Am Morgen des 11. Juni 1964 drang ein psychisch kranker Frührentner aus Köln auf das Schulgelände der katholischen Volksschule in Köln-Volkhoven ein und attackierte Lehrkräfte und Kinder mit einem selbst gebauten Flammenwerfer und einer Lanze. Zwei Lehrerinnen sowie acht Schülerinnen und Schüler starben, zahlreiche weitere Schulkinder wurden zum Teil schwer verletzt und schwebten wochenlang in Lebensgefahr. Der Attentäter selbst nahm sich im Verlauf seiner Tat das Leben (Schilderungen der Ereignisse unter de.wikipedia.org, www.welt.de und youtu.be).
40 Jahre nach der Tat veröffentlichte die selbst zu den schwer Verletzten gehörende, zur Tatzeit 8-jährige Barbara Peter eine Sammlung von Erinnerungen von Betroffenen und Zeitzeugen (Peter 2004).
Die aus Klettenberg stammende Lehrerin Ursula Kuhr hatte sich im Verlauf des Attentats dem Täter mutig entgegengestellt und versucht, eine doppelflügelige Tür zum Schutz ihrer Schülerinnen und Schüler zuzuhalten. Dabei stürzte sie auf den Schulhof und wurde von dem Täter durch Lanzenstiche in die Oberschenkel und in den Rücken schwer verletzt. Sie verstarb innerhalb weniger Minuten noch am Tatort.
Der Einsatz der jungen Lehrerin ist auf dem hellen Grabstein künstlerisch dargestellt: „Nach links wendet sich das Haupt zu den Flammen, nach vorne hin schützt sie ähnlich dem Schutzmantelmotiv die Kinder vor dem Tod“ (www.stadt-koeln.de).
Die Inschrift des Grabsteins erinnert an die junge Frau wie folgt (vgl. Abb.):
Ursula Kuhr, geb. Erwen, Lehrerin
* 3.10.1939 + 11.6.1964
Opferte ihr Leben zum Schutz der ihr
anvertrauten Schulkinder in Volkhoven
* 3.10.1939 + 11.6.1964
Opferte ihr Leben zum Schutz der ihr
anvertrauten Schulkinder in Volkhoven
Die bereits vor dem Attentat als Ersatz für die Volkhovener Volksschule geplante und nur wenige Monate später im April 1965 eröffnete heutige Gemeinschaftshauptschule am Volkhovener Weg in Heimersdorf erhielt ihr zu Ehren den Namen Ursula-Kuhr-Schule. Dort erinnert bis heute eine Text- und Fototafel in der Eingangshalle mit Bildern und Namen an die Opfer der Tat, ferner ein Gemälde in der Aula. Auch dieses, von der ehemaligen Konrektorin Frau Claus gemalte Bild zeigt Ursula Kuhr wie eine Schutzmantelmadonna, die die ihr anvertrauten Kinder vor den Flammen schützt (www.ursula-kuhr-schule.de).
Der Ursula-Kuhr-Weg in Volkhoven-Weiler wurde zum Andenken an die Lehrerin benannt. Unmittelbar benachbart zu diesem liegt der Gertrud-Bollenrath-Weg, der ihrer älteren Kollegin gewidmet ist, die bei dem Amoklauf ebenfalls durch schwere Stichverletzungen ums Leben kam. Gertrud Bollenrath (1902-1964) fand ihre letzte Ruhestätte in einem Familiengrab auf dem Kölner Nordfriedhof, wo sich ebenfalls ein Gedenkstein befindet (dort Flur 32 Nr. 226 a+b, vgl. Abb.).
An die Opfer des Attentats erinnern heute außerdem noch eine Gedenktafel im Bereich des früheren Schulgebäudes am Volkhovener Weg 209-211 (heutige Simultanhalle) sowie ein als Stele errichtetes Denkmal an der gemeinsamen Ruhestätte der acht getöteten Kinder auf dem alten Friedhof am Damiansweg in Weiler (Bach 1998 u. www.welt.de).
In der benachbarten Kirche St. Cosmas und Damian befindet sich links hinter dem Eingang ein buntes Glasfenster mit den Namen aller zehn Todesopfer (vgl. Abb.): Dorothea Binner, Gertrud Bollenrath, Renate Fühlen, Ingeborg Hahn, Ruth Hoffmann, Ursula Kuhr, Klara Kröger, Stefan Lischka, Karin Reinhold und Rosel Röhrig.
(Lisa Kröger und Franz-Josef Knöchel, LVR-Abteilung Digitales Kulturerbe, 2023)
Internet
www.ursula-kuhr-schule.de: Ursula Kuhr (abgerufen 01.03.2023)
de.wikipedia.org: Attentat von Volkhoven (abgerufen 01.03.2023)
www.welt.de: Amoklauf in Köln 1964, „Die brennenden Kinder - Es war furchtbar“ (Text Antonia Kleikamp, Welt-Geschichte vom 07.12.2020, abgerufen 01.03.2023)
youtu.be: Amoklauf mit Flammenwerfer: Das Attentat des Walter Seifert (WDR Lokalzeit MordOrte, Autor Hamzi Ismail, 16'57 min., 31.01.2022, abgerufen 08.03.2023)
www.stadt-koeln.de: Südfriedhof (abgerufen 01.03.2023)
www.stadt-koeln.de: Flyer zum Südfriedhof mit Friedhofsplan (Stand 05/2019, PDF-Datei, 4,5 MB, abgerufen 01.03.2023)