Allgemeines Der Thurner Hof ist ein in Köln-Dellbrück gelegener Gutshof und ehemaliger Rittersitz, der aus dem Herrenhaus an der Südostecke, einer vierflügeligen Hofanlage und einem Eckturm (dem „Türmchen“) an der Nordwestecke besteht. Er befindet sich seit 1911 im Besitz der Stadt Köln. „Thurn“ ist eine althochdeutsche Form von Turm und verweist auf die Urform der Burg in Form einer Motte. Der Name übertrug sich auch auf die zugehörige Siedlung, heute Teil von Köln-Dellbrück. Die Hofanlage ist im Osten und Süden von einem 7.200 m² großen Gartengelände umgeben, das auf ehrenamtlicher Basis gepflegt wird und u.a. der Volkshochschule Köln als Lehrgarten dient. Die Gartenanlage mit Lehrauftrag steht Besuchern offen. Der Thurner Hof ist jedes Jahr am ersten Sonntag im Mai auch Veranstaltungsort der Kölner Pflanzentauschbörse.
Geschichte Als ältester bekannter Besitzer gilt Heinrich von Thurn um 1150, der auch in Wichheim (heute Teil von Köln-Holweide) Güter besaß. Das Urbar des Kölner Benediktinerklosters St. Pantaleon erwähnt 1322 und 1324 die Thurner Mühle, von der das Kloster Einkünfte bezog. Als nächster Besitzer belegt, allerdings erst 1423 erwähnt, ist eine Familie Hermann von Thurn (vamme Thurme). 1526 wird die Familie von Quadt zu Buschfeld zum ersten Mal erwähnt. 1560 besaß Adolf von Brambach (genannt wohl nach einem gleichnamigen Besitz im Gebiet von Overath) den Thurner Hof, der ihn seinem Schwager Hans von Hoven, genannt Pampus, verkaufte. 1590 kaufte dann Hans Ludwig von Hatzfeld den Hof. Adolf von Quadt zu Buschfeld kaufte 1612 für seine Familie den Hof wieder zurück. Er besaß auch das Haus Iddelsfeld in Holweide und war Bachgraf für den unteren Lauf der Strunde. Er ließ 1627 das heute noch erhaltene Hoftor mit dem Allianzwappen Quadt-Pallant errichten. 1750 starb der letzte direkte männliche Hofinhaber aus dieser Familie; seine Brüder waren hohe Geistliche im Bistum Trier und schieden deshalb als Erben aus. Sein Vetter, Franz von der Leyen) zu Hohengerold, übernahm jetzt den Thurner Hof und ließ ihn von einem Pächter Schnell bewirtschaften. Es folgte als Eigentümer nach zehn Jahren der Kaufmann Schül(l)gen, für den wohl kurz nach 1819 das noch erhaltene Gedenkkreuz an der Strunde errichtet wurde. 1818 gelangte der Hof in den Besitz der Familie Neuhöffer; der Sohn Josef starb 1884 kinderlos. Es folgten noch mehrere Pächter und Eigentümer, darunter Carl Krein, bis das Anwesen 1911 von der Stadt Köln erworben wurde.
Das Herrenhaus Das ehemalige Herrenhaus wurde vermutlich im 16. Jahrhundert in seiner jetzigen Form in Fachwerkbau errichtet, wie schon Paul Clemen im 1901 erschienenen Kunstdenkmälerinventar des Landkreises Mülheim schrieb, der den Thurner Hof als einen von wenigen Profanbauten erwähnt. Das steinerne, gewölbte Sockelgeschoss deutet darauf hin, dass hier schon zuvor ein Gebäude gestanden hat. Darüber erhebt sich, durch eine Freitreppe von Norden her erschlossen ein zweigeschossiger Fachwerk-Ständerbau mit zweieinhalbgeschossigem, steilen, schiefergedeckten Satteldach in Nord-Süd-Ausrichtung des Firstes. Nach Westen wurde später ein Anbau angefügt, über den diese Dachseite heute abgeschleppt ist. Das Ständerwerk des Hauses ist ohne sichtbare Streben errichtet; die hohen Hauptgeschosse besitzen kreuzstockartige Fensteröffnungen. Dies entspricht einer Reihe großer bergischer Fachwerkhäuser des 16. und 17. Jahrhunderts, ist auf (heutigem) Kölner Stadtgebiet jedoch einmalig. Im unteren Geschoss wurde wohl im 18. Jahrhundert ein Saal mit größeren Fenstern und Stuckdekor eingefügt. In den frühern 1970er Jahren wurde das Haus renoviert und als Aussenstelle der Kölner Volkshochschule eingerichtet. Dabei wurde der Fassadenputz entfernt und die schadhaften Fachwerkfassaden mit Kunststoff-Plomben versehen. Im Innern wurden marode Decken und Wände großflächig verkleidet. Dies sowie mangelnder Bauunterhalt (Schäden am Dach) verursachten in den folgenden Jahrzehnten massive Bauschäden. Seit August 2010 wird das Herrenhaus deshalb im Rahmen des Arbeitsmarkt- und Stadtverschönerungs-Projektes „Win-Win für Köln“ u.a. von der Jugendhilfe Köln saniert.
(Alexander Kierdorf, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, AK Denkmal des Monats Köln, 2012)
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