Historischer Ortskern Dellbrück

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 58′ 14,7″ N: 7° 05′ 26,3″ O 50,97075°N: 7,09064°O
Koordinate UTM 32.365.941,73 m: 5.648.307,68 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.576.650,85 m: 5.648.959,26 m
  • Hardthof in Dellbrück (2014)

    Hardthof in Dellbrück (2014)

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    Gelhar, Martina/ LVR-Abteilung Landschaftliche Kulturpflege
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Innerhalb der Siedlungsgeschichte von Dellbrück ist das Jahr 1905 verwaltungstechnisch ein wichtiges Jahr gewesen. Der Gemeinderat der Bürgermeisterei Merheim fasste in diesem Jahr die älteren Orte Thurn, Strunden und Hagedorn zu einer Gemeinde mit dem Namen Dellbrück zusammen. Die Geometrie zum „historischen Ortskern Dellbrück“ markiert die Fläche der einzelnen separaten Orte, deren Geschichte jeweils bis in das Mittelalter zurückreicht. Damit hat Dellbrück keinen zentralen historischen Kern, sondern mehrere Kerne.
Kennzeichnend ist demzufolge im heutigen Erscheinungsbild von Dellbrück eine dichte, flächige Bebauung nach 1905 und insbesondere seit der Eingemeindung nach Köln 1914. Die erwähnten älteren Orte enthalten historische Hof- und Gutsanlagen sowie Mühlen und den Strunder Bach und sind auffällige wertgebende historische Strukturelemente.

Strunden
Vermutlich seit dem 12. Jahrhundert bestand das Haus Thurn, auch als Thurner Hof bezeichnet. Zu dessen Besitz gehörte eine Getreidemühle am Strunder Bach, die wiederum 1322 als abgabepflichtig an die Kölner Abtei Sankt Pantaleon erwähnt worden ist. Neben dieser Mühle existierten noch weitere: Fellmühle und die Gräfenmühle. Die Gräfenmühle besaß das Bannrecht und damit die Verpflichtung für die nähere Umgebung zum Mahlzwang für Getreide, Öl und Gewürze.
1340 erwähnt eine Urkunde den Mühlenhof im Besitz der Kommende in Herrenstrunden und der Grundherrschaft von Sankt Pantaleon.

Nach 1600 wechselt die Bezeichnung unter Bezug auf die „Idelsfelder Hardt“ in „Hardthof“ und „Hardthofmühle“. Die ehemalige Getreidemühle wurde in eine Ölmühle und zusätzliche Pulvermühle umgewandelt. Eine weiter ursprüngliche Tuchwalkmühle war die vermutlich aus dem 14. Jahrhundert stammende Strundener Mühle, im 19. Jahrhundert Tabak- und Gewürzmühle sowie im 20. Jahrhundert ein Sägewerk. Die dörflichen Zentren entwickelten sich um den Thurner Hof, den Hardthof und die Strundener Mühle sowie weiteren Höfen. 1773 bestand Strunden aus 30 Häusern, in denen 250 Menschen lebten.

Hagedorn
Die Entwicklung von Hagedorn setzte erst später mit der Industrialisierung entlang der heutigen Bergisch Gladbacher-Straße zu einem Ort ein. Der erste Siedlungsansatz bestand westlich von Thurn mit elf Bewohnern 1828. Die Bezeichnung „Hagedorn“ taucht in Steuerlisten 1586/87 und 1608 für Thurn und Strunden auf.

Haus Mielenforst
Südlich von Thurn liegt das Haus Mielenforst, seit dem 15. Jahrhundert war das 1413 erstmals erwähnte Gut im Besitz der Grafen von Berg. Statistisch wurde Haus Mielenforst 1830 als eigenständige Siedlung mit 17 Einwohnern geführt. 1882 erwarb der Seidenfabrikant Paul Andrae das Gut und ließ das 1711 errichtete Wohnhaus abreißen und eine neues Herrenhaus bauen.

Entstehung von Dellbrück im 19./20. Jahrhundert
Die Siedlungsentwicklung im 19. Jahrhundert verlief zunächst bis 1870 vergleichbar mit der Bürgermeisterei Merheim insgesamt: ein allmähliches langsames Wachstum in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und eine Zäsur durch die Industrialisierung und Verkehrsanbindung als Basis für eine sehr dynamische Beölkerungszunahme nach 1900.

Entscheidend war der Bau des Bahnhofes Dellbrück 1870. Die Bezeichnung „Dellbrück“ geht auf 1638 zurück mit der Benennung einer Brücke, die über eine Senke (Delle) geführt haben soll. Der Bahnhof war die infrastrukturelle Voraussetzung für weitere Fabrikationsbetriebe und intensivem Wohnbau. Der Gemeinderat der Bürgermeisterei Merheim fasste deshalb 1905 Thurn, Strunden und Hagedorn zu Dellbrück zusammen. Der nächste Wachstumsimpuls ging von der 1906 eröffneten Kleinbahn aus.
1905 gab es 3.900 Bewohner, 1910 lebten bereits 5.000 Menschen in Dellbrück. Zur großflächigen Bebauung trugen die Wohnsiedlungen bei, insbesondere der Gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft GWG und seit 1919 die Gemeinnützige Baugenossenschaft Köln-Dellbrück. Die wachsende Wirtschaftskraft mit der Ansiedlung weiterer Industrie- und Gewerbegebiete machte Dellbrück für Köln attraktiv, so dass die Bürgermeisterei Merheim 1914 eingemeindet worden ist und seitdem als Stadtteil zu Köln gehört.

(Peter Burggraaff, Universität Koblenz-Landau und Klaus-Dieter Kleefeld, LVR-Redaktion KuLaDig, 2015)

Literatur

Mölich, Georg; Pohl, Stefan (1994)
Das rechtsrheinische Köln - Seine Geschichte von der Antike bis zur Gegenwart. S. 124-130, Köln.

Historischer Ortskern Dellbrück

Schlagwörter
Ort
51067 Köln - Dellbrück
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1100 bis 1905

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„Historischer Ortskern Dellbrück”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-127489-20150603-2 (Abgerufen: 25. April 2024)
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