Stadtteil Köln-Heimersdorf

Stadtteil 604 im Kölner Stadtbezirk 6 Chorweiler

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 00′ 31,41″ N: 6° 54′ 8,15″ O 51,00873°N: 6,90226°O
Koordinate UTM 32.352.837,13 m: 5.652.889,47 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.563.367,87 m: 5.653.004,90 m
  • Ausschnitt eines Kupferstichs von Joan Blaeu (1596-1673), die auf 1663 datierte Karte "Descriptio Agri Civitatis Coloniensis" zeigt die Umgebung von Köln.

    Ausschnitt eines Kupferstichs von Joan Blaeu (1596-1673), die auf 1663 datierte Karte "Descriptio Agri Civitatis Coloniensis" zeigt die Umgebung von Köln.

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    Blaeu, Joan / Rheinisches Bildarchiv (gemeinfrei)
    Fotograf/Urheber:
    Joan Blaeu
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    Bild
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In Köln-Heimersdorf leben heute knapp 6.200 Menschen auf einer Fläche von 1,75 Quadratkilometern (6.714 Einwohner*innen im Jahr 1990, 6.208 im Jahr 2000, 5.859 zum 31.12.2009, 6.157 zum 31.12.2017 bzw. 6.188 zum 31.12.2019, www.stadt-koeln.de).
Der Stadtteil 604 im Stadtbezirk 6 Chorweiler im linksrheinischen Norden der Domstadt ist von den Nachbarstadtteilen Lindweiler, Volkhoven/Weiler, Chorweiler, Seeberg und Longerich umgeben.

Ortsgeschichte
Lage auf historischen Karten
Teil der „Neuen Stadt“
Infrastruktur und Verkehr
Internet, Literatur

Ortsgeschichte
Die früheste urkundliche Erwähnung des Ortsnamens erfolgte über einen Johan de Heimersdorp, der zwischen 1178 und 1183 als Zeuge in einer Urkunde erscheint.
Ein Hof in Heimersdorf wird erstmals im Jahr 1314 urkundlich erwähnt, dieser lag zwischen den Orten Volkhoven und Longerich nahe des heutigen Gutes Heuserhof am Giershausener Weg. Der Hof soll - in Erbpacht verpachtet - zu den Gütern eines „Kölner Augustinerinnenkloster[s] St. Maria Magdalena, das am Blaubach lag und 'Weißfrauenkloster' genannt wurde“ gehört haben (nach de.wikipedia.org); gemeint ist die auf einen älteren Konvent zurückgehende Klostergemeinschaft St. Maria Magdalena zu den weißen Frauen in der Kölner Pfarrei St. Mauritius, die 1476 die Regeln der Augustinerchorfrauen annahm (Hegel 1992, S. 25 u. Bönnen / Hirschmann 2006, S. 36).

Landesherrlich-politisch gehörte das heutige Areal von Heimersdorf seit dem Mittelalter über Longerich zum „Amt Hülchrath und Erprath“ des Niederen Kurkölnischen Erzstifts. In seinen Erläuterungen zu der Karte der politischen und administrativen Eintheilung der heutigen preussischen Rheinprovinz für das Jahr 1789 im Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz führt Wilhelm Fabricius die betreffenden Orte summarisch mit einer Gemarkungsgröße von „ca. 1020 (?)“ Hektar wie folgt auf: „Halbes Dorf Longerich mit d. Bergheimerhöfen, Heimersdorferhöfen, Heckhof, Nüssenbergerhof, Lindweiler (Köln-St.[adt])“ (Fabricius 1898, S. 77, Nr. 345, vgl. Janssen 2008, S. 13 u. 32, Karte Nr. 121).

Seit der Franzosenzeit (1794-1814/15) gehörte Heimersdorf zu Longerich. Im Zuge der Säkularisierung war der Domänenbesitz des 1802 geschlossenen Weißfrauenklosters später an die Stadt Köln verschenkt worden (altes-koeln.de).
In der Aufstellung der Ortschaften und Wohnplätze der Bürgermeisterei Longerich im preußischen Landkreis Köln vom 20. April 1816 wird die hier noch als „Heimershof“ angeführte Siedlung mit 30 Einwohnern genannt (Kisky u.a. 1966, S. 13).
Zusammen mit der Landgemeinde Longerich wurde Heimersdorf zum 1. April 1888 im Rahmen der „zweiten Grenzveränderung der ersten Eingemeindungsaktion“ als Stadtteil nach Köln eingemeindet (Kisky u.a. 1966, S. 20). Erst in den 1920er Jahren begann über den Bau einer kleinen Siedlung die Entwicklung zu einem Wohnort.
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Lage auf historischen Karten
In der auf 1663 datierten Karte Descriptio Agri Civitatis Coloniensis der Umgebung von Köln von Joan Blaeu (1596-1673) findet sich im offenbar einzig landwirtschaftlich genutzten Bereich des heutigen Stadtteils Heimersdorf nichts verzeichnet.
Die historischen Karten der Topographischen Aufnahme der Rheinlande (1801-1828) zeigen die Kleinsiedlung „Heimersdorfferhöfe“ östlich der früheren Römerstraße zwischen Neuss und Köln und ebenso die zwischen 1836 und 1850 erarbeitete Preußischen Uraufnahme. Erst in der Preußischen Neuaufnahme (1891-1912) wird die allmähliche Erschließung des Areals über eine Kleinsiedlung „Willmuth“ (vier kleine Häuser, die sich Longericher Bürger auf dem Volkhovener Weg gebaut hatten), den Ausbau der Straßen zwischen Volkhoven und Longerich und die neuen Gleise der Bahn erkennbar, die nun westlich der lediglich rund 3,2 Hektar Fläche einnehmenden Siedlung verlaufen.
Erst die topographischen Karten TK 1936-1945 zeigen die inzwischen merklich fortschreitende Besiedlung des Areals (vgl. Kartenansichten).

Teil der „Neuen Stadt“
In den späten 1950er Jahren wurde Heimersdorf in den Ausbau der „Neuen Stadt Chorweiler“ einbezogen. Diese Planungen betrafen bereits ab 1920 das Gebiet der zuvor eingemeindeten „Landreserven“ im linksrheinischen Kölner Norden und gehen auf den damaligen Oberbürgermeister Konrad Adenauer zurück. Federführend für den ganz Köln betreffenden Generalsiedlungsplan war der Kölner Stadtbaumeister Friedrich Wilhelm „Fritz“ Schumacher (1869-1947). Erste Siedlungsbauten des Erbbauvereins Köln entstanden 1922-1924 u.a. in der Pulheimer Straße sowie 1932 und 1935 mit einer 228 Doppelhäuser umfassenden Siedlung am Stallagsweg (Wilhelm 2008).
Die Planungen einer Großwohnsiedlung wurden jedoch erst Jahrzehnte später nach dem Zweiten Weltkrieg verwirklicht. Ein erster Bauabschnitt betraf Heimersdorf, wo 1961 mit dem Straßenbau begonnen wurde. Die Fertigstellung der Wohnbauten erfolgte größtenteils in den Jahren 1961 bis 1965. Es enstanden Ein- und Mehrfamilienhäuser mit bis zu 13 Geschossen. Da bei dem Verkauf der Wohnungen auf günstige Konditionen geachtet wurde und auch die Kinderzahl der Interessenten berücksichtigt wurde, war Heimersdorf seinerzeit einer der kinderreichsten Stadtteile Deutschlands.
„Bei der Planung der öffentlichen Flächen wurde Wert auf eine Trennung von Durchgangs- und Anliegerverkehr gelegt. Auch Verkehrsflächen und Fußgängerzonen wurden klar gegliedert.
Heimersdorf ist ein Stadtteil mit sehr viel Grün. Es fallen der große Baumbestand, die vielen Schreber- und Hausgärten sowie mehrere Grünanlagen auf. Inmitten der grünen Zone um die Wohngebiete liegen die Schulen und das Johanniter-Stift Gut Heuserhof.“
(www.stadt-koeln.de)
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Infrastruktur und Verkehr
Prägend für den Stadtteil sind bis heute viele Grünanlagen, Schreber- und Hausgärten sowie ein großer Bestand alter Bäume. Die Errichtung der Siedlungen erfolgte im nach der 1928 gegründeten Planstadt Radburn (US-Bundesstaat New Jersey) benannten „Radburn-System“, in dem die Wohnhäuser in Sackgassen liegen und für den Fußverkehr eigene Wegen bestehen. Die Trennung von Autoverkehr und Fußgängern bewirkte eine Verkehrsberuhigung und geringe Lärmbelastung.
„Die Infrastruktur in Heimersdorf ist gut ausgebaut, man findet Kirchen verschiedenster Konfessionen, das ‚Ladenzentrum' mit Einzelhandelsgeschäften, mehrere Ärzte, ein Seniorenheim, Schulen sowie Gastronomiebetriebe. Die Demographie des Stadtteils hat sich in den letzten Jahren sehr gewandelt: War Heimersdorf in den 1960er Jahren eine der kinderreichsten Gegenden ganz Deutschlands, kämpft der Stadtteil heute mit Überalterung. Es gibt nur einen geringen Zuzug von Jungfamilien, auch der Anteil von Migranten ist im Vergleich mit anderen Stadtteilen extrem niedrig. Der Großteil der Kinder, die hier aufwuchsen, ist wieder in das Stadtzentrum gezogen - zurück blieb die Elterngeneration.
Wer Ruhe und ein eher dörfliches Leben schätzt, wird sich in Heimersdorf als wohl fühlen und kann sich außerdem über einen relativ moderaten Mietzins freuen.“
(www.cityinfo-koeln.de)

Bis in die 1930er-Jahre befand sich der Bahnhof Longerich der Bahnstrecke Köln-Kleve am südlichen Ende des Heimersdorfer Pingenwegs, das ehemalige Bahnhofsgebäude ist noch heute erhalten.
Köln-Heimersdorf ist heute über die Stadtbahnlinie 15 mit der unterirdischen Station „Tunnelbahnhof Heimersdorf“ auf der linksniederrheinischen Strecke, durch die S-Bahnen 6 und 11 über den Haltepunkt Volkhovener Weg sowie über mehrere Buslinien an das regionale Nahverkehrsnetz und das Kölner Stadtzentrum angebunden.
Der Straßenverkehr ist über die in unmittelbarer Nähe kreuzenden Bundesautobahnen A 1 und A 57 an die weitere Umgebung angeschlossen.
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(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2022/23)

Internet
www.stadt-koeln.de: Stadtteil Heimersdorf (abgerufen 29.11.2022)
www.stadt-koeln.de: Kölner Stadtteile in Zahlen 2010 (PDF-Datei, abgerufen 29.11.2022)
www.stadt-koeln.de: Kölner Stadtteilinformationen. Einwohnerzahlen 2017 (PDF-Datei; 1,80 MB, Stand 31.12.2017, abgerufen 29.11.2022)
www.stadt-koeln.de: Kölner Stadtteilinformationen. Zahlen 2019 (PDF-Datei, 2,5 MB, Stand 31.12.2019, abgerufen 29.11.2022)
de.wikipedia.org: Heimersdorf (abgerufen 29.11.2022)
www.cityinfo-koeln.de: Heimersdorf (abgerufen 29.11.2022)
altes-koeln.de: Augustinerinnenkloster St. Maria Magdalena zu den weißen Frauen (abgerufen 29.11.2022)
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Literatur

Bönnen, Gerold; Hirschmann, Frank G. (2006)
Klöster und Stifte von um 1200 bis zur Reformation. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.3.) Bonn.
Fabricius, Wilhelm (1898)
Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz. (2 Bände, Nachdruck 1965). Bonn.
Groten, Manfred; Johanek, Peter; Reininghaus, Wilfried; Wensky, Margret / Landschaftsverband Rheinland; Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.) (2006)
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Hegel, Eduard (1992)
Das mittelalterliche Pfarrsystem und seine kirchliche Infrastruktur in Köln um 1500. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.1.) Köln.
Janssen, Wilhelm (2008)
Die Entwicklung des Territoriums Kurköln. Rheinisches Erzstift. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, V. 14-15.) Köln.
Kisky, Hans; Köllen, Johann; Steimel, Robert (1966)
Siegel und Wappen, Burgen und Schlösser im Landkreis Köln. Festschrift zum 150jährigen Bestehen am 16. April 1966. Köln-Zollstock.
Wilhelm, Jürgen (Hrsg.) (2008)
Das große Köln-Lexikon. S. 203, Köln (2. Auflage).

Stadtteil Köln-Heimersdorf

Schlagwörter
Ort
50767 Köln - Heimersdorf
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Auswertung historischer Karten
Historischer Zeitraum
Beginn vor 1183

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Empfohlene Zitierweise
„Stadtteil Köln-Heimersdorf”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-344428 (Abgerufen: 1. November 2024)
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