Geschichte
Im Jahr 1901 hatte sich der Geschmack in Bezug auf Kirchenausstattungen geändert. Der Altar wurde, dem Zeitgeist geschuldet, abgebaut und durch einen „kunstverständigen neugotischen Altar“ ersetzt. Auch die Bemalung des Chores wurde an den neuen Stil angepasst (siehe historische Abbildung in der Mediengalerie).
Zum Glück besann man sich im Jahr 1949 während der Reparaturarbeiten nach dem Zweiten Weltkrieg auf den Ursprungsstil. Daher konnte der alte Altar, der in seinen wesentlichen Teilen noch vorhanden war, restauriert und wieder aufgestellt werden. Auch die Bemalung des Chores wurde auf die ursprüngliche Darstellung zurückgeführt. In dieser kargen Nachkriegszeit spendeten die Briedeler, so schrieb der Pfarrer in der Chronik, viele goldene Ringe, Uhren und andere alte Goldbestände. Mit dem gespendeten Edelmetall sollte der Hochaltar wieder vergoldet werden. Andererseits ist auch vermerkt, dass nicht alle Briedeler mit dem Rücktausch des Hochaltars einverstanden waren, weil sie den neugotischen Altar als Erinnerung an verschiedene persönliche Erlebnisse nicht vermissen wollten.
Altare
Hoch über dem Tabernakel thront der Kirchenpatron St. Martin mit Bischofsmütze und Krummstab. Seine Figur zeigt den gleichen Schwung wie die seitwärts tiefer stehenden Apostelfürsten Petrus (links) und Paulus (rechts). Seitlich auf Postamenten neben dem Altar stehen die Figuren der großen Ordensgründer, des Heiligen Benedikt von Nursia (links) und des Heiligen Bernhard von Clairvaux (rechts). Während der Heilige Benedikt von Nursia den Benediktinerorden begründete, sorgte Bernard von Clairvaux für die Ausbreitung des Zisterzienserordens in Europa. Diese beiden Figuren verraten etwas aus der Geschichte der Pfarrei Briedel:
Im Jahre 959 kam die Kirche durch eine Schenkung an das Benediktinerkloster St. Trond in Belgien. Im Gedenken, dass diese Mönche viele Jahre die seelsorgerische Betreuung der Pfarrei übernommen hatten, wurde die Statue des Ordensgründers aufgestellt. Im Jahre 1264 kaufte das Zisterzienserkloster Himmerod die Besitzungen St. Trond`s und die Pfarrei wurde danach dem Kloster inkorporiert, das heißt voll eingegliedert. Zum Dank für 500 Jahre Betreuung und daran, dass das Kloster Himmerod den Neubau der Kirche größtenteils finanzierte, wurde die Figur des heiligen Benedikt von Clairvaux neben dem Altar aufgestellt.
Am Übergang vom Kirchenschiff zum Chor stehen zwei Nebenaltäre, die in Stil und Bauzeit dem Hauptaltar entsprechen. Links vom Hauptaltar steht der Marien-Altar. Er zeigt die Muttergottes als Königin mit Kind, Zepter, Krone und Kreuz; im oberen Bild die Mutter Anna mit Maria; auf der linken Seite sind die Heilige Katharina (mit Rad und Schwert) und auf der rechten Seite die Heilige Barbara zu sehen (mit Turm und Kelch mit Hostie). Der St. Sebastians-Altar auf der Epistelseite zeigt in der Mitte den Heiligen Sebastian (gebunden an einen Baum mit Pfeilen durchbohrt), im oberen Bild Jakob den Älteren mit Pilgermuschel, Stab und Kreuz, auf der linken Seite St. Margaretha mit Drache und Kreuz, auf der rechten Seite der Heilige Nikolaus mit Bütte und Kindern.
Die seit dem Ausgang des Mittelalters im Rheinland hochverehrten drei Heiligen Jungfrauen an den Altarflügeln werden auch die „Drei heiligen Madln“ genannt.
Margareta mit dem Wurm,
Barbara mit dem Turm,
Katharina mit dem Radl,
das sind die drei heiligen Madl.
Barbara mit dem Turm,
Katharina mit dem Radl,
das sind die drei heiligen Madl.
Im Laufe des ausgehenden Mittelalters berichten die Kirchenbücher von zeitweise fünf Nebenaltären in der (Vorgänger-) Kirche.
Darunter einer der Sebastiansbruderschaft, der schon 1620 erwähnt wird. Diesem Altar wurde 1704 von Papst Clemens XI. ein Ablassprivileg verliehen. Neben diesem Altar brannte eine von der Zivilgemeinde zu unterhaltende große Kerze. Dazu wird berichtet, dass sie einmal längere Zeit vernachlässigt wurde und sich so ein übler Geruch in der Kirche verbreitete, dessen Ursache man lange vergeblich suchte, bis sich ein Einwohner der gewissenhaften Besorgung der Kerze wieder annahm.
Ein weiterer Nebenaltar war der des Frühmessers. Dieser war ein von der Zivilgemeinde angestellter Priester, der ergänzend zum Pfarrer weitere Gottesdienste abhielt, um den Einwohnern den (Pflicht-) Besuch einer Sonntagsmesse ermöglichen.
Auch der für die Verwaltung der klösterlichen Güter in Briedel verantwortliche Pater verfügte über einen eigenen Altar in der Kirche, an dem er seine vorgeschriebenen Handlungen vornahm, ohne dem Pfarrer am Hochaltar ins Gehege zu kommen.
(Hermann Thur, Ortsgemeinde Briedel, 2021)
Quelle
Knabe Joseph, Pfarrer, Sankt Martin, Briedel,1966.