Der Hexenturm mit vier Verteidigungsebenen ist Teil des Stadttors (Rurtor) der Stadtbefestigung von Jülich, von der auch noch ein kleines Mauerstück im Hofbereich zwischen Stiftsherrenstraße und Poststraße – von hier aus zugänglich – erhalten ist. Erbaut wurde der Turm Anfang des 14. Jahrhunderts, nach der Einnahme und Zerstörung Jülichs durch den Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg (amtierte 1275-1297) im Jahr 1278, bei der sich die älteren Befestigungen als unzureichend erwiesen hatten. Die Mauerstärke beträgt bis zu 2,30 Meter, das Straßenniveau liegt heute etwa 1 Meter über dem ursprünglichen Zustand. Am Nordturm vor dem Ansatz der 1,70 Meter starken Stadtmauer befindet sich ein Aborterker.
Der Hexenturm hatte einschließlich des ursprünglich flachen, zinnenbewehrten Daches vier Verteidigungsebenen. Die jetzige Dachform stammt aus dem 17. Jahrhundert. Nach Abbruch der Stadtmauer zu Beginn der Neuzeit erfolgte eine Nutzung als Gefängnis und Folterstätte des Haupt- und Kriminalgerichts des Herzogtums. Hexenverfolgungen waren in Jülich außerordentlich selten; schon 1563 bekämpfte der Leibarzt der jülich-klevischen Herzöge, Johannes Weyer (1515/16-1855), den in Europa weit verbreiteten Hexenwahn mit seinem alsbald auf den Index gesetzten Buch De praestigiis daemonum („Von den Blendwerken der Dämonen“).
Im Außenmauerwerk der Stadtseite befinden sich zwei Spolien von römischen Gräbern (Ende des ersten Jahrhunderts): eine mit Totenmahl, die andere als Fragment eines Mannes in Toga (Hinweis auf sein römisches Bürgerrecht). Im „Kulturhaus am Hexenturm“, dessen Westfassade architektonisch Form und Verlauf der mittelalterlichen Stadtmauer aufnimmt, befindet sich das Stadtgeschichtliche Museum Jülich mit interessanten Dauer- und Sonderausstellungen.
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