Erste Erwähnungen, frühe Ortsgeschichte, Herkunft der Ortsnamen
Historische Karten und Ortsentwicklung bis zum 20. Jahrhundert
Heutiges Ortsbild mit Kirche, Schulen, Kindergärten und Heimatmuseum
Internet, Literatur
Erste Erwähnungen, frühe Ortsgeschichte, Herkunft der Ortsnamen
Erstmals urkundlich erwähnt wird der Ort Villip am 10. Juni 873 als König Ludwig II. „der Deutsche“ (ostfränkischer König aus der Familie der Karolinger von 843 bis 876) dem Kloster Stablo (auch Stavelot) nahe Lüttich im heutigen Belgien von seinen fränkisch-karolingischen Vorgängerkönigen Lothar I. und Lothar II. geschenkte Besitzungen bestätigt, darunter auch Philuppa: concedimus … quicquid Lotharius imperator frater noster ac filius et equivocus eius … tam in villis quam in rebus monachorum stipendiis delegatis ... id est ... et Philuppam (hier zitiert nach Flach 2008).
Auf diese Urkunde berufen sich Feiern zu Ortsjubiläen, wobei Historiker aber davon ausgehen, dass die Siedlung bereits vorab bestanden hat und schätzen ihr Alter auf über 1300 Jahre (de.wikipedia.org).
In einer Urkunde vom 26. Februar 886 trägt ein gewisser Hartmann dem Kloster Prüm seinen Herrenhof mit Gebäuden, Wald und weiterem Zubehör auf. Genannt werden darunter die an den Hof gebundene Martinskirche samt ihrer sakralen Ausstattung, ferner 60 Joch Salland, Wald für 300 Schweine und neun Mannwerke Wein zwischen Remagen, Unkel, Oberwinter, Kasbach, Niederbachem, Mehlem, Einzfeld und Villip (hier Philippia, Filippia und als villa, marca, d.h. abgegrenztes Landgut bezeichnet) sowie in Gerolshoven in der fränkischen Gaugrafschaft Ahrgau weitere fünf Mansen Land mit Manzipien (Manse bezeichnet ein altes Flächenmaß).
Im Prümer Urbar, dem auf das Jahr 893 datierten Verzeichnis über Rechte und Einkünfte aus den Besitzungen der Abtei in der Eifel, werden Mansen mit den zugehörigen Diensten, Frohnden, Geld- und Naturalzinsen für Villippe angeführt (MrhUB I, Nr. 135, hier S. 182 / LXXII und Flach 2008).
Der Ursprung des Ortsnamens Villip leitet sich dabei wohl nicht über einer alte Form des männlichen Vornamens Philipp her, sondern geht aller Wahrscheinlichkeit nach auf alt- bzw. mittelhochdeutsche Wörter wie wilari, wiler für Weiler zurück, die wiederum vom (mittel-) lateinischen villare, villa für Gehöft, Landgut, Landhaus abstammen. Der Namensteil Rott weist wohl analog zu Ortsnamen auf „-rath, -rad, -roth, -rod, -roid“ u.a. auf einen durch Rodung entstandenen Ort hin (Berger 1993).
Die zentralen Siedlungsflächen von Villip und Villiprott werden von alters her durch eine Verbindungsstraße zwischen Adendorf und Godesberg getrennt - die heutige Landstraße L 158 bzw. Pecher Straße, die entlang des Ölbachs / Arzdorfer Bachs verläuft, dem in seinem späteren Verlauf Godesberger Bach. Während der Bach sich hier auf einer Höhe über Normalnull (ü. NN) von rund 140 Meter durch sein Tal schlängelt, liegt das alte Villip etwa auf 170 m ü. NN und das alte Villiprott auf 180 m. ü. NN darüber.
Historische Karten und Ortsentwicklung bis zum 20. Jahrhundert
In Wilhelm Fabricius' Karte Die Rheinprovinz im Jahre 1789, Uebersicht der Staatsgebiete im Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz finden sich die beiden kleinen Siedlungen „Villip“ und „Rott“ im Bereich der „Herrschaft Villip“ verzeichnet (vgl. Abb.).
In den zugehörigen Erläuterungen wird für „Villip, Haus Gudenau, Rott (Bonn-L.[and])“ im Bereich der „Kleinen weltlichen Herrschaft Villip“ eine Gemarkungsgröße von 556 Hektar genannt. Katholischer Pfarrort ist Villip selbst, im Dekanat Ahr der Diözese Köln (Fabricius 1898, S. 497, Nr. 23).
Zur historischen Gerichtsstätte des Dingstuhls Villip wird angeführt, dass dieser und der Dingstuhl Adendorf durch den Landskroner Austausch im Jahr 1659 vom zum Herzogtum Jülich gehörenden Amt Neuenahr abkamen (ebd., S. 300, 497, 552 u. 564). Anlässlich der Verleihung der Reichsunmittelbarkeit erhielt Villip 1660 ein neues Gerichtssiegel, auf dem die Kaiserkrone als Zeichen der neuen Würde zu sehen ist. Der Sitz des Gerichtes unter Vorsitz eines Landschultheißen und sieben beisitzenden Schöffen befand sich an dem jetzigen Hotel-Restaurant Görres gegenüber der Kirche (de.wikipedia.org).
Die historischen Karten der von dem französischen Geographen Jean Joseph Tranchot (1752-1815) begonnenen Topographischen Aufnahme der Rheinlande von 1801-1828 (Tranchotkarte) zeigen die beiden Dörfer „Villip“ und „Rott“ sowie einen zwischen den beiden Orten liegende Kleinsiedlung „Im bruch“ mit rund 10 (Villip) bzw. 5,5 Hektar (Rott) besiedelter Ortsfläche. Beide Orte sind hier ihrer historischen Form nach deutlich als Straßendörfer erkennbar, Rott entlang der heutigen Dorfstraße und Villip entlang der heutigen Villiper Hauptstraße und Gimmersdorfer Straße.
Die Kartenbilder der Preußischen Uraufnahme (1836-1850) lassen für nunmehr „Vilipp“ und „Roth“ noch kaum ein Anwachsen der Siedlungen erkennen, ebensowenig die Preußische Neuaufnahme (1891-1912), in der die beiden Orte dann wieder heutiger Schreibweise geführt werden. Auf dieser Karte beruht auch die hier eingezeichnete Objektgeometrie für eine seinerzeit besiedelte Fläche von insgesamt rund 26,5 Hektar.
Erst die topographischen Karten der TK 1936-1945 lassen ein allmähliches Anwachsen der Orte erkennen, deren Siedlungsflächen sich bis heute in alle Richtungen ausgedehnt haben (vgl. Kartenansichten).
Nach der Zughörigkeit zur Mairie (Bürgermeisterei) Villip des Kantons Bonn während der Franzosenzeit (1794-1814/15) ab dem Jahr 1798, gehörten beide Ortschaften zu den zehn Gemeinden der 1816 gebildeten preußischen Bürgermeisterei Villip im Landkreis Bonn. Dem dann 1930 ins Leben gerufenen „Amt Villip in Berkum“ - im Nachbarort Berkum war bereits 1873 ein Rathaus errichtet worden - gehörten mit Ausnahme von Adendorf, Arzdorf und Fritzdorf die heutigen Ortsteile der Gemeinde Wachtberg als selbständige Gemeinden an.
Zum 1. August 1969 erfolgte schließlich durch das Gesetz zur kommunalen Neugliederung des Raumes Bonn (das so genannte „Bonn-Gesetz“, vgl. recht.nrw.de) der Zusammenschluss der Gemeinden des Amtes Villip und der Gemeinden Adendorf, Arzdorf und Fritzdorf (zuvor Amt Meckenheim) zur neuen amtsfreien Gemeinde Wachtberg im neu entstandenen Rhein-Sieg-Kreis.
Durch die geografische Nähe zur damaligen Bundeshauptstadt Bonn zogen viele in dortigen Ministerien, Ämtern, Botschaften oder Unternehmen tätige Menschen nach Villip. Vor der 1999 erfolgten Verlegung des Regierungssitzes von Bonn nach Berlin befand sich im Villiper Wiesengrund Nr. 13 die Residenz des Botschafters der Republik Kongo.
Anfang der 1980er-Jahre begegnete man dem gestiegenen Wohnraumbedarf mit der Einrichtung des Neubaugebietes „Auf dem Äckerchen“ im Süden von Villip. Ein in den 1990er-Jahren erschlossener Wohn- und Gewerbepark verschob die Ortsgrenzen Villips dann entlang der Gimmersdorfer Straße deutlich in Richtung Osten. Villiprott wuchs entsprechend vor allem in Richtung Kottenforst nach Westen hin (Waldstraße) sowie im Bereich Zukunftsweg / Auf dem Rosenberg in östlicher Richtung.
Heutiges Ortsbild mit Kirche, Schulen, Kindergärten und Heimatmuseum
Die Kirche St. Simon und Judas Thaddäus in Villip geht auf die vorab genannte, seit 886 belegte Martinskirche zurück; das heutige Apostel-Patrozinium ist erst ab 1665 nachgewiesen. Der spätgotische Chor des heutigen Kirchenbaus stammt aus dem 15. Jahrhundert. Im Jahr 1713 wurde ein hallenartiges Langhaus ergänzt und 1749 der Westturm mit geschweifter Haube, der auf einem Entwurf des Rokoko-Baumeisters Johann Georg Leydel (1721-1785) zurückzuführen ist. Im Inneren der von der Ausstattung des 18. Jahrhunderts geprägten Kirche befindet sich eine Orgel aus der 1882 in Bonn gegründeten Orgelbauwerkstatt Johannes Klais von 1893. Das der Kirche benachbarte ehemalige Pfarrhaus ist ein Rokokobau von 1751 (www.kath-wachtberg.de und Kirchen und Kapellen 2009).
Zur katholischen Kirchengemeinde gehört eine Pfarrbücherei und bis 2007 der Kindergarten in Villip, der seit 2008 unter Trägerschaft der Gemeinde Wachtberg steht. Daneben gibt es in Villiprott eine evangelische Kindertagesstätte „Auf den zehn Morgen“. An der katholischen Grundschule Villip gibt es seit dem Schuljahr 2006/07 auch eine Offene Ganztagsschule.
In einem von der Gemeinde errichteten und getragenen kommunalen Familienzentrum im Wohn- und Gewerbepark Wachtberg in Villip werden über den Förderverein Familienzentrum Drachenfelser Ländchen e.V. weitere Betreuungsplätze für Kinder angeboten, gleichzeitig wurden hierhin auch bestehende Kindergartengruppen aus anderen Wachtberger Ortschaften verlagert: „Zur Finanzierung wurde ein Public-Private-Partnership-Modell angewendet, bei dem die Gemeinde Wachtberg das Zentrum von einem privaten Investor 25 Jahre lang mietet und sie danach Eigentümerin des Gebäudes wird.“ (de.wikipedia.org)
In den Räumlichkeiten der katholischen Grundschule befindet sich das Heimatmuseum „Josef Velten“, Träger des Museums ist der Heimatverein Villip e.V. Hier wird neben Exponaten aus dem gesamten Drachenfelser Ländchen auch eine originalgetreue Kopie des berühmten Fritzdorfer Goldbechers gezeigt. Das in der Nähe gefundene Gefäß aus Goldblech wird auf die Zeit um 1500 v. Chr. datiert, sein Original ist heute im LVR-Landesmuseum in Bonn ausgestellt.
Im neu errichteten „Haus des Imkers“ hat seit 1991 der Deutsche Imkerbund seinen Sitz und unterhält dort eine Honiguntersuchungsstelle.
Neben der in ihrem Ursprung hochmittelalterlichen Wasserburg Gudenau gilt auch der oberhalb von dieser am Windmühlenhof stehende stattliche Mühlenturm von 1680 als besondere Sehenswürdigkeit. Beachtenswert ist auch die bereits im Jahr 886 erstmals urkundlich erwähnte Broicher Mühle: Die alte Getreidemühle ist eine der letzten noch gewerblich arbeitenden Wassermühlen im südlichen Nordrhein-Westfalen.
(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2025)
Internet
www.wachtberg.de: Villip + Villiprott (abgerufen 28.11.2025)
de.wikipedia.org: Villip (abgerufen 28.11.2025)
www.kath-wachtberg.de: Kirchorte, Villip St. Simon und Judas Thaddäus (abgerufen 28.11.2025)
heimatverein-villip.de: Heimatverein Villip e.V. (im Aufbau, abgerufen 28.11.2025)
recht.nrw.de: Gesetz zur kommunalen Neugliederung des Raumes Bonn (abgerufen 06.11.2025)