Klöckner-Humboldt-Deutz Verwaltungsgebäude

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 56′ 47,04″ N: 6° 58′ 58,4″ O 50,9464°N: 6,98289°O
Koordinate UTM 32.358.303,02 m: 5.645.801,56 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.569.118,67 m: 5.646.143,90 m
  • KHD-Verwaltungsgebäude (Hochhaus) (2018)

    KHD-Verwaltungsgebäude (Hochhaus) (2018)

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  • KHD-Verwaltungsgebäude (Hochhaus) (2020)

    KHD-Verwaltungsgebäude (Hochhaus) (2020)

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  • Historische Aufnahme vom Köln-Deutzer Rheinufer (um 1962/63): Im Bild die Seilbahn von Riehl nach Deutz, dahinter der Fordturm im Rheinpark und die Baustelle des Klöckner-Humboldt-Deutz-Hochhauses, im Vordergrund ein im Bau befindlicher Strompfeiler für die Zoobrücke.

    Historische Aufnahme vom Köln-Deutzer Rheinufer (um 1962/63): Im Bild die Seilbahn von Riehl nach Deutz, dahinter der Fordturm im Rheinpark und die Baustelle des Klöckner-Humboldt-Deutz-Hochhauses, im Vordergrund ein im Bau befindlicher Strompfeiler für die Zoobrücke.

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    Brokmeier, Joachim
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    unbekannt (Sammlung Joachim Brokmeier)
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Lage des ehemaligen KHD-Verwaltungsgebäude
Durch den Bau der neuen KHD-Hauptverwaltung konnten die bisher insbesondere an der ehemaligen Motorenfabrik Deutz (Deutz-Mülheimer Straße 145) und der Maschienenbauanstalt Humboldt in Kalk (Dillenburger Straße) befindlichen Verwaltungsteile und der Vorstand von Klöckner-Humboldt-Deutz gemeinsam untergebracht werden. Damit war die seit 1938 durch den Namen KHD bekundete Zusammenarbeit und gemeinsame Leitung der früher eigenständigen Betriebe rechtzeitig zum 100-jährigen Werksjubiläum der Motorenfabrik Deutz im Jahre 1964 auch baulich zum Ausdruck gebracht. Zugleich war das Gebäude eine Demonstration der Leistungsfähigkeit der in Köln-Kalk untergebrachten Stahlbauabteilung. Es wurde bewusst freistehend unweit der gleichzeitig errichteten, aufgeständerten Verbindungsstraße zwischen der Zoobrücke und dem Autobahnkreuz Köln-Ost platziert. Auf dem langgestreckten Grundstück in Ost-West-Ausrichtung waren hintereinander Werksmuseum, Hochhaus sowie Speisehaus und Parkpalette angeordnet. Die erfolgte über eine Zufahrtsstraße am Südrand des Geländes. Ein weiterer Zugang führte auf der Nordseite bis vor das Speisehaus und mündete dort in einem kleinen Platz.

Gestaltung des ehem. KHD-Verwaltungsgebäude
Das 15-stöckige Hochhaus als markantester Bestandteil der Anlage ist als schlanker, zwischen den außen liegenden Stützen mit Brüstungsplatten aus weißlichem Carraramarmor-Waschbeton (heute Milchglas) und Fenstern verkleidete Querriegel (Länge 100m, Höhe 60m, Tiefe 15m) weit von der Straße abgesetzt. Vor ihm befindet sich nach rechts verschoben der fensterlose, mit dunklem Stein verkleidete (ehemalige) Museumsbau; auf der anderen Gebäudeseite schloss ursprünglich das zweigeschossige Speisehaus an. Der Zugang zum Hochhaus, dessen beiden äußeren Stützenreihen durchgehend vor die Fassaden gelegt sind, erfolgt über die Schmalseiten, an denen die aufgeständerten Obergeschosse jeweils eineinhalb Joche des Erdgeschosses offen überspannen. Erst dann geben Drehtüren in nach innen gezogenen Windfängen Zutritt zum hohen, rundum verglasten Bereich des Erdgeschosses. Die Halle wird im Erdgeschoss geteilt durch den massiven, dreiteiligen Aufzug- und Treppenhauskern, der ebenfalls mit Carrara-Kieseln in Waschbetonplatten verkleidet ist; dazu kontrastiert der dunkle Kunststeinboden. Außerdem wird nur hier die dritte, mittlere Stützenreihe des Hochhauses sichtbar. Verglaste Gänge verbinden nördlich des Treppenhauskerns die Eingangshalle mit dem östlich vorgelagerten Museumsblock und dem westlich anschließenden Speisehaus (abgebrochen). Den südlichen Teil der Vorhalle nehmen ein frei eingestellter Empfangstresen sowie Sitzgruppen für Wartende ein.

Das erste bis elfte Obergeschoss ist in Großraum- oder Einzelbüros unterteilt, erschlossen durch innenliegende Korridore in Längsrichtung; dem massiven Treppenhauskern mit insgesamt sechs Aufzügen ist jeweils ein kleines Etagenfoyer vorgelagert, das bis zur gegenüberliegenden Front reicht.

Das zwölfte Geschoss war für die Büros des Vorstands vorgesehen, mit weiträumigem Foyerbereich, Sekretariaten und jeweils großzügigen Einzelbüros. Dreizehntes und vierzehntes Geschoss sind – von außen nicht sichtbar - auf der Südseite (Blick auf die Kölner Innenstadt) zu einem großen Sitzungssaal zusammengezogen; auf der Ostseite befinden sich ein kleiner Sitzungssaal und die Bibliothek. Die nicht vom großen Sitzungssaal eingenommene Fläche des 14. Geschosses enthält sowohl technische Hilfsräume wie Fotolabor, Druck- und Kopierwerkstätten, als auch Haustechnikräume; dieser Bereich ist außen durchgehend dunkel verkleidet und fasst die hochgezogenen Außenstützen optisch zusammen. Der längsgestreckte Aufzugkern überragt das Dach und ist mit hellem Waschbeton verkleidet; ursprünglich waren auf dem Dach die Buchstaben KHD und das Konzernlogo angebracht.

Das Werksmuseum – basierend auf einer weltweit einmaligen, seit den Anfängen der Gasmotorenfabrik Deutz zusammengetragenen Sammlung von Motoren eigener und konkurrierender Entwickler und Produzenten – besteht aus einem etwa quadratischen, fensterlosen Saal, der über eine tiefe Spannbeton-Rasterdecke mit Einzel-Oberlichten beleuchtet wird. In die Außenverkleidung aus dunkelgrauem, norwegischem Quarzit ist nach Süden ein doppelflügliges Portal aus blanken Edelstahlflügeln eingelassen, das von einer skulptural wirkenden Kurbelwelle, auf einem Betonsockel stehend, flankiert wird. Der Innenraum wurde durch halbhohe, frei eingestellte Wände mit Holzoberfläche unterteilt. Später wurde das Gebäude als Rechenzentrum genutzt. Die Motorensammlung befindet sich, nachdem die Stadt Köln ein Angebot zur Übernahme ausschlug, am neuen Standort der Deutz AG in Porz.

Das zugunsten des heutigen nordöstlichen Eingangs der Kölner Messe abgebrochene Speisehaus erstreckte sich als weitläufiger, ringsum verglaster und mit hellen Waschbetonbrüstungen versehener Stahlskelettbau westlich des Hochhauses. Neben der Kantine für die Mitarbeiter befanden sich im Obergeschoss spezielle Speiseräume unterschiedlicher Größe für den Vorstand, die auch für die Bewirtung von Kunden und Arbeitsessen genutzt wurden. Im westlichen Teil war ein rechteckiger, begrünter Innenhof eingeschnitten.

Mit der Teilung von Klöckner-Humboldt-Deutz in den 1980er und 1990er Jahren wurde auch die Hauptverwaltung aufgelöst. Als neue Nutzer traten zunächst ein Mobilfunkanbieter, dann die Kölner Messe die Nachfolge an. Das Speisehaus wurde abgebrochen; an der Straßenfront wurde parallel zum Hochhaus ein mehrgeschossiger Büroriegel errichtet, der in bewusster Abgrenzung von dem Altbauensemble weiße Lochfassaden erhielt, aber ebenfalls im Erdgeschoss weitgehend transparent ist.

Das Hochhaus mit Museumsbau wurde am 14. Mai 1992 unter Denkmalschutz gestellt, wobei auch Innenaufteilung und Möblierung gewürdigt wurden. Teil des Denkmals ist auch die Freiraumgestaltung (Gottfried Kühn), insbesondere der für das offene Erdgeschoss des Hochhauses und die Anfahrtssituation wichtige „Vorgarten“ an der Deutz-Mülheimer Straße, dessen Ausdehnung und Gestaltung auch bei dem Bau des straßenbegleitenden Riegels berücksichtigt wurde.

Die KHD-Hauptverwaltung steht für die im Laufe des 20. Jahrhunderts durch Fusion entstandene größte Unternehmung des einst vielfältigen Kölner Maschinenbaus, zu dem Weltfirmen wie die Gasmotorenfabrik Deutz und die Maschinenbauanstalt Humboldt zählten. In der Bundesrepublik reihte sie sich mit dem Verwaltungshochhaus auch optisch ein in die eindrucksvolle Gruppe der Weltkonzerne im Rhein-Ruhr-Ballungsraum, die die industrielle Führungsrolle von Nordrhein-Westfalen als Kern und Motor des sogenannten Wirtschaftswunders beim Wiederaufbau Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg dokumentieren. Der schnelle wirtschaftliche Verfall des Unternehmens und seine schrittweise Demontage wird durch das weitere Schicksal der Hauptverwaltung gespiegelt.

(Alexander Kierdorf, Institut. Industrie – Kultur – Geschichte – Landschaft, 2020)

Literatur

Deutscher Stahlbau-Verband (1984)
Stahlbauten in Köln und Umgebung. S. 34-37, Köln.
Fußbroich, Helmut (1997)
Architekturführer Köln: Profane Architektur nach 1900. S. 152/Nr. 107, Köln.
Goldbeck, Gustav (1964)
Kraft für die Welt. 1864-1964 Klöckner-Humboldt-Deutz AG. Düsseldorf.
Hall, Heribert (1991)
Köln – seine Bauten 1928-1988. S. 473-474, Köln.
Hentrich, Petschnigg und Partner (1983)
50 Jahre HPP – Hentrich, Petschnigg und Partner. Düsseldorf.
Kierdorf, Alexander (1999)
Köln. Ein Architekturführer. S. 184, Nr. 314, Berlin.
Peters, Paulhans (1965)
Klöckner-Humboldt-Deutz AG. Verwaltungsgebäude. München.

Klöckner-Humboldt-Deutz Verwaltungsgebäude

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Deutz-Mülheimer Straße 111
Ort
51063 Köln - Mülheim
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1964

Empfohlene Zitierweise

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Alexander Kierdorf, 2020: „Klöckner-Humboldt-Deutz Verwaltungsgebäude”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-327334 (Abgerufen: 25. April 2024)
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