Redaktionsräume der „Neuen Rheinischen Zeitung, Organ der Demokratie“ am Heumarkt

Karl Marx und Friedrich Engels in Köln

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 56′ 12,55″ N: 6° 57′ 36,49″ O 50,93682°N: 6,96014°O
Koordinate UTM 32.356.675,50 m: 5.644.780,24 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.567.533,70 m: 5.645.057,04 m
  • Häuserzeile am Heumarkt in Köln-Altstadt-Nord (2021). An der Stelle des Hauses Nr. 65 (mittig ohne Mobiliar davor) befand sich 1848/49 die Redaktion der "Neuen Rheinischen Zeitung" von Karl Marx und Friedrich Engels.

    Häuserzeile am Heumarkt in Köln-Altstadt-Nord (2021). An der Stelle des Hauses Nr. 65 (mittig ohne Mobiliar davor) befand sich 1848/49 die Redaktion der "Neuen Rheinischen Zeitung" von Karl Marx und Friedrich Engels.

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  • Historisches Foto des 1818 in Trier geborenen Philosophen und Theoretikers des Sozialismus und Kommunismus Karl Marx (vor 1875).

    Historisches Foto des 1818 in Trier geborenen Philosophen und Theoretikers des Sozialismus und Kommunismus Karl Marx (vor 1875).

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  • Plakette am Haus Nr. 65 auf dem Kölner Heumarkt (2022), in den Jahren 1848/49 Redaktionssitz der "Neuen Rheinischen Zeitung" unter der Leitung von Karl Marx.

    Plakette am Haus Nr. 65 auf dem Kölner Heumarkt (2022), in den Jahren 1848/49 Redaktionssitz der "Neuen Rheinischen Zeitung" unter der Leitung von Karl Marx.

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  • Plakette am Haus Nr. 65 auf dem Kölner Heumarkt (2018). In den Jahren 1848/49 Redaktionssitz der "Neuen Rheinischen Zeitung" unter der Leitung von Karl Marx.

    Plakette am Haus Nr. 65 auf dem Kölner Heumarkt (2018). In den Jahren 1848/49 Redaktionssitz der "Neuen Rheinischen Zeitung" unter der Leitung von Karl Marx.

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Der in Trier geborene deutsche Philosoph und Gesellschaftstheoretiker Karl Marx (1818-1883) wirkte jahrelang als politischer Journalist in Köln. Die Redaktionsräume der Rheinischen Zeitung für Politik Handel und Gewerbe, die Marx ab Oktober 1842 als Chefredakteur unter Mitarbeit von Friedrich Engels (1820-1895) leitete, befanden sich in der Schildergasse.
Nach dem Verbot der von König Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861, seit 1840 König von Preußen) als „Hure am Rhein“ geschmähten Rheinischen Zeitung im Jahr 1842 durch die preußische Regierung, verbrachte Karl Marx die Jahre 1843 bis 1848 in Paris und Brüssel, wo er auch seine politische Haltung veränderte - aus dem Radikaldemokraten wurde ein Klassenkämpfer.

Die Neue Rheinische Zeitung am Kölner Heumarkt
Im April 1848 kehrten Karl Marx und Friedrich Engels nach Deutschland zurück, wo sie die demokratischen Revolutionen publizistisch unterstützen wollten. Sie wählten ausdrücklich nicht die preußische Hauptstadt Berlin als Wirkungsort ihrer nunmehrigen Neuen Rheinischen Zeitung, Organ der Demokratie, in die Marx seine gesamten Ersparnisse steckte. Marx wohnte zunächst in der Apostelnstraße Nr. 7, zog aber noch in der zweiten Hälfte des Jahres 1848 mit seiner Familie in die Cäcilienstraße Nr. 7 um (www.stadtrevue.de).
Die Ereignisse der Zeit waren dem Vorhaben von Marx und Engels wohlgesonnen: Die Märzrevolution sorgte sogar für ein vorläufiges Ende der Pressezensur. Die Neue Rheinische Zeitung bezog ihre Redaktionsräume am Kölner Heumarkt, die erste Ausgabe erschien zum 1. Juni 1848. Karl Marx wurde Chefredakteur der Zeitung und sein inzwischen bester Freund und wichtigster Genosse Friedrich Engels sein Stellvertreter. Die Auflage der NRhZ erreichte bald 6.000 Stück und sie wurde zu einem der populärsten Presseorgane der Revolutionsjahre.

In dieser Redaktion entstand neben vielen anderen Texten auch ein Flugblatt, das eine Reihe hochmoderner Forderungen enthielt:
„Ganz Deutschland wird zu einer einigen, unteilbaren Republik erklärt. - Jeder Deutsche, der 21 Jahre alt ist, ist Wähler und wählbar. Die Volksvertreter werden besoldet, damit auch der Arbeiter im Parlament des deutschen Volkes sitzen könne. - Die Gerechtigkeitspflege ist unentgeltlich.“
Lange Zeit hieß es einen später widerlegten Gerücht zufolge, Marx habe am 6. Mai 1849 in der überfüllten Kölner „guten Stube“, dem Festsaal Gürzenich, anlässlich eines Arbeiterkongresses sein Manifest der Kommunistischen Partei verlesen, in dem die „Geschichte aller bisherigen Gesellschaften“ als „Geschichte von Klassenkämpfen“ bezeichnet wurde (an besagtem Tag weilte er allerdings gar nicht in Köln).
Kurze Zeit später erfolgte auf Anordnung der preußischen Regierung seine Ausweisung. Marx musste Köln binnen 24 Stunden für immer verlassen und floh unter falschem Namen nach Paris.
Am 19. Mai 1849 erschien am Heumarkt die ganz in rot gedruckte letzten Ausgabe der Neuen Rheinischen Zeitung - die „letzte rote Nummer“ 301 der NRhZ.

Sowohl das Gebäude am Heumarkt 65, in dem sich die Redaktionsräume der Neuen Rheinischen Zeitung befanden, wie auch das Haus der Rheinischen Zeitung in der Schildergasse wurden im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs zerstört.
Zum 200. Geburtstag Karl Marx' wurde 2018 an der Außenfassade eines heutigen Cafés im Gebäude Heumarkt 65 eine Plakette zur Erinnerung angebracht. Die Inschrift der bronzenen Gedenktafel, die während Umbauarbeiten an dem Gebäude 2020/21 zeitweise verschwunden war und Anfang 2022 wieder an der Fassade angebracht wurde, lautet (vgl. Abb.):

Neue
Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie
Hier befand sich vom 28. August 1848
bis 19. Mai 1849 die Redaktion der „Neuen
Rheinischen Zeitung“. Unter Leitung
von Karl Marx wirkten Heinrich Bürgers,
Ernst Dronke, Friedrich Engels,
Ferdinand Freiligrath, Georg Weerth,
Ferdinand Wolff und Wilhelm Wolff
an einem der bedeutendsten
Blätter der demokratischen Bewegung
in der Revolution von 1848/49.

Ansonsten deutet an dem von Tourismus geprägten Ort nichts darauf hin, dass es sich um einen der Entstehungsorte der Marx'schen Gesellschaftstheorie handelt.

Unweit des Heumarkts findet sich ein Abbild von Karl Marx in Form einer der 124 steinernen Figuren an der Außenfassade des Kölner Rathausturms bzw. Ratsturms, die zwischen 1988 und 1995 aufgestellt wurden. Hier steht der Philosoph Marx als „um die Stadt verdiente Persönlichkeit“ im zweiten Obergeschoss an der Südseite (Nr. 78, www.stadt-koeln.de). Die von der Kölner SPD gestiftete Figur wurde 1988 von dem Bildhauer Helmut Moos (1931-2017) geschaffen.

Hinweis
Das publizistische Wirken von Karl Marx und Friedrich Engels bei der „Rheinischen Zeitung“ und der „Neuen Rheinischen Zeitung“ wurde unter „Schon gewusst, ...“ in Heft 5/2021 des Stadtmagazins KölnerLeben vorgestellt (koelnerleben-magazin.de).

(Lara-Maria Myller, LVR-Zentrum für Medien und Bildung Düsseldorf, 2021)

Internet
museenkoeln.de: Vom Ende einer Geschichte - Die Neue Rheinische Zeitung (Bild der 19. Woche - 13. Mai bis 19. Mai 2019, Text: E. Burghardt, abgerufen 12.07.2021)
www.stadtrevue.de: Kapitalismuskritik since 1867. „Das Kapital“ von Karl Marx wird 150 Jahre alt. Zweimal lebte Marx in Köln, doch in der Stadt sind seine Spuren gut versteckt (Stadtrevue. Kultur, Politik, Stadtleben in Köln, Ausgabe: 9/2017 vom 05.09.2017, Text Andreas Flammang, abgerufen 12.07.2021)
www.kulturelles-erbe-koeln.de: Karl Marx, Neue Rheinische Zeitung, letzte „rote“ Nummer vom 19. Mai 1849, Reprint der Originalausgabe 19.05.1849 (abgerufen 12.07.2021)
www.stadt-koeln.de: Skulpturen auf dem Rathausturm (abgerufen 26.06.2023)
www.stadt-koeln.de: Skulpturen auf dem Turm des historischen Rathauses (abgerufen 14.07.2021, Inhalt nicht mehr verfügbar 26.06.2023)
koelnerleben-magazin.de: „Schon gewusst, ... dass die Freundschaft zwischen Marx und Engels in Köln ihren Anfang fand?“ (Text Lara-Maria Myller, 2021, abgerufen 13.01.2022)
www.rheinische-geschichte.de: Karl Marx, Kommunistischer Philosoph (1818-1883) (Text Jürgen Herres, abgerufen 06.07.2021)
www.rheinische-geschichte.de: Friedrich Engels, Sozialrevolutionär (1820-1895) (Text Thomas Schleper, abgerufen 13.07.2021)

Literatur

Bast, Eva-Maria; Klaas, Manuela (2017)
Kölner Geheimnisse. 50 spannende Geschichten aus der Domstadt. S. 99-102, Überlingen.
Kleinertz, Everhard / Historisches Archiv der Stadt Köln (Hrsg.) (1983)
Karl Marx und Köln, 1842-1852. Briefe, Texte, Bilder, Faksimiles. Ausstellung zum 100. Todestag, 3. März-20. Mai 1983. Köln.
Melis, François (2012)
Zur Geschichte der Neuen Rheinischen Zeitung und ihrer Edition in der Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA). (Berliner Verein zur Förderung der MEGA-Edition / Wissenschaftliche Mitteilungen 7.) Hamburg.
Wilhelm, Jürgen (Hrsg.) (2008)
Das große Köln-Lexikon. S. 333-334, Köln (2. Auflage).

Redaktionsräume der „Neuen Rheinischen Zeitung, Organ der Demokratie“ am Heumarkt

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Heumarkt 65
Ort
50667 Köln - Altstadt-Nord
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1848, Ende 1849

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„Redaktionsräume der „Neuen Rheinischen Zeitung, Organ der Demokratie“ am Heumarkt”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-338901 (Abgerufen: 25. April 2024)
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