Gedenkstele „Mai 1940 - 1000 Roma und Sinti“ an der Kreuzblume vor dem Kölner Dom

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 56′ 28,99″ N: 6° 57′ 23,32″ O 50,94139°N: 6,95648°O
Koordinate UTM 32.356.432,58 m: 5.645.295,15 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.567.269,99 m: 5.645.561,74 m
  • Die von Gunter Demnig geschaffene Gedenkstele "Mai 1940 - 1000 Roma und Sinti" an der Kreuzblume am Dom (2024).

    Die von Gunter Demnig geschaffene Gedenkstele "Mai 1940 - 1000 Roma und Sinti" an der Kreuzblume am Dom (2024).

    Copyright-Hinweis:
    Demnig, Gunter; alle Rechte vorbehalten
    Fotograf/Urheber:
    Antonia Frinken; Demnig, Gunter
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  • Die von Gunter Demnig geschaffene Gedenkstele "Mai 1940 - 1000 Roma und Sinti" an der Kreuzblume am Dom direkt vor dem Eingang zur U-Bahn-Haltestelle Hauptbahnhof (2024).

    Die von Gunter Demnig geschaffene Gedenkstele "Mai 1940 - 1000 Roma und Sinti" an der Kreuzblume am Dom direkt vor dem Eingang zur U-Bahn-Haltestelle Hauptbahnhof (2024).

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    Antonia Frinken; Demnig, Gunter
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  • Die von Gunter Demnig geschaffene Gedenkstele "Mai 1940 - 1000 Roma und Sinti" an der Kreuzblume am Dom (2024).

    Die von Gunter Demnig geschaffene Gedenkstele "Mai 1940 - 1000 Roma und Sinti" an der Kreuzblume am Dom (2024).

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    Antonia Frinken; Demnig, Gunter
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An verschiedenen Stellen in Köln erinnert der Messing-Schriftzug „Mai 1940 - 1000 Roma und Sinti“ an die Familien, die als erste aus Köln in die Konzentrationslager in den besetzten Ländern deportiert wurden. 50 Jahre nach der Deportation, im Mai 1990, brachte Gunter Demnig (*1947) ihn zunächst als weiße Farbspur auf die Gehwege auf.

Das Lager in Bickendorf und die Deportationen von Köln-Messe Deutz
Von den 1935 erlassenen „Nürnberger Gesetzen“ und dem „Erbgesundheitsgesetz“ waren neben jüdischen Menschen auch Rom*nja und Sinti*zze betroffen. Ein Jahr später folgte außerdem der sogenannte Erlass zur „Bekämpfung der Zigeunerplage“. Die Folgen waren tiefgreifende Entrechtungen und der Entzug der Lebensgrundlage.

Bereits vor dem Beginn der Deportationen von Rom*nja und Sinti*zze aus Köln und anderen Städten im heutigen Nordrhein-Westfalen begann die Konzentration in Sammellagern. In Köln befand sich dieses auf dem Schwarz-Weiß-Platz in Bickendorf, der heute der Sportplatz des Sportvereins SC Schwarz-Weiss 1912 e.V. ist. 500 Personen wurden hier hinter Stacheldraht und unter unmenschlichen Umständen konzentriert.
Am Morgen des 16. Mai 1940 führten Angehörige der Polizei, der SS sowie der Wehrmacht an den Wohnorten von Rom*nja und Sinti*zze sowie im Lager in Bickendorf eine umfangreiche Razzia durch. Die dort festgenommenen Personen mussten in der Gestapo-Zentrale am Appellhofplatz ihre Pässe abgeben und wurden in das Sammellager auf dem Messegelände im rechtsrheinischen Deutz gebracht. Ihnen wurde gesagt, dass sie von dort eine Reise antreten würden. Diejenigen, die sich zur Arbeit außerhalb ihres Wohnortes oder des Lagers befanden, wurden nachträglich in die Gestapo-Zentrale beordert. Auch ihre Pässe wurden einbehalten und sie wurden zu ihren Familien auf das Messegelände gebracht.

Bis zum 21. Mai 1940 trafen weitere Rom*nja und Sinti*zze aus Städten am Niederrhein und im Ruhrgebiet im Lager auf dem Messegelände ein. Dann begann die Deportation von rund 1000 Personen mit Viehwaggons in die Konzentrationslager in den besetzten Ländern im Osten. Diese war bereits im September 1939 von der NS-Führung beschlossen worden.

Porajmos
Auf Romanes wird der Völkermord an den Rom*nja und Sinti*zze als Porajmos bezeichnet, was auf Deutsch „das Verschlingen“ bedeutet. Ebenso wie beim Völkermord an den europäischen Jüdinnen und Juden, der Shoa, war das Ziel eine kollektive Vernichtung, daher ist auch hier der Begriff Holocaust anwendbar. Die Gesamtzahl der Opfer ist bis heute unklar. Genauer lässt sich die Zahl der aus Mittel- und Westeuropa stammenden Opfer ermitteln. Sie wird auf etwa 30.000 geschätzt. Eine Annäherung an die Gesamtzahl ist aufgrund der Quellenlage schwierig. Sie könnte aber im sechsstelligen Bereich liegen. Von den 642 aus Köln deportierten Rom*nja und Sinti*zze überlebten nur etwa 100 den Porajmos.

In der Bundesrepublik Deutschland und anderen Staaten blieb eine wissenschaftliche, gesellschaftliche, politische und juristische Aufarbeitung lange aus. Akten, die in den 1930ern und 1940ern zur Verfolgung von Rom*nja und Sinti*zze erstellt worden waren, benutzte die Polizei in der Bundesrepublik weiterhin. In den 1980er Jahren erstarkten Bürger*innenrechtsbewegungen für Rom*nja und Sinti*zze. 1982 erkannte die Bundesregierung die während der NS-Zeit gegen sie verübten Verbrechen als Völkermord an.

Entstehung des Schriftzugs „Mai 1940 - 1000 Roma und Sinti“
Bereits vor dem Projekt „Stolpersteine“, das heute das weltweit größte dezentrale Mahnmal ist, betätigte sich Gunter Demnig erinnerungspolitisch.
50 Jahre nach den ersten Deportationen aus Köln entstand im Mai 1990 in Zusammenarbeit mit dem Kölner Rom e.V., der sich für vor dem Jugoslawienkrieg geflüchtete Rom*nja einsetzt, und mit Erlaubnis der Stadt Köln der Schriftzug „Mai 1940 - 1000 Roma und Sinti“. Demnig brachte ihn zunächst als Spur mit weißer Lackfarbe und einer selbst gebauten Druckwalze auf die Gehwege entlang der Straßen auf, die die verfolgten Familien im Mai 1940 auf ihrem Weg zum Sammellager auf dem Messegelände nahmen.
Daraufhin erhielt der Rom e.V. sowohl Unterstützungsbekundungen als auch Aufforderungen, den Schriftzug zu entfernen.

Inzwischen wurde die Spur an verschiedenen Stellen als Messing-Schriftzug verewigt, unter anderem an der Kreuzblume vor dem Kölner Dom, auf der Venloer Straße, vor dem NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln und in der Bobstraße nahe der Mauritiuskirche.

(Antonia Frinken, LVR-Abteilung Digitales Kulturerbe, 2024)

Internet
www.kulturelles-erbe-koeln.de: Demnig, Gunter: 1000 Roma und Sinti, 1990 (abgerufen 23.10.2024)
reportage.wdr.de: Dominik Reinle: Die unglaublichen Schrecken einer Familie (abgerufen 23.10.2024)
museenkoeln.de: Der Weg der Vernichtung: Bild der 19. Woche - 11. Mai bis 17. Mai 2015 (abgerufen 23.10.2024)
www.ksta.de: „Strich durch das Vergessen“ - Gedenktafel erinnert an Deportation Kölner Sinti und Roma (abgerufen 23.10.2024)
de.wikipedia.org: Porajmos (abgerufen 23.10.2024)

Gedenkstele „Mai 1940 - 1000 Roma und Sinti“ an der Kreuzblume vor dem Kölner Dom

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Kardinal-Höffner-Platz 1
Ort
50667 Köln - Altstadt-Nord / Nordrhein-Westfalen
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Vor Ort Dokumentation, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1990

Empfohlene Zitierweise

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Antonia Frinken: „Gedenkstele „Mai 1940 - 1000 Roma und Sinti“ an der Kreuzblume vor dem Kölner Dom”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-355659 (Abgerufen: 5. Dezember 2024)
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