Die Geschichte der Stadt beginnt um 50 vor bis 400 nach Chr., als die Römer den Ort neben der Rur am Knotenpunkt der Verbindungsstraßen von Köln nach Maastricht, nach Brügge, Düren, Eschweiler, nach Neuss und nach Aachen durch ein Kastell in der Nähe des heutigen Marktplatzes befestigten. Eine Kirche wird erstmals 945 in der Schenkungsurkunde des Erzbischofs Wichfried an das Ursulastift in Köln genannt. Die erste urkundliche Erwähnung Jülichs als Stadt ist aus dem Jahre 1230 überliefert. Um 1340 wurde mit dem ringförmigen Ausbau der Stadtbefestigung und mit dem Bau von drei Toren begonnen.
Die seit 1336 bestehende Markgrafschaft Jülich wurde 1356 zum Herzogtum erhoben. Vereinigung der drei Herzogtümer Jülich, Kleve, Berg 1521 ließ das Herrschaftsgebiet zum mächtigsten Territorium im rheinischen Raum werden. Der Jülicher Landtag stellte 1538 ein umfassendes Programm zum Schutz des ganzen Herzogtums auf, worin er den Ausbau der Stadt als Hauptfestung vorsah.
Herzog Wilhelm V. wählte Jülich zu seinem Residenzort. Er veranlasste nach dem großen Stadtbrand 1547 den Ausbau zu einer neuzeitlichen Renaissance- und Festungsstadt durch den italienischen Baumeister Alessandro Pasqualini. Pasqualini legte seiner Planung die Idee einer Idealstadt zu Grunde. Ein rechtwinkliges Straßenschema mit zentralem Platz, wurde nach den neuesten Erkenntnissen des Militärwesens in fünfeckiger Sternform mit Bastionen, Kurtinen und Wallanlagen befestigt einschließlich einer eigens gesicherten Zitadelle In der Nordostecke. Für die aufgehende Bausubstanz erließ Pasqualini einen Bebauungsplan.
Die Zitadelle wurde bald darauf zum Sitz des Gouverneurs von Jülich, denn der Fürst hielt sich hier nur noch während der Zeil des Landtages auf. Die Verlegung seiner Residenz nach Düsseldorf zog schließlich eine Stagnation der städtischen Entwicklung nach sich. Im 17. Jahrhundert wurde die Zitadelle Kaserne. In den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts fand unter Napoleon noch einmal eine Erweiterung der Befestigungsanlagen statt. Jenseits der Rur wurde der Brückenkopf angelegt. Doch bereits 1860 wurden die gesamten Festungswerke geschleift. In die Zitadelle zog eine Unteroffiziersschule.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt 1944 fast völlig zerstört. 1947 begann der Wiederaufbau auf der Grundlage des Generalbebauungsplanes, der 1934 mit dem Aufmaß der Straßenabwicklungen durch den Aachener Hochschulprofessor René von Schöfer aufgestellt worden war. Der Wiederaufbau konnte dadurch einerseits Bezug auf den von Pasqualini entworfenen Stadtgrundriss aus Straßenführung, Parzellenstruktur und Verlauf der Befestigung nehmen, andererseits konnten sich die neu errichteten Gebäude in Höhe und Proportionen an die bis zur Zerstörung bestehenden Bauten des 16. bis 19. Jahrhunderts anlehnen.
Das heutige Erscheinungsbild der Stadt wird bestimmt durch die schlichte Formensprache der unmittelbaren Nachkriegszeit. Es sind dreigeschossige, traufständige, verputzte und backsteinsichtige reine Wohnbauten und Wohn- und Geschäftshäuser in geschlossenen Reihen weitgehend ohne plastische Ausformungen. Über das Stadtbild verteilt werden städtebaulich markante Punkte gesetzt durch die wiederaufgebaute Pfarrkirche, das Rathaus, den Hexenturm der mittelalterlichen Befestigung und durch die Anlage der Zitadelle.
Jülich ist trotz der weitgehenden Zerstörung ein im Rheinland einzigartiges Zeugnis einer Renaissance-Stadtanlage. Ihre Reste vermitteln zusammen mit den Spuren der Vorgeschichte und der späteren Entwicklung heute einen überzeugenden Gesamteindruck, zu dessen Erhalt die Ausweisung eines Denkmalbereichs beiträgt. Der Denkmalbereich soll Stadtgrundriss, Bestand und die Sichtachsen auf wichtige Orientierungs- und Identifikationspunkte schützen. Die Satzung trat 1993 in Kraft.
(Elke Janßen-Schnabel, Rheinisches Amt für Denkmalpflege, LVR, aus: Mainzer (Hrsg.) 1996)
Literatur
Eberhardt, Jürgen (1978)
Jülich, Idealstadtanlage der Renaissance. Die Planungen Alessandro Pasqualinis und ihre Verwirklichung. (Arbeitsheft der Rheinischen Denkmalpflege 25.) Köln.
Franck-Oberaspach, Karl; Renard, Edmund / Clemen, Paul (Hrsg.) (1902)
Die Kunstdenkmäler des Kreises Jülich. (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 8.1.) Düsseldorf.
Mainzer, Udo (Hrsg.) (1996)
Denkmalbereiche im Rheinland. (Arbeitshefte der rheinischen Denkmalpflege 49.) S. 114-116, Köln.
Neumann, Hartwig (1991)
Stadt und Festung Jülich auf bildlichen Darstellungen. (Architectura militaris 5.) Bonn.
Übernahme aus externer Fachdatenbank, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn -27 bis 476
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