Motorrad- und Kleinstwagenrennen
Die für Nachwuchsfahrer ausgetragenen Rennen „Um das Bayerkreuz“ wurden von 1948 bis 1952 auf einer für diesen Zweck jeweils temporär angelegten Rennstrecke ausgetragen. Diese befand sich zwischen der Gezelinus-Kapelle im erst 1953 im Zuge der Leverkusener Nachkriegsentwicklung gegründeten Stadtteil Alkenrath und dem bereits 1930 eingemeindeten Schlebusch.
Die Motorsport-Veranstaltungen fanden nicht nur in der damals noch zum Rhein-Wupper-Kreis gehörenden Stadt Leverkusen, sondern auch in der weiteren Umgebung große Beachtung. Ausrichter war der Motor-Sport-Club MSC Leverkusen, ADAC Untersektion Nordrhein. Der Verein hatte sich bereits 1922 als Motorsportclub Wiesdorf gegründet, ab 1930 nannte man sich Motorsportclub Leverkusen. Die Neugründung nach dem Krieg war erst im Februar 1948 erfolgt.
Der Name „Um das Bayerkreuz“ für diese Rennen ist etwas irritierend, da es seinerzeit überhaupt kein solches gab. Das 1933 als überdimensionale Leuchtreklame für den Konzern erbaute erste Bayer-Kreuz wurde im Zweiten Weltkrieg 1944 demontiert und nachfolgend nicht mehr in Betrieb genommen. Das heutige Bayer-Kreuz wurde erst 1958 – nach dreimonatiger und nicht etwa 10-jähriger Montage – installiert, so dass die Jahre der Rennen genau in die Kreuz-lose Zeit in Leverkusen fallen.
Nicht zu verwechseln sind die Motorsportveranstaltungen mit dem traditionsreichen Leichtathletik-Straßenlauf „Rund um das Bayer-Kreuz“, der 2019 bereits zum 38. Mal ausgetragen wurde.
Ein erstes Auto- und Motorradrennen fand am 12. September 1948 gleichzeitig mit der Schlebuscher Kirmes statt. Fast 150 Fahrer aus der ganzen Republik nahmen daran teil, einige von ihnen gewannen später als Profis noch nationale und internationale Meisterschaften. Das erste Rennen auf der 2.925 Meter langen Strecke besuchten bereits etwa 35.000 Zuschauer, bei späteren Rennen kamen sogar 50.000.
Die einzelnen Rennen der Motorrrad-Klassen A (bis 250 ccm), B (bis 350 ccm), C (bis 500 ccm), F (bis 600 ccm mit Beiwagen) und G (bis 1200 ccm mit Beiwagen) führten über jeweils 15 Runden (= 43,875 km), ebenso das Automobil-Rennen der Kleinstrennwagen bis 750 ccm. Einzig die beiden Rennen der kleinsten Motorräder der Klassen 4 (bis 100 bzw. 125 ccm) ging über 10 Runden, also 29,250 km (youtu.be, ab 13'20 min.).
Reinhold Braun berichtet über die folgenden Jahre (nach www.leverkusen.com):
„Bedingt durch einen Todesfall auf der Rennstrecke 1951 und der erheblichen Kosten wurden die Rennen ‘Um das Bayerwerk‘ ab 1953 auf den Nürburgring verlegt. … Sponsoren waren u.a. die Firma Bayer, die Goetze-Werke, die Firma Wuppermann, die Firma Eumuco, die Stadt Leverkusen, der ADAC Nordrhein sowie der Verkehrsminister von NRW. Bayer sponserte die Motorradrennen auf dem Nürburgring, die immer noch ‘Um das Bayerwerk‘ hießen, auch noch mindestens bis 1974.“
Auch Semmeling (2009) führt als Grund für das Ende der Rennen Sicherheitsmängel an, die Strecke bei Leverkusen sei „too dangerous“ gewesen. Am 28. Juni 1953 und am 10. Juli 1955 wurden Rennen „Um das Bayerkreuz“ auf der permantenten Nürburgring-Südschleife ausgetragen (nordschleife1927.de), während für 1954 und 1956 geplante Veranstaltungen aus finanziellen Gründen abgesagt werden mussten.
Zur Förderung des Rennsport-Nachwuchses wurden vom MSC auch Seifenkistenrennen für Kinder und Jugendliche ausgerichtet. Ein erstes Dhünntal Kistelrennen fand am Pfingstmontag 1949 bei der nahe gelegenen Siedlung Edelrath statt.
Streckenverlauf
Der Verlauf der temporär für die jeweiligen Rennen angelegten Strecke folgt weitestgehend heutigen Straßen in Schlebusch und Alkenrath und deutet sich teils auch schon auf den historischen Karten der vor 1912 erarbeiteten Preußischen Neuaufnahme an (vgl. Abbildung und Kartenansicht):
Ein Rennbüro, das Fahrerlager sowie Start und Ziel befanden sich in der seinerzeitigen Zuccalmaglio-Straße, der heutigen Opladener Straße. An der Gezelinus-Kapelle knickte die gegen den Uhrzeigersinn befahrene Strecke scharf nach Süden ab und folgte der Gezelin-Allee bis zur Bergischen Landstraße, von wo aus sie in nördlicher Richtung wieder auf die Opladener Straße einmündete. Entlang der rund 3 Kilometer langen Strecke verteilten sich beim 1948er Rennen sieben Streckenbeobachter-Posten (in der Kartenansicht als Kreise dargestellt).
(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2019/2023)
Quellen
- Freundliche Hinweise von Herrn Reinhold Braun, Bergischer Geschichtsverein Leverkusen-Niederwupper, 2019.
- Freundliche Hinweise von Herrn Detlef Brenner, MSC Langenfeld, 2019.
Internet
www.leverkusen.com: ADAC-Motorrad- und Kleinstwagenrennen „Um das Bayerkreuz“ 1948-1952 in Schlebusch und Seifenkistenrennen 1949 in Edelrath, Ankündigung eines Vortrags von Reinhold Braun am 11.09.2018 in Schlebusch (mit Bildergalerie, abgerufen 25.03.2019)
www.leverkusen.com: Bildergalerie „Rund um das Bayer-Kreuz (Motorrad-Rennen)“ (abgerufen 25.03.2019)
www.msc-langenfeld.com: Motorsportclub Langenfeld-Rheinland e.V. im ADAC (abgerufen 25.03.2019)
youtu.be: „Leverkusen: Rund um das Bayer Kreuz“, Vortrag von Reinhold Braun, Bergischer Geschichtsverein, 11.09.2018 (abgerufen 22.02.2023)
nordschleife1927: Chronologie (hier 1953 und 1955, abgerufen 27.09.2023)