Die Südschleife ist ein 7,747 Kilometer langer Streckenabschnitt des historischen Nürburgrings, der von 1925 bis 1927 als „Gebirgs-, Renn- und Prüfungsstrecke“ erbauten und als „Grüne Hölle“ weltbekannt gewordenen Rennstrecke in der Eifel.
Geschichte der Südschleife Die Strecke der Südschleife verlief als Abschnitt der historischen Gesamtstrecke des Nürburgrings von dessen Start- und Zielbereich aus in südlicher Richtung zum Ort Müllenbach und von dort zurück auf die seinerzeitige Gegengerade. Mit Gefälleabschnitten von bis zu 11% und Steigungen von bis zu 16% war auf ihr ein Gesamthöhenunterschied von 143 Metern zu bewältigen. Je nach Veranstaltung konnten verschiedene Streckenvarianten aus der 20,8 km langen Nordschleife, der Südschleife sowie der Kombination aus Start-und-Ziel-Geraden und der seinerzeit hinter der Boxenanlage zurückführenden Gegengeraden – die so genannte „Betonschleife“ mit 2,292 km – zur eigentlichen Rundstrecke zusammengestellt werden. Verbindungsstück der Südschleife zum Start- und Zielplatz war die überhöhte und bis zu ihrer Überbauung 1983 mit Betonplatten ausgelegte „Betonkurve“ ausgangs der Nordkehre. Bei Rennen mit der häufig genutzten Kombination von Südschleife und Betonschleife, bogen die Rennfahrzeuge rund 500 Meter hinter dem Start (heute am „ring°boulevard“ im Bereich der Verlängerung der L94 / Stefan-Bellof-Straße gelegen) nach links in Richtung Bränkekopf ab. Ferner ließ sich die Südschleife auch durch eine Querverbindung unabhängig von den anderen Streckenabschnitten nutzen, dann allerdings ohne Anbindung an Boxen oder Fahrerlager. Beim Eröffnungsrennen des Nürburgrings am 18. Juni 1927 wurden alle verfügbaren Abschnitte zu einem insgesamt 28,265 km langen Kurs verbunden. Diese Gesamtvariante wurde zuletzt 1931 genutzt.
In den Folgejahren wurde die in der Regel gegen den Uhrzeigersinn befahrene Südschleife überwiegend für Motorradrennen genutzt (unter anderem für Weltmeisterschaftsläufe 1965 und 1968). Da dieser Streckenabschnitt in die notwendigen Umbauten an der Nordschleife 1970/71 nicht mit einbezogen wurde, fanden aufgrund ihres nun noch niedrigeren Sicherheitsstandards seitdem keine Rundstreckenrennen mehr auf der Südschleife statt. Eine auf 1969 datierte Filmaufnahme im digitalen Archiv des WDR Digit zeigt Motorräder, Seifenkisten und Rennwagen, die offenbar auf der Südschleife ihre schnellen Runden drehen, eine weitere Aufnahme zeigt Auschnitte vom 500-km-Eifelpokalrennen auf der Nürburgring-Nordschleife am 6. September 1970 mit Szenen im Bereich der Einmündung der Südschleife in die Südkehre der damaligen Gegengeraden (digit.wdr.de).
Aufgrund ihrer Steigung war die Schleife allerdings sehr gut für die vor allem in den 1970er und 1980er Jahren populären Bergrennen geeignet. Diese Einzelzeitfahren für Automobile auf einer meist durchgängig bergauf verlaufenden Strecke starteten auf dem tiefsten Punkt der Strecke in Müllenbach und fuhren entgegen der eigentlich üblichen Richtung des Kurses. Der Bereich „Aschenschlag“ bzw. „Hüsgen“ liegt am heutigen Campingplatz Müllenbach im Inneren der früheren Südschleife. Ersteres ist wohl eine alte Flurbezeichnung und der zweite Begriff (rheinisch für „Häuschen“) bezieht sich offenbar auf die hier freigelegten Überreste einer römischen Villa gleich hinter der Campingplatz-Einfahrt. Davon gegenüber befindet sich bis heute der letzte teils erhaltene Streckenposten. In dem gerne mit einem frommen Bildstock verwechselten steinernen Pfosten stecken noch die Kabel des früheren Streckentelefons (www.pro-steilstrecke.de und youtu.be).
Streckenrekorde Als Rekordrunde für die 7,747 Kilometer lange Strecke gilt die im Rahmen des AvD-SCM-Rundstreckenrennens am 17. Oktober 1970 von Helmut Kelleners (*1939) auf einem March 707-CanAm-Sportwagen erzielte Zeit von 2:38,6 Minuten, was einem Schnitt von 175,846 km/h entspricht (Behrndt u.a. 2008, S. 118). Auf einem MV Agusta-Motorrad erreichte der Italiener Giacomo „Ago“ Agostini (*1942) eine Zeit von 3:06,7 Minuten (= 149,380 km/h) bei dem als „Eifelrennen“ ausgetragenen Großen Preis von Deutschland am 21. April 1968 (Semmeling 2009).
Heutige Situation Bereits bei den Sicherheits-Umbauarbeiten an der Nürburgring-Nordschleife von 1970/71 wurde die Südschleife nicht mit einbezogen. Mit dem Bau der neuen Grand-Prix-Strecke 1983/84 wurde sie dann praktisch ganz aufgegeben. Auf den verbliebenen und teils auch noch als Bestandteile der historischen Rennstrecke erkennbaren Abschnitten finden seitdem nur noch vereinzelt Wertungsprüfungen der Rallye Köln-Ahrweiler und gelegentliche Oldtimer-Fahrten statt. „Ihr Südwestteil ist heute Bestandteil der öffentlichen Kreisstraße K72. Der nördliche Teil bildet Zufahrtswege zu den Parkplätzen im südlichen Bereich der Grand-Prix-Strecke. Der ehemalige Streckenabschnitt am Bocksberg führt heute durch ein Gewerbegebiet in Müllenbach und trägt dort die Bezeichnung Südschleife als offiziellen Straßennamen.“ (de.wikipedia.org, Südschleife)
Es gab immer wieder Bestrebungen, die historischen Teile des Nürburgrings – insbesondere das alte Fahrerlager, die Reste der Steilstrecke und die Südschleife – unter Denkmalschutz zu stellen. Die aktuelle Denkmalliste des Kreises Ahrweiler weist diese jedoch nicht als Denkmale aus (Denkmalverzeichnis Kreis Ahrweiler 2013, S. 33 und ebd. vom 12.05.2020, S. 52f.).
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Ahrweiler. Denkmalverzeichnis Kreis Ahrweiler, 12. Juni 2023. Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke-rlp.de/Ahrweiler, abgerufen am 15.06.2023
Haffke, Jürgen (2010)
Der Nürburgring - Tourismus für Millionen. Bonn.
Semmeling, Rob (2009)
Rennen! Races! Vitesse! Racing Circuits Netherlands, Belgium, Germany, Austria, Luxembourg, Switzerland. S. 111-112, o. O. Online verfügbar: www.wegcircuits.nl, abgerufen am 18.06.2020
Semmeling, Rob; Köhr, Burkhard (2010)
The Other Green Hell. The Story of the Nürburgring Südschleife 1925-1964. Düren. Online verfügbar: www.wegcircuits.nl, abgerufen am 18.06.2020
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