzhaften Mutter Gottes
In der 1946/1947 angebauten Gnaden- / Kriegergedächtsniskapelle der Briedeler Kirche steht eine Pieta der Schmerzhaften Mutter Gottes.
Diese hochgotische Pieta stammt vermutlich aus der Zeit um 1350
(Gutachten des Diözesankonservators, Kanonikus Nikolaus Irsch aus Trier und des Restaurators Voitiè aus ittlich von 1949).
In der Kapelle des Enkircher Hofes des Klosters Ravengiersburg (vermutlich seit 1135) befand sich ein Muttergottesbild, das besonders verehrt wurde und zu dem Wallfahrten in Gebrauch waren. Diese Kapelle mit dem Gnadenbild wurde Bestandteil des 1338 von frommen Klausnern gestifteten Heiliggeisthospitals, das auch nach der Reformation noch fortbestand, bis 1685 die Franzosen unter Ludwig XIV. hier ein Franziskanerkloster gründeten. Im Anschluss an die Säkularisation unter Napoleon wurde das Kloster aufgehoben und die Kirche der katholischen Gemeinde als Pfarrkirche überwiesen. Das Gnadenbild hatte im Laufe der vielen politischen und religiösen Wirren starke Schäden erlitten und wurde, wie auch andere Einrichtungsgegenstände, in den Folgejahren verkauft. (Prof.Dr.Vogst in: Enkirchs alte Gotteshäuser, HJB Zell, 1959)
Pastor Brauweiler aus Briedel hat diese Pieta dann im Jahre 1849 erworben. Anlass war der Bau der Kreuzwegstationen entlang der Sündstraße. (s. Pfarrchronik Briedel 1941 und 1949).
Die Marienfigur wurde repariert, neu bemalt und in der 1719 erbauten Sündkapelle aufgestellt. Eine fachmännische Restaurierung wurde wegen des Zeitgeistes und des Verwendungszwecks damals nicht in Betracht gezogen. So wurde der ursprüngliche Stil der modernen Zeit angepasst und Holzschäden und Bemalung amateurhaft durch Ortseinwohner “repariert„. (s. Gutachten Voitie)

Sicherlich war auch schon vorher hier in der Altarnische ein Marienbildnis aufgestellt. In den erhaltenen Urkunden haben deren Anschaffung und Verbleib jedoch keine Spuren hinterlassen.
1948 wurde die Pieta restauriert und, da man den hohen Wert erkannte, nicht mehr in dieser ungesicherten Außenkapelle, sondern in der 1947 neu erbauten Kriegergedächtniskapelle in der Kirche aufgestellt. 2014 erfolgte eine erneute Renovierung durch Ferdinand Lawen. Auf die vollständige Behebung der Fehler der früheren Sanierungen wurde dabei im Hinblick auf die Geschichte des Kunstwerkes, bewusst verzichtet.
Ersatzweise wurde 1948 eine Nachbildung der Pieta angefertigt. (Bildhauer Jakob Bettendorf aus Olewig) Dafür wurde altes Holz aus dem von der Gemeinde gerade abgerissenen, um 1700 erbauten Hauses “Alte Post„ genutzt. (s. Kirchenchronik 1948)
1978 hatte auch diese Kopie Schäden aus der Witterung und dem Alter und wurde von Alfred Bremm, (finanziert durch den Heimat- und Verkehrsverein) restauriert.
Es wiederholte sich die Angst vor Diebstahl und die restaurierte Pieta wurde 1985 im gerade neu erbauten Pfarrheim aufgestellt.
Für die Sündkapelle wurde wiederum eine Nachbildung aus einem Kunststoffabguss angefertigt. Die Befürchtungen trafen leider ein und 2005 wurde dieser “Abguss„ gestohlen.
Die “2. Ausfertigung„ aus dem Pfarrheim wurde danach aus Sicherheitsgründen ins Pfarrhaus verbracht.
Nach der ehrenamtlichen Sanierung von Kreuzweg und Sündhäuschen konnte Pfingsten 2006 dort wieder eine gestiftete Pieta eingeweiht werden.

Briefwechsel zur Restauration der Pieta
Bei der Suche nach Unterlagen über die Geschichte der Pieta in der Gefallenenkapelle Briedel fand sich ein auszugsweise abgedruckten Brief des Briedeler Pfarrers ans Bischöfliche Generalvikariat.
....... Die Madonnenstatue ist durch den Restaurator von allen Schichten der Anstriche befreit worden. Nun haben sich viele Fehler an der Statue gezeigt, die im Laufe der Zeit an der Statue gemacht wurden, insbesondere folgende:
1. Die linke Hand der Muttergottes, die bisher einige Zentimeter über der Hand Christi gehalten wurde, ist nachgemacht worden. Die Muttergottes hat die Hand Christi sicherlich in ihrer Hand gehalten.
2. Das Gesicht der Muttergottes ist ganz beschnitten worden. Es ist noch ersichtlich, wie Backen und Doppelkinn, vielleicht auch die Tränendrüsen entfernt wurden.
3. Das schöne, üppige Haar der Muttergottes ist fast ganz abgeschnitten worden, nur mehr kümmerliche Anzeichen sind davon vorhanden..
4. Die Kopfhaltung Christi ist gänzlich verändert. Man hat den Körper Christi mit einer Säge in der Brust durchgesägt, vorne einen Teil entfernt, im Rücken einen Keil eingeschoben, sodaß der Kopf, der vorher mehr nach hinten hing, in die Höhe gehoben wurde. Die Teile hat man mit Nägeln zusammen genagelt.
5. Die Füße, insbesondere die Zehen Christi hat man abgeschnitten und durch neue ersetzt.
6. Den herabhängenden Arm Christi hat man durch einen anderen , der sicherlich weniger ausdrucksvoll ist, ersetzt.
7. Den rechten Schuh der Muttergottes hat man abgeschnitten und durch einen neuen ersetzt, der durchaus nicht dem linken Schuh der Muttergottes entspricht.
8. Am Halsausschnitt und in der Gürtelgegend wurden häßliche Falten ins Holz eingeschnitten. Später wurde am Hals eine häßliche Blechattrappe angebracht.
Es ist schade, daß die schöne Figur so entstellt wurde.......
Das Generalvikariat antwortete:
.....Ihr Bericht über den Befund der Pieta nach Befreiung vom Anstrich bietet ein sehr interessantes Beispiel von Veränderungen an einer schönen mittelalterlichen Statue. Sie erklären sich daraus, daß die starke Darstellung des Schmerzes in der Zeit der Romantik nicht mehr gefiel und daher ins Milde umgestimmt wurde. Wir können durchaus nicht dazu raten, den von der Romantik geschaffenen Zustand zu beseitigen und die Wiedergewinnung des spätgotischen zu ersuchen. ......

Kulturdenkmal
Im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Cochem-Zell, sind Kirche und Friedhof als Gesamtanlage erfasst (GDKE 2022, S. 11).

(Michel Hennerici, Universität Koblenz-Landau 2015; Hermann Thur, Briedel, 2022)

Internet
http://www.briedel.de: Homepage der Gemeinde (aufgerufen: 09.11.2015)
http://www.briedeler-geschichte.de: Die Gefallenen (Marien-)Kapelle / Die Pieta (aufgerufen: 09.11.2015)
Briedeler Geschichte: Pfarrei St. Martin (aufgerufen am 22.12.2022)

Literatur

Gilles, Karl-Josef; Fatin, Natalie; Stölben, Albert / Gemeinde Briedel; Arbeitsgemeinschaft für Landesgeschichte und Volkskunde des Trierer Raumes (Hrsg.) (1998)
Die Geschichte der Gemeinde Briedel bis 1816. 1250 Jahre Briedel. In: Ortschroniken des Trierer Landes, Band 30, Trier.
Thur, Hermann (2019)
Pfarrei und Pfarrkirche St. Martin. 1500 Jahre Christentum - Briedel (Mosel). Briedel.

Marienkapelle Briedel

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Römerstraße
Ort
56867 Briedel
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung, Archivauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1947

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
Michel Hennerici, Hermann Thur: „Marienkapelle Briedel”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-244671 (Abgerufen: 26. April 2024)
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