Als Zentrum der Schwer- und Rüstungsindustrie wurden in Düsseldorf während des Zweiten Weltkrieges zahlreiche Zwangsarbeiter in den Industrieanlagen sowie zur Beseitigung von Schäden durch die Bombardierungen eingesetzt. Zwischen 1942 und 1945 wurden Häftlinge aus den Konzentrationslagern (KZ) Buchenwald und Sachsenhausen zur Zwangsarbeit nach Düsseldorf deportiert.
Auf dem heutigen Düsseldorfer Stadtgebiet existierten fünf KZ-Außenlager:
- das KZ-Außenlager Stoffeln, Stoffeler Kapellenweg,
- das KZ-Außenkommando Bombenräumkommando Kalkum, Kalkumer Schloßallee / Bahnhof,
- das KZ-Außenlager Berta I, Schlüterstraße
- das KZ-Außenlager Berta II, Rather Straße und
- das KZ-Außenlager Deutsche Erd- und Steinwerke, Kirchfeldstraße 74-80.
Darüber hinaus existierte in Düsseldorf das sogenannte „Zigeunerlager Höherweg“ (ein Sammellager für Sinti und Roma), hierfür besteht das Mahnmal „Ehra - Kind mit Ball“ am Alten Hafen in der Innenstadt. Am Höherweg selbst erinnert heute nichts an die Geschehnisse aus der Zeit des Nationalsozialismus.
Ferner nutzte die Geheime Staatspolizei (Gestapo) während der NS-Herrschaft die Großviehmarkthalle des städtischen Schlachthofs in Derendorf zur Organisation der Deportationen der jüdischen Bevölkerung als zentrale Sammelstelle im Regierungsbezirk Düsseldorf. Der frühere Schlachthof dient seit 2016 als Gedenkstätte „Erinnerungsort Alter Schlachthof“ der Hochschule Düsseldorf.
Die Häftlinge wurden in der Produktion der Waffenindustrie, aber auch zum Räumen von Bombardierungsschäden und zur Beseitigung von Blindgängern eingesetzt. Teilweise wurden die Lager auf Bitten der Kommune eingerichtet, um die Kriegsschäden zu beseitigen. In der Endphase des Krieges gehörten Zwangsarbeiter zum alltäglichen Stadtbild und waren nicht zu übersehen. In der Regel war eine Kontaktaufnahme mit den Häftlingen verboten. Die Haft- und Arbeitsbedingungen waren dabei geprägt von Hunger, Krankheiten und Gewalt. Zahlreiche Häftlinge starben unter den miserablen Bedingungen. Die Häftlinge stammten zu größten Teil aus Polen, der Ukraine und Russland. Auch Deutsche, zumeist Kommunisten, waren unter den Gefangenen.
Auflösung der Lager und Todesmärsche
Als die Armee der Alliierten vor Düsseldorf stand, begannen die sogenannten Todesmärsche der Häftlinge aus den Düsseldorfer Lagern nach Buchenwald in Thüringen. Dabei mussten die Gefangenen zu Fuß über Erkrath und Burg an der Wupper nach Wermelskirchen gehen. Dort wartete ein Zug, der die Gefangenen ins Lager nach Buchenwald brachte. Auf der Reise wurden viele Gefangene von den Wachen ermordet oder starben an Krankheit und Erschöpfung.
Aufarbeitung
Nach dem Krieg wurden nur wenige der beteiligten Wachleute und Organisatoren bestraft. Gründe waren neben der schleppenden Aufarbeitung und politischem Unwillen auch fehlende Aussagen von ehemaligen Häftlingen. Viele waren nicht bereit, sich den Prozessen und den schmerzhaften Erfahrungen aus der Haft auszusetzen.
In einem stadtweiten Schulprojekt engagierten sich Schüler*innen an acht Düsseldorfer Schulen mit Unterstützung der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf dafür, die Flächen der ehemaligen Außen-KZs sichtbar zu machen. An den Orten stehen seit 2017 einheitliche Erinnerungszeichen mit Hinweisschildern, die auf die Vergangenheit der Orte zur Zeit des Nationalsozialismus aufmerksam machen.
(Florian Treede, LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2024)
Hinweis
In der Landeshauptstadt erinnern daneben auch die zentrale Mahn- und Gedenkstätte und der Erinnerungsort an der früheren Deportationssammelstelle Alter Schlachthof Derendorf an die Ereignisse während der nationalsozialistischen Herrschaft und deren Opfer.
Internet
de.wikipedia.org: Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, dort: Erinnerungszeichen KZ-Außenlager in Düsseldorf (2017) (abgerufen 28.08.2024)
ruhrpott-kurier.de: KZ-Außenlager Düsseldorf: Errinerungen an eine dunkle Zeit (Text Nina Keller, Ruhrpott Kurier vom 23.07.2024, abgerufen 28.08.2024)