Das „neue“ Bayer-Kreuz
Heutige Situation
Identitätsstiftende Bedeutung des Bayer-Kreuzes
Hinweise
Quellen, Internet, Literatur
Das „neue“ Bayer-Kreuz
Da das von 1933-1944 bestehende Vorgängerbauwerk nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr repariert und in Betrieb genommen werden konnte, wurde die heutige Leuchtreklame in ähnlicher Ausführung auf dem Dach des Farbenlagers B9 installiert und am 2. September 1958 in Betrieb genommen.
Die Bauausführung lag bei der Firma Turmbau Steffens & Nölle GmbH, die Montagezeit dauerte etwa drei Monate bei Kosten von 1 Million DM. Insgesamt wurden alleine 17.124 Meter Kabel und 3.280 Meter Sonderstahl-Draht verlegt bzw. verarbeitet - alleine die statische Berechnung des Kreuzes umfasst 607 Seiten.
Das etwa 300 Tonnen schwere Bayer-Kreuz mit einem Durchmesser von nunmehr „nur noch“ 51 Metern und einem Kreisumfang von 160 Metern hängt mit Drahtseilen an zwei 118 Meter hohen Stahlmasten, die sich auf dem heutigen Lanxess-Gebäude B9 befinden. Der höchste Punkt der Kreiskontur befindet sich 105 Meter über dem Gelände. Das Bayer-Kreuz ist als Kreuz noch aus etwa 30-40 Kilometern Entfernung gut zu erkennen und als Lichtfleck noch aus etwa 100 Kilometern Entfernung zu sehen.
Zur nächtlichen Beleuchtung der jeweils 7 Meter hohen Buchstaben und des diese umfassenden Kreises des Bayer-Kreuzes dienten zunächst 1.710 handelsübliche 40-Watt-Glühbirnen. Die elektrische Leistung betrug rund 68 Kilowatt, woraus ein täglicher Energieverbrauch von etwa 1.600 Kilowattstunden resultierte. Auch aufgrund des Verkaufsverbots von Glühlampen geringer Energieeffizienz (so genanntes „Glühlampenverbot“) wurde die Beleuchtungstechnik im September 2009 auf innovative 5-Watt-Leuchtdioden-Lampen umgestellt, wodurch eine Energie-Ersparnis von mehr als 80 Prozent erreicht wurde. Um Zugvögel nicht zu irritieren wird das Kreuz zudem im Frühjahr und Herbst nachts zwischen 22 und 4 Uhr abgeschaltet.
Auch das heutige Bayerkreuz ist immer noch die größte Leuchtreklame der Welt und von weithin sichtbar, insbesondere auch vom Rhein aus und von den sich rund um Leverkusen kreuzenden Zug- und Autobahnverbindungen. Auch andere Werksgelände des Bayer-Konzerns sind mit ähnlichen, wenn auch kleineren Leuchtreklamen versehen, so die Werke in Dormagen und Krefeld-Uerdingen.
Heutige Situation
Nachdem das Kreuz im Jahr 2003 generalüberholt wurde, begannen Planungen, es 2009 im Rahmen der Errichtung einer Medienfassade am Bayer-Hochhaus zu demontieren und durch 3,5 Mio. Leuchtdioden auf dessen Fassade zu ersetzen. Ferner war die Errichtung eines mit einem Durchmesser von 200 Metern auch aus noch größeren Entfernungen und aus der Luft erkennbaren Bayer-Kreuzes aus 2.000 transparenten Leuchtdioden geplant. Dieses sollte flach über der 2008/2009 erneuerten BayArena liegen, dem benachbarten Stadion des Fußballvereins Bayer 04 Leverkusen (einer 100%igen Tochter der Bayer AG).
Beide Vorhaben wurden nicht alleine aus – ebenfalls relevanten – Kostengründen vorerst gestoppt: Vor allem auch regte sich in der Leverkusener Bevölkerung Widerstand gegen den Abriss des Bayer-Kreuzes. In der Folge gab der Bayer-Konzern 2007 bekannt, das Kreuz auf absehbare Zeit nicht abreißen zu wollen.
Im Jahr 2016 erfolgte nochmals eine Modernisierung der 1.710 LED-Leuchtkörper, die durch modernere und noch effizientere Lampen ersetzt wurden. „So wurde eine weitere Energie-Ersparnis von 20 Prozent erreicht. Gleichzeitig wird das Kreuz wieder heller.“ (www.bayer.de, 2018)
Identitätsstiftende Bedeutung des Bayer-Kreuzes
Infolge der Planungen der 2000er Jahre, das Bayer-Kreuz abzureißen und zu ersetzen, wurde in Anwohnerkundgebungen und durch Unterschriftensammlungen ein öffentliches Interesse an dessen Erhalt als Stadtwahrzeichen bekundet. Eine eigens gegründete Faninitiative sammelte in einer Aktion „Rettet das Bayerkreuz“ 2007 in wenigen Monaten über 21.000 Unterschriften für den Erhalt des Kreuzes, die an den Leverkusener Oberbürgermeister Ernst Küchler (*1944, Oberbürgermeister 2004-2009) übergeben wurden. Außerdem sollten gleichzeitige Bestrebungen, das Kreuz unter Denkmalschutz zu stellen, einen Abriss verhindern.
Am 4. Dezember 2007 gab der Bayer-Konzern in einer Presseerklärung schließlich bekannt, das Kreuz nicht abzureißen. Somit bleibt das Bayer-Kreuz zunächst erhalten – sowohl als Wahrzeichen der Stadt Leverkusen wie auch als identitätsstiftendes Element für dessen Bevölkerung, welches sogar vom „feindlichen“ Köln aus besungen wird (Textauszug von „Diss Naach ess alles drinn“, Wolfgang Niedecken / BAP 1984, mit freundlicher Genehmigung):
„Dä Winker drusse un et Fernleech ahn, Ruudekirche - Bocklemünd - Bayerkrüzz.
Dann cool der Ring raff, op Brautschau, schön langsam, Andy - ich weiß jenau:
Diss Naach, do hann mir zwei en Changs, jetz kumm mir bloß nit, do hätts Angs.“
(„Den Blinker draußen und das Fernlicht an, Rodenkirchen - Bocklemünd - Bayerkreuz.
Dann cool den Ring herunter, auf Brautschau. Schön langsam, Andy, ich weiß genau:
Diese Nacht, da haben wir zwei eine Chance. Jetzt komm mir bloß nicht, du hättest Angst.“)
Mirko Twardy konnte 2010 in einer Diplomarbeit (Universität Bonn, Geographie) aufzeigen, dass über 70% der Bewohner der Stadt Leverkusen das Bayerkreuz als das Zeichen ansehen, welches die Stadt charakterisiert – und dies mit deutlichem Abstand vor anderen Bauwerken und Anlagen (vgl. Abbildung). Folgendes Zitat eines Fans von Bayer 04 Leverkusen hebt die emotionale Bedeutung des Kreuzes für die Bevölkerung hervor: „Ich bin in Leverkusen geboren, mit dem Kreuz groß geworden. Wenn ich von der Autobahn komme und das Kreuz sehe, weiß ich, dass ich wieder zu Hause bin“ (Twardy 2010, S. 81).
„Das Bayerkreuz ist das Symbol der Stadt und seiner industriellen Entwicklung. Für die Leverkusener ist es eine Art 'Heimat' und ein regionalspezifisches Zeichen, in dem sich regionale Identität personal konkretisiert.“ (ebd., S. 95)
Hinweise
Das Bayer-Kreuz war KuLaDig-Objekt des Monats im März 2012 und ist ein wertgebendes Merkmal des Kulturlandschaftsbereichs „Bayerwerk und -siedlungen in Wiesdorf“ (Regionalplan Köln 318).
(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2011/2022)
Quellen
- Bayer Business Services GmbH / Bayer Unternehmensarchiv: „Technische Einzelheiten Großlichtanlage Bayer-Kreuz, Feierstunde 2.9.1958“.
- Freundliche Hinweise von Frau Sigrid Oelze, Herrn Michael Pohlenz und Herrn Michael Frings (Bayer Unternehmensarchiv).
Internet
www.bayer.de: Das Bayer-Kreuz (abgerufen 05.01.2011 und 12.01.2018)
www.leverkusen.com: Bayer-Kreuz (abgerufen 05.01.2011)
de.wikipedia.org: Bayer-Kreuz (abgerufen 05.01.2011)
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Friedrich Bayer (1825–1880), Industrieller, Mitgründer der Bayer AG (abgerufen 01.08.2013)
www.wdr3.de: Vom Gero-Kreuz zum Bayerkreuz: Fünf Kreuze aus Nordrhein-Westfalen (WDR 3 Mosaik, Autor: Detlev Arens, 08.-11.04.2014, abgerufen 14.04.2014, Inhalt nicht mehr verfügbar 04.10.2017)
daskreuzmussbleiben.ultras-leverkusen.de (abgerufen 11.01.2011, Inhalt dort nicht mehr verfügbar 04.10.2017)