Die 1134 gegründete Abtei Himmerod befindet sich seit 1136 am heutigen Standort. 1802 erfolgte aufgrund der Säkularisation die Aufhebung und der Zerfall setzte ein. 1919 kauften bosnische Trappistenmönche das ehemalige Kloster, welches 1922 seiner Mutterabtei Marienstatt unterstellt wurde. Im Oktober 2017 wurde das Kloster aufgelöst.
Gründung 1134/35 1131/32 ernennt Papst Innozenz II. den Dompropst von Metz, Albero von Montreuil (1080-1152), zum Erzbischof von Trier. Er war befreundet mit dem Abt von Clairvaux – Bernhard von Clairvaux (um 1190-1153). Bernhard entsandte auf Wunsch des Erzbischofes im Frühjahr 1134 unter der Führung des Abtes Randulf zwölf Mönche als Gründungskonvent in das Erzbistum Trier. Von diesen sind neun namentlich bekannt, wie der 1699 seliggesprochene David von Himmerod (um 1100-1179).
Nach einem kurzen Aufenthalt in der Nähe des Trierer Doms fanden die Mönche den ersten Standort in Winterbach an der Kyll, der sich allerdings schnell als nicht geeignet zeigte. Ein Jahr später, 1135, bestimmte Bernhard von Clairvaux, der im Erzbistum Trier zum Besuch war, bei einer persönlichen Besichtigung den heutigen Standort des Klosters im Salmtal. Das Flüsschen Salm war für die Wasserversorgung des Klosters, der Fischteiche sowie als Antrieb der Mühlen für die Eigenwirtschaft lebensnotwendig. Während der Gründungsphase wohnten Abt Randulf und die zwölf Mönchen vorübergehend auf dem kleinen Gut „Haymenrode“ beim heutigen Altenhof. Am 20. Januar 1136 erfolgte die Übersiedlung in die erste hölzerne Klosteranlage und 1138 folgte ihre Einweihung. Das durch Höhenzüge eingeschlossene und weiträumige Gelände mit einer Wald- und Strauchvegetation sowie versumpften Talauen bot Möglichkeiten für Ackerbau und Viehsucht. Nach der Gründung begannen die Mönche mit der Kultivierung.
Bald nach der Klosterweihe schickte Bernhard von Clairvaux seinen Baumeister Achard (deutsch: Eckhard) nach Himmerod zur Planung einer steinernen Klosteranlage. Zur gleichen Zeit war die zweite Klosteranlage in Clairvaux unter seiner Leitung errichtet worden (1145 geweiht). Diese und viele nachfolgenden Klöster wurden nach den Bau- und Kunstbestimmungen des Generalkapitels von 1134 in schlichter Bauweise errichtet. Die romanische Klosterkirche wurde 1. Juni 1178 vom Trierer Erzbischof Arnold I. von Valcourt (um 1120-1183, 1169 bis 1183 Erzbischof von Trier) geweiht.
Klostergeschichte bis zur Säkularisation 1802 Himmerod übte eine Anziehungskraft aus auf junge Männer aus Ritterstand und Adel. Sie brachten ihr Hab und Gut als Mitgift mit und so nahmen der Grundbesitz und die Zahl der Mönche ständig zu. Da das Kloster kaum neue Mönche aufnehmen konnte, wurde Gründungsabt Hermann mit einem Konvent von wiederum zwölf Mönchen im Erzbistum Köln entsandt. Dort ließen Sie sich 1189 auf dem Gipfel des Petersbergs in einem aufgelassenen Augustiner-Chorherrenstift nieder. Nach einem dortigen Aufenthalt von drei Jahren siedelten die Mönche 1192 im Tal der Heister um. Dort entstand das im Mittelalter einzige Tochterkloster von Himmerod, die Abtei Heisterbach. Von Heisterbach aus wurde 1212 wiederum Gründungsabt Hermann mit zwölf Mönchen zur Gründung eines Klosters im Westerwald – Marienstatt – entsandt. Bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts befand sich die Grablege der Grafen von Sponheim in der Klosterkirche. Eine wichtige Zäsur war die Bestimmung des Abtes des Mutterklosters Clairvaux von 1224, dass die Anzahl der Chormönche nicht mehr als 60 und die der Konversen (Laienbrüder) nicht mehr als 200 betragen durfte. Die Konversen waren hauptsächlich für die Bewirtschaftung der Grangien und Weinberge zuständig. Aufgrund des Umfangs des Klosterbesitzes wurde die Eigenwirtschaft allmählich in eine Pachtwirtschaft umgewandelt. In der Himmeroder Wirtschaftsgeschichte spielte die Eisenerzgewinnung und -erzeugung eine große Rolle. Himmerod besaß bald eine Vielzahl von eigenen Höfen und war größter Weinbergbesitzer an der Mosel; Produkte konnten auf eigenen Schiffen transportiert und in eigenen Stadthöfen vermarktet werden. Die Himmeroder Schreibstube trug dazu bei, dass eine beachtliche Bibliothek aufgebaut werden konnte.
1519 wurden den Äbten des Klosters durch Papst Leo X. (Giovanni de‘ Medici, 1475-1521, Papst 1513 bis 1521) die bischöflichen Insignien (Mitra und Krummstab) verliehen. Während des Dreißigjährigen Krieges erlitt das Kloster viele Schäden und Zerstörungen durch Plünderungen. Trotz des Krieges wurde von 1621 bis 1630 die romanische Klosterkirche restauriert und 1641 wurde der Grundstein für den Klosterneubau gelegt, der 1688 fertig war. Leopold Camp vom Rohrerhof bei Koblenz wurde 1731 zum Abt gewählt (bis 1750) und ließ unter dem Baumeister Christian Kretschmar (auch Kretzschmar, um 1700-1768) die heutige Barockkirche mit zisterziensischer Schlichtheit und Rücksicht auf den romanischen Vorgängerbau errichten. Es wurde auf Türme verzichtet, aber dafür erhielt die Kirche durch ihren Baumeister eine mächtige Westfassade mit reicher Portalornamentik. Im Inneren wurde zisterziensische Schlichtheit und Helligkeit beachtet und das romanische Raumgebilde des Vorgängerbaues beibehalten und mit gotischem Aufwärtsstreben und barocken Stilelementen verbunden. Die Kirchweihe erfolgte am 10. Oktober 1751.
Eine radikale Kehrtwende erfolgte am 9. Juni 1802 mit dem Erlass des Säkularisationsgesetzes durch die französische Regierung für die vier rheinischen Departements. Alle kirchlichen Güter und Stiftungen – mit Ausnahme der weiterbestehenden Bistümer, Domkapitel und Pfarreien – wurden aufgehoben und vier Präfekten unterstellt. So wurden nicht nur viele Klöster, sondern auch die gesamte Organisation des Zisterzienserordens zerstört. Die Himmeroder Mönche verließen am 26. Juli 1802 ihre klösterliche Heimat. Die Klosteranlage wurde als Steinbruch verkauft. Von der Kirche blieben nur die Westfassade und der Giebel eines Seitenflügels erhalten.
Neubesiedlung im 20. Jahrhundert Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts erfolgten verschiedene Versuche der Wiederbesiedlung. Doch erst am Ende des Ersten Weltkrieges waren diese Versuche erfolgreich. Deutsche Zisterziensermönche aus Mariastern in Bosnien konnten aufgrund eines Beschlusses der neuen jugoslawischen Regierung nicht in das Professkloster zurückkehren und suchten eine neue klösterliche Unterkunft. Pater Athanasius Plein aus Speicher lenkte ihren Blick auf das heruntergekommene Gut Himmerod. Obwohl in Süddeutschland gut erhaltene Klosterbauten gekauft werden konnten, wählten die sieben bosnischen Trappistenmönche Himmerod als ihre neue klösterliche Wohnstätte aus. Sie kauften am 29. Oktober 1919 das ehemalige Kloster vom Reichsgrafen Ottokar von Kesselstatt mit dem Altenhof (ca. 88 Hektar) für 500 000 Reichsmark. Die Neugründer setzten das alte Pfortengebäude als vorläufiges Kloster wieder in Stand. Das wiederbesiedelte Kloster wurde auf Wunsch der Trierer Kurie 1922 der Abtei Marienstatt im Westerwald (bei Hachenburg) als Mutterabtei unterstellt.
Bis 1927 wurden die alten Gebäude wiedererrichtet. Der Wiederaufbau der Klosterkirche wurde durch die Nationalsozialisten verhindert, indem sie das Klostervermögen 1934 konfiszierten. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg konnte Abt Vitus Recke (1887-1959, Abt in Himmerod 1937 bis 1959) unter günstigeren Bedingungen das Vorhaben der Rekonstruktion der Kirche nach den alten Ausmaßen wieder aufgreifen. Am 15. Oktober 1960 wurde die neu aufgebaute Barockkirche durch den Trierer Bischof Matthias Wehr (1892-1967, Bischof von Trier 1951 bis 1966) geweiht.
Das Kloster hat seit seiner Gründung die angrenzende Landschaft durch seinen Grundbesitz und Bewirtschaftung (Ackerbau, Vieh- und Fischsucht) geprägt. Hiervon ist eine größere Zahl von Kulturlandschaftselementen sowie der „Alte Hof“, etwa 1 Kilometer südlich des Klosters, als Grangie und die Fischteiche sowie die überlieferten Strukturen erhalten geblieben und prägen noch immer die Landschaft. In den am Kloster ansässigen Betrieben und der angeschlossenen Gastronomie sind Besucher und Übernachtungsgäste stets willkommen. Die Lage im Salmtal lässt noch heute den besonderen Zauber Himmerods spüren.
Auflösung 2017 In den letzten Jahrzehnten hatte sich die Zahl der Mönche bereits stark reduziert. Lebten vor 40 Jahren noch etwa 30 Mönche in der Abtei, so ging diese Zahl über acht Mönche und zwei Postulanten (2011) auf zuletzt fünf im September 2017 zurück. Durch Verluste der Klosterbetriebe und notwendige Investitionen musste bereits 2011 Insolvenz angemeldet werden. Diese konnte jedoch durch Umstrukturierungen der Klosterbetriebe und eine große Unterstützung innerhalb der Region abgewendet werden. Das älteste noch aktive Kloster in Deutschland wurde schließlich auf Beschluss des übergeordneteten Zusammenschlusses mehrerer Klöster, der Mehrerauer Kongregation, im Oktober 2017 aufgelöst. Die verbliebenen Brüder sind in ein Kloster ihrer Wahl übersiedelt. Nur Pater Stephan Reimund Senge lebt im Kloster. Die Klosterliegenschaften sind in den Besitz der Diözese Trier übergegangen. In der Öffentlichkeit wurde gefordert, Himmerod „möglichst als spirituelles Zentrum zu erhalten, auch im Hinblick auf die wirtschaftliche Bedeutung der Besucher für die Region.“ (volksfreund.de). Heute (2019) fungiert das Kloster als religiöses Zentrum und werden viele Veranstaltungen angeboten.
(Peter Burggraaff, Universität Koblenz-Landau, 2013 / Christoph Wilmer, 2016 / LVR-Redaktion KuLaDig, 2017)
Internet www.abtei-himmerod.de: Homepage der Abtei Himmerod (abgerufen 15.11.2013) www.abteihimmerod.de: Presseinformation zur Auflösung des Konvents vom 14. Oktober 2017 (abgerufen 16.10.2017) www.volksfreund.de: Zwischen Hoffnung und Sorge: Wie geht es weiter im Kloster Himmerod? (Trierischer Volksfreund vom 05.10.2017, abgerufen 16.10.2017) www.volksfreund.de: Himmerod: Mönche ziehen aus – Konvent in der Eifel ist aufgelöst (Trierischer Volksfreund vom 14.10.2017, abgerufen 16.10.2017)
Hic vere claustrum est beatae Mariae virginis. 875 Jahre Findung des Klosterortes Himmerod. In: Festschrift, (Quellen und Abhandlungen zur Mittelrheinischen Kirchengeschichte, Band 127.) Mainz.
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschtz e.V. (Hrsg.) (2016)
Himmerod und Marienstatt. Möglichkeiten eines Vergleichs als methodische Anregung. In: Cistercienser-Chronik, 111, Heft 2, S. 205–214. o. O.
Schneider, Ambrosius (1992)
Himmerod 1922-1972. Himmerod.
Schneider, Ambrosius (1976)
Die Cistercienserabtei Himmerod von der Renaissance bis zur Aufklärung 1511-1802. Köln.
Weingart, Johannes; Zimmermann, Karl Josef / Stiftung zur Förderung der pfälzischen Geschichtsforschung (Hrsg.) (2013)
Die Himmeroder Rotel. In: Stiftung zur Förderung der pfälzischen Geschichtsforschung, Reihe A Pfälzische Geschichtsquellen, Band 11, S. 219. Neustadt an der Weinstraße.
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