In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war das Gut Turmhof der größte Heidehof in der Region. Bis zu 500 ha der Wahner Heide wurden vom Gutshof als Äcker, Wiesen und Weiden bewirtschaftet. Im Jahr 1939 zählten zum Viehbestand des Guts etwa 1.750 Schwarzkopf-Schafe und deren Nachwuchs, die zur Erhaltung der Heidelandschaft beitrugen.
Ursprünglich befand sich der Hof in Porz-Lind auf dem heutigen Gebiet des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), wo er, durch seine Nähe zum Wasserturm auf der Linder Höhe, seinen Namen erhielt. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde die Wahner Heide zunehmend für militärische Zwecke genutzt. Der damalige Besitzer verlagerte den Hof daher an den heutigen Standort in Rösrath, behielt jedoch den Namen bei.
Durch die auch nach Kriegsende andauernden militärischen Aktivitäten, sowie durch den Ausbau des Flughafens Köln/Bonn für den zivilen Flugverkehr ab dem Jahr 1959, wurden die Bedingungen für eine landwirtschaftliche Nutzung der Wahner Heide zunehmend erschwert. In der Folge konnten das Gut und die zugehörigen Flächen nicht mehr erfolgreich verpachtet werden und die Besitzrechte für das Areal fielen in den 1960er Jahren der Bundesrepublik Deutschland (BRD) zu, welche die Flächen an verschiedene Parteien verpachtete.
Im Zuge der Regionalen 2010 entstand das Projekt „Wahner Heide - Königsforst“, in dessen Rahmen die Einrichtung eines neuen Heideportals beschlossen wurde. Hierfür wurde der Turmhof als Standort ausgewählt und der Rheinisch-Bergische Kreis kaufte das Areal von der BRD. Am 1. Mai 2012 eröffnete das „Heidezentrum Turmhof“, das zusammen mit Burg Wissem (Troisdorf), Gut Leidenhausen (Köln) und Forsthaus Steinhaus (Bergisch Gladbach) als Besucherinformations-Portal zur Wahner Heide und zum Königsforst dient.
Vor Ort sind mehrere regionale Vereine angesiedelt, die sich für Naturschutz und den Erhalt der Heidelandschaft engagieren. Es gibt verschiedene Angebote und Aktivitäten der Umweltbildung für unterschiedliche Altersgruppen, wie eine Dauerausstellung, Exkursionen und eine Heidebibliothek. Auch Erzeugnisse aus der traditionellen Heidewirtschaft werden vermarktet.
Kulturhistorische Bedeutung Das Gut Turmhof veranschaulicht den historischen Wandel der Kulturlandschaft Wahner Heide. Mit dem Rückgang der traditionellen Weidewirtschaft seit dem 19. Jahrhundert, blieb der Turmhof als spätes Zeugnis dieser Nutzungsform in der Region bedeutsam. Der Standortwechsel im 20. Jahrhundert zeugt zugleich von der militärischen Überformung und Umnutzung der Heide. Mit dem „Heidezentrum Turmhof“ setzt sich heute eine wissens- und vermittlungsbasierte Kulturlandschaftspflege fort: Praktiken der Heidewirtschaft werden dokumentiert und vermittelt, und als öffentlich zugängliches Portal bündelt der Ort Angebote der Umweltbildung und macht die Verzahnung von Naturschutz und Kulturlandschaftspflege erfahrbar.
(Juliane Baltes und Nico Wagner, LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2025)
Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos
Historischer Zeitraum
Beginn 1926
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Juliane Baltes (2025), Nico Wagner (2025): „Turmhof in der Wahner Heide”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-356009 (Abgerufen: 9. September 2025)
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