„Caternberg“ wurde erstmals im Jahre 1202 urkundlich erwähnt. Bis zur Industrialisierungsphase stellte Katernberg eine Bauernschaft bestehend aus 27 Höfen, 30 Kotten sowie den arrondierten landwirtschaftlichen Nutzflächen dar. Mit Eröffnung des Schachtes 1 / 2 in der Bullmannaue durch Zeche Zollverein wurden die Gehöfte nach und nach aufgekauft, um Betriebs- und Abbauflächen sowie Bauland für die Arbeitersiedlungen zu erhalten. Als Zeugen der vorindustriellen Zeit sind lediglich zwei Gehöfte – der Dortmannhof sowie der Stratmannhof – erhalten.
Das heute noch nachvollziehbare historische funktionale Ortszentrum Katernbergs erstreckt sich beidseits des Katernberger Baches, im Dreieck zwischen Viktoriastraße, Katernbergerstraße sowie der Zollvereinstraße. Das Ortszentrum ist somit eingerahmt von den Zechenanlagen, den Arbeitersiedlungen sowie dem 1887 eröffneten Bahnhof Zollverein. Der im Stadtgrundriss nach Altkartenvergleich und heute noch städtebaulich wahrnehmbare östliche Kern von Katernberg besteht aus dem Katernberger Marktplatz und der Katernberger Straße als Hauptverbindung mit Straßenbahn. Dieser Mittelpunkt des Straßendreiecks bot eine gewisse Lagegunst zur Ansiedlung von Geschäften sowie kommunalen und kirchlichen Einrichtungen. Der Katernberger Markt wurde Ende des 19. Jahrhunderts als repräsentatives Zentrum des Stadtteils Katernberg auf dem Gelände des Hofes Schulte op der Hege, angelegt. Die Zeche Zollverein hatte den Hof aufgekauft und das Grundstück auf die Gemeinde Katernberg übertragen.
Der weitläufige Marktplatz mit seiner unregelmäßig rechteckigen Form ist heute überwiegend asphaltiert und wird baulich durch die Evangelische Kirche (erbaut 1900, mitfinanziert durch Zeche Zollverein), das neuere evangelische Gemeindezentrum aus den 1960er /1970er Jahren, dem Amtshaus (1892), der Post sowie dem Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges (1934, Architekt Fritz Schupp) eingerahmt. Entlang der Viktoriastraße, die früher Kaiserstraße hieß, sind noch zahlreiche Häuser des 19. Jahrhunderts vorhanden. Auf dem Katernberger Platz, der von 1902 bis 1935 „Kaiser-Wilhelm-Platz“ hieß, befand sich ab 1900 ein entsprechendes Denkmal. Auf dem Marktplatz wurden so genannte „Vaterländische Feiern“ abgehalten. Im Zweiten Weltkrieg fiel das Kaiser-Wilhelm-Denkmal einer Metallsammelaktion zum Opfer und wurde 1956 durch ein von dem Bildhauer Adolf Wamper (1901-1977) neu gestaltetes Denkmal, welches den Katernberger Namen versinnbildlichen soll, ersetzt.
An der Viktoriastraße befindet sich auf Höhe des Marktplatzes das Kaiserliche Postamt. Die Post wurde am 31.8.1900 in das Gebäude an der Viktoriastraße verlegt, das von der Zeche Zollverein gebaut wurde. Zollverein war angewiesen auf eine leistungsstarke Postinfrastruktur. Zuvor befand sich die Post ab 1879 in einem Nebenraum einer Gastwirtschaft neben der Luther-Schule an der Katernberger Straße und hieß „Postagentur Caternberg“. Neben der Post wurde 1910/1911 die heute denkmalgeschützte und ehemals zur Zeche Zollverein gehörende Villa Viktoriastraße 33 errichtet, die in den letzten Jahren der Zeche als Wohnung für die Zecheninspektoren diente.
Es gab um 1900 zahlreiche Geschäfte im zentralen Marktbereich und den angrenzenden Straßen, so die Metzgerei Schröder, die sogar Hotels und Badeorte des In- und Auslandes mit Fleisch und Wurstwaren belieferte, die Eisenwarenhandlung Wilhelm Hollstein sowie den Obst- und Gemüseladen Johann Fechner. Unmittelbar am Katernberger Marktplatz befand sich das dreigeschossige Textilhaus Kämper, das 1900 eröffnet wurde. Die Bebauung entlang der Katernberger Straße ist sehr homogen mit einheitlicher Bauflucht, geregelter Bauhöhe und nach 1890 zu datieren. In den mehrgeschossigen und mit repräsentativen Fassaden versehenen Gebäuden waren Ladenlokale, Werkstätten sowie Mietwohnungen untergebracht. In der Katernberger Straße 79 befand sich beispielsweise eine Schrotmühle.
Die Hanielstraße verbindet die Katernberger Straße mit der St. Josefkirche auf dem Joseph-Schüller-Platz. An ihr befinden sich mehrere denkmalgeschützte Gebäude, wie z.B. die Katernberger Jugendhalle (Nr. 12) sowie die ehemalige Kneipe Haus Stratmann (Nr. 37). Der westlich des Katernberger Baches gelegene Ortskern stellt sich in einer regelmäßigen mehrgeschossigen Bebauung um die Kirche St. Joseph dar. Hier befinden sich ebenfalls Geschäfte, die sich um die Kirche und in der Nähe zu den ersten Zechenkolonien Hegemannshof und Ottekampshof verdichteten. Die Kirche wurde auf einem Grundstück des Bauern Distelbeck, der es mit der Auflage des Kirchenbaus stiftete, sowie der finanziellen Unterstützung durch Familie Haniel 1888 (Grundsteinlegung) errichtet und entwickelte sich zu einem wichtigen Bezugspunkt für die ständig wachsende katholische Gemeinde Katernbergs. Um die Kirche herum entstanden weitere soziale Einrichtungen wie die Bewahrschule für Kinder, eine Bücherei, eine Nähschule sowie das von elisabethenischen Ordensschwestern geführte Marienhaus, einem ambulanten Krankenhaus für Bergarbeiterfrauen.
Der ursprünglich fischreiche Katernberger Bach wurde im 20. Jahrhundert abschnittweise kanalisiert bzw. unterirdisch verrohrt. Nachdem er bereits im 19. Jahrhundert stark durch Abwässer verunreinigt worden ist. Entlang des verrohrten Bereiches verläuft heute der Grünzug Katernberger Bach, der im Rahmen des Grün- und Freiraumkonzeptes der Stadt Essen eine Naherholungsfunktion erfüllt.
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