Karl Marx (1818-1883) war Philosoph, Nationalökonom, Gesellschaftstheoretiker und politischer Journalist. Als scharfer Analytiker und steter Kritiker von Religion, bürgerlicher Gesellschaft und Kapitalismus war er der wohl wirkmächtigste Protagonist der Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts. Bis heute werden seine Theorien und Thesen kontrovers diskutiert. Als Hauptwerke gelten sein zusammen mit Friedrich Engels (1820-1895) um 1847/48 im Auftrag des Bundes der Kommunisten verfasstes und im Revolutionsjahr 1848 erschienenes Manifest der Kommunistischen Partei (auch: Das Kommunistische Manifest) sowie sein ab 1867 erschienenes dreibändiges Werk Das Kapital - Kritik der politischen Ökonomie, von dem nur der erste Band zu Marx’ Lebzeiten veröffentlicht wurde. Zusammen mit Engels gilt Marx als der wohl einflussreichste Theoretiker des Sozialismus und Kommunismus und als Mitbegründer des Marxismus-Leninismus.
Die kollektivistische Gesellschaftstheorie des Kommunismus-Sozialismus wirkte als politisch-praktische Ausprägung des Sowjetkommunismus nach der russischen Oktoberrevolution von 1917 in der späteren UdSSR und ihrer Satellitenstaaten des Warschauer Pakts nach 1945. Hier sind vor allem die Formen des Bolschewismus, des Leninismus, des Stalinismus zu nennen, aber auch Sonderausprägungen wie der jugoslawische Sozialismus (Titoismus von 1949-1980) oder die Interpretation eines Realsozialismus als Staatsideologie der DDR bis 1989/90. Auch heute noch gibt es einige Staaten unter kommunistischer bzw. sozialistischer Führung. Neben der seit 1949 als kommunistischer Staat geführten Volksrepublik China und dem seit 1959 sozialistischen Kuba ist hier auch das aktuell wohl weltweit restriktivste politische System zu nennen: Das seit 1948 autoritär-diktatorisch geführte Nordkorea (Demokratische Volksrepublik Korea), das sich in seiner als „Weiterentwicklung des Marxismus-Leninismus“ verstandenen Juche-Ideologie (von koreanisch Chuch'e für „Selbständigkeit, Autarkie“) auf Marx' Theorien bezieht.
Spuren von Karl Marx finden sich an seinen Lebens- und Wirkungsorten im Rheinland.
Am 5. Mai 1818 wurde Marx in der damaligen Brückengasse in Trier geboren, bevor die Familie wenig später ein kleines Wohnhaus unweit der Porta Nigra bezog. Sein Vater Heinrich entstammte einer jüdischen Rabbinerfamilie, war aber zur Zeit der Geburt von Karl zum Protestantismus übergetreten. Im Jahr 1835 nahm Karl Marx an der Universität Bonn ein Studium der Rechtswissenschaften und der Kameralistik (Buchhaltung) auf, das er in Berlin mit einer Hinwendung zu Themen der Philosophie und Geschichte fortführte. Als Doktor der Philosophie kehrte er 1841 nach Bonn zurück. Karl Marx, der seinerzeit noch „kein Kommunist, sondern bürgerlicher Demokrat“ war, schrieb für die 1842 erstmals erschienene Rheinische Zeitung für Politik, Handel und Gewerbe in Köln. Nur wenig später übernahm er die Leitung der Zeitung, die jedoch bereits im Frühjahr 1843 von der preußischen Obrigkeit verboten wurde. Karl Marx verbrachte die folgenden Jahre überwiegend in Paris und Brüssel, wo sich seine politische Haltung hin zu einem radikaleren Sozialismus / Kommunismus veränderte. Am 19. Juni 1843 heiratete er in Bad Kreuznach Jenny von Westphalen (1814-1881). Karl Marx war seit 1845 staatenlos und zwischenzeitig mehrfach verhaftet und ausgewiesen worden. In die Domstadt Köln zurückgekehrt, lebte Karl Marx zunächst in der Apostelnstraße Nr. 7 und ab 1848 mit seiner Familie in der Cäcilienstraße Nr. 7. Hier gründete Marx zusammen mit dem aus einer Textilfabrikanten-Familie stammenden Friedrich Engels im April 1848 die nunmehr Neue Rheinische Zeitung, Organ der Demokratie am Heumarkt, um die demokratischen Revolutionen in Deutschland publizistisch zu unterstützen. Von Oktober 1848 bis Februar 1849 amtierte er als Präsident des 1848 „zum Zwecke der Aufklärung und Bildung der Arbeiter“ gegründeten Kölner Arbeitervereins. Lange Zeit hieß es einem später widerlegten Gerücht zufolge, Marx habe am 6. Mai 1849 in der überfüllten Kölner „guten Stube“, dem Festsaal Gürzenich, anlässlich eines Arbeiterkongresses sein Manifest der Kommunistischen Partei verlesen (an besagtem Tag weilte er allerdings gar nicht in Köln). Im Mai 1849 wurde das Erscheinen seiner Zeitung verboten und Marx ging nach kurzem Aufenthalt in Paris mit seiner Familie ins Exil nach London. Im Exil in der englischen Hauptstadt lebte Karl Marx anfangs in nur dürftigen Verhältnissen von seiner journalistischen Tätigkeit, bevor sich seine wirtschaftliche Situation durch Anstellungen als Korrespondent verbesserte. Im Londoner Exil entstanden seine ökonomischen Hauptwerke und er stand in dauernder (und meist führender) Verbindung mit den wichtigsten Institutionen, Parteien und Personen der internationalen Arbeiterbewegung. Der gesundheitlich schon seit einigen Jahren angeschlagene Karl Marx verstarb hier im Alter von 64 Jahren am 14. März 1883. Er wurde am 17. März 1883 auf dem Londoner Highgate Cemetery beigesetzt, Friedrich Engels hielt eine Trauerrede.
Als „um die Stadt verdiente Persönlichkeit“ ist Karl Marx in Form einer der 124 steinernen Figuren an der Außenfassade des Kölner Rathausturms dargestellt (Nr. 78 auf der Südseite). Die von dem Bildhauer Helmut Moos (1931-2017) geschaffene Figur wurde vom Unterbezirk Köln der SPD gestiftet und am 6. September 1988 übergeben.
Internet www.rheinische-geschichte.de: Karl Marx, Kommunistischer Philosoph (1818-1883) (Text Jürgen Herres, abgerufen 02.11.2022) www.rheinische-geschichte.de: Friedrich Engels, Sozialrevolutionär (1820-1895) (Text Thomas Schleper, abgerufen 02.11.2022) www.fes.de: Friedrich Ebert Stiftung, Karl-Marx-Haus Trier (abgerufen 02.11.2022) d-nb.info: Karl Marx im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (abgerufen 02.11.2022) www.nrhz.de: Karl Marx, der Kölner Gürzenich und das Kommunistische Manifest - Was geschah am 6. Mai 1849? (abgerufen 03.11.2022) koelschgaenger.net: Karl Marx in Köln (Text Ronald Füllbrandt, abgerufen 02.11.2022) koelnerleben-magazin.de: „Schon gewusst, ... dass die Freundschaft zwischen Marx und Engels in Köln ihren Anfang fand?“ (Text Lara-Maria Myller, 2021, abgerufen 02.11.2022)
Literatur
Gerber, Jan (2018)
Karl Marx in Paris. Die Entdeckung des Kommunismus. München.
Kleinertz, Everhard / Historisches Archiv der Stadt Köln (Hrsg.) (1983)
Karl Marx und Köln, 1842-1852. Briefe, Texte, Bilder, Faksimiles. Ausstellung zum 100. Todestag, 3. März-20. Mai 1983. Köln.
Melis, François (2012)
Zur Geschichte der Neuen Rheinischen Zeitung und ihrer Edition in der Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA). (Berliner Verein zur Förderung der MEGA-Edition / Wissenschaftliche Mitteilungen 7.) Hamburg.
Schöncke, Manfred (1993)
Karl und Heinrich Marx und ihre Geschwister. Köln.
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.