Hardtmühle in Dellbrück

Gipsmühle

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 58′ 16,74″ N: 7° 04′ 56,06″ O 50,97132°N: 7,08224°O
Koordinate UTM 32.365.353,64 m: 5.648.386,01 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.576.059,92 m: 5.649.013,61 m
Die älteste Bezeichnung des Harthofs als „Mühlenhof“, der im Besitz der ehemaligen Johanniterkommende Herrenstrunden war, ist in einer Urkunde vom 4. April 1340 belegt. In einer weiteren Urkunde vom 24. Juni 1340 geht es um einen „Molenstat“ oder Mühlenstandort, wo eine Kornmühle zu errichten ist. Weiterhin wird die Mühle in einer Urkunde vom 22. Februar 1479 erwähnt. Aus einer Urkunde vom 22. Februar 1532 über die Mühle der Johanniter in Strunden ist zu entnehmen, dass es nun um eine Pleißmühle (Plyssmoelen) zum Polieren von Harnischen geht. Am 22. September 1597 geht aus einer Neuverpachtungsurkunde, dass die Mühle als Öl- und Pulvermühle verpachtet wurde. Dies bedeutet, dass der Pleißmühlenbetrieb eingestellt worden ist (Hück 1976, S. 38ff.).

Nach der Säkularisation wurde die Johanniterkommende Herrenstrunden kam die Mühle im Eigentum des Großherzogtums Berg. Die Domänenrentei des Kantons Mülheim verpachtete die Mühle zusammen mit dem Hardthof am 20. April 1809 an Peter Höller. Am 24. Oktober 1811 wurde die Mühle durch einen Brand zerstört. Das Grundstück sollte nach einem Beschluss der großherzoglichen Domänenverwaltung am 7. September 1813 mit der Auflage zur Errichtung einer neuen Mühle verkauft werden (Hück 1976, S. 38ff.). Nach mehreren Verkaufsverhandlungen kaufte am 19. November 1814 Heinrich Moll aus Mülheim das Grundstück und baute dort eine neue Ölmühle mit zwei Ölpressen und einem unterschlächtigen Wasserrad.
Nach dem Tod von Heinrich Moll wurde die Mühle von seinem Sohn Eduard am 8. Januar 1863 gesteigert. Der Miterbe Eduard Moll erwarb die Mühle und betrieb sie zehn Jahre. Er verkaufte sie wiederum am 7. Juni 1873 mit allem Zubehör, Wohngebäuden und Grundstücken an den Feilenfabrikanten Eduard Karl Kind aus Strunden. Dieser stellte den Mühlenbetrieb auf der Herstellung von Schwarzmehl aus Steinkohlen. Diese Produktion erwies sich als unrentabel und Eduard Karl Kind verpachtete die Mühle bereits nach zwei Jahren (18. Oktober 1875) an Karl Paffrath aus Köln, der den Mühlenbetrieb auf die Produktion von Gips- und Alabastermühle umstellte. Die Gipsherstellung war für die Anfertigung von Heiligenfiguren wichtig. Ein Abnehmer war zum Beispiel das Benediktinerkloster Maria Laach.
Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte man auf die Produktion von hochwertigen zahntechnischen und Verbandsgipsen um (Hück 1976, S. 38ff.). Um die Mitte der 1980er Jahre wurde diese Produktion eingestellt. Die funktionsfähige Mühle wurde danach für die Stromerzeugung umgebaut und bis heute wird dort Strom erzeugt.

Anmerkungen
Der Begriff „Pleiß“ stammt von von pleistern = verputzen, glätten, polieren mit Kalk. Rüstungen mussten poliert werden, um glänzend und rostabweisend zu sein (siehe: Das Deutsche Wörterbuch von Jakob und Wilhelm Grimm. Leipzig 1854-1961, Band 13, bearbeitet von Matthias von Lexer, Leipzig 1889, Reprint München 1991).
Bemerkenswert ist, dass für die funktionsfähige Wassermühle auf der Deutschen Grundkarte und den topographischen Karten kein Mühlengraben und Mühlenteich dargestellt worden sind.

(Peter Burggraaff, Universität Koblenz-Landau und Klaus-Dieter Kleefeld, LVR-Redaktion KuLaDig, 2016)

Literatur

Hück, Jürgen (1976)
Die Hardtmühle. In: Rechtsrheinisches Köln. Jahrbuch für Geschichte und Landeskunde, Band 2, S. 38ff. Köln-Porz.
Jux, Anton (1956)
Die Kommende der Johanniter im Strundetal. In: Stadt Bergisch Gladbach (Hrsg.): 100 Jahre Stadt Bergisch Gladbach 1856-1956, S. 24-27. Bergisch Gladbach.
Jux, Anton (1956)
Die Johanniter-Kommende Herrenstrunden. Nebst Pfarrgeschichte. (Heimatschriftenreihe der Stadt Bergisch Gladbach, Band 2.) Bergisch Gladbach.
Schulte, Frank (1979)
Die Mühlen an der Strunde. (Schriftenreihe des Bergischen Geschichtsvereins Abteilung Rheinisch-Bergischer Kreis, Band 2.) Bergisch Gladbach.
Schulte, Frank (1973)
Der Strunderbach und seine Mühlen. In: Die Bürgermeisterei Merheim im Wandel der Zeit, Band 1, S. 158-223. Köln-Dellbrück.

Hardtmühle in Dellbrück

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Strunder Straße
Ort
51069 Köln - Dellbrück
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung
Historischer Zeitraum
Beginn 1300 bis 1340

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„Hardtmühle in Dellbrück”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-247177 (Abgerufen: 30. April 2024)
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