Die hochmittelalterliche Wasserburg geht auf eine hier seit dem Jahr 893 nachgewiesene Grundherrschaft des Reichsklosters Prüm zurück. Im Ort Adendorf besaß 1122 das Hospital des Trierer Domkapitels die wichtigste Grundherrschaft, offenbar schon längere Zeit (Groten u.a. 2006).
In der Burgendatenbank EBIDAT wird von Jens Friedhoff angeführt, dass die im Hochmittelalter zu datierenden Anfänge der Burg Münchhausen im Dunkeln liegen: „Ob die Anlage bereits im 12. Jh. errichtet wurde oder erst im ersten Viertel des 13. Jh.s entstand, lässt sich nur durch eine archäologische und bauhistorische Untersuchung klären. 1990 fand lediglich eine kleine baugeschichtliche Untersuchung statt, die jedoch nur wenige konkrete Ergebnisse erbrachte.“
Wie auch bei der unweit entfernten Wasserburg Adendorf, kommt auch am Standort der Burg Münchhausen eine Motte als Vorgängeranlage in Betracht.
Im Geschichtlichen Atlas der Rheinlande wird die Burg wie folgt angeführt (Friedrich / Päffgen 2007, S. 78):
Anlage (Beschreibung, Datierung): Burg Münchhausen, Wasserburg, hochmittelalterlich (historisch).
Bausubstanz: Rundturm des 12. Jhs. und ein spätromanischer Rechteckbau als Reste in der Wasserburg enthalten.
Historische Überlieferung: Ursprünglich der Abtei Prüm zugehörig, dann Lehnsbesitz der Grafen von Are-Hochstaden. Eine Adelsfamilie von Münchhausen ist in der ersten Hälfte des 13. Jhs. bezeugt, Dietrich von Münchhausen (1209-41) war dapifer archiepiscopi. 1248 eroberte Graf Wilhelm von Jülich die Burg. Der Erzbischof Konrad von Hochstaden forderte 1249 die Herausgabe der munitio Munghusen (REK 3, Nr. 1446; NRUB 2, Nr. 342). Seit 1255 (Sieg Konrads von Hochstaden über Jülich) wieder beim Erzstift. 1288 musste der kölnische Ministeriale Wilhelm von Honnef schwören, das ihm anvertraute castrum jederzeit wieder herauszugeben, ohne dass offene Forderungen zu anderem Handeln berechtigen könne (REK 3, Nr. 3180; NRUB 2, Nr. 838).
Nachdem Burg Münchhausen durch die vorab genannte „Hochstadensche Schenkung“ an Kurköln gegangen war, diente sie als Bollwerk und zeitweise auch als Zollstätte an der Krönungsstraße von Frankfurt am Main nach Aachen. Münchhausen wird als kurkölnische Landesburg „(1249), 1288“ angeführt (Janssen 2008, S. 22 mit REK HJ, Nrn. 1446 u. 3180). Sie wird allerdings nur einmal „(um) 1321“ als Sitz eines Landzolls mit dem Inhaber „Propst von Schöneck / Erzbischof von Köln?“ bezeugt (ohne bekannten Tarif bzw. Ertrag, vgl. Pfeiffer 2000, S. 69 mit REK 4, Nr. 1261); auch Janssen führt Münchhausen unter den vor 1500 belegten kurkölnischen Landzollerhebungsstätten (2008, S. 27).
Bartholomäus I. von der Leyen (1485-1539), dessen Geschlecht über seinen Vater Georg I. von der Leyen (1434-1509) bereits 1484/85 die Burg Adendorf erworben hatte, kaufte im Jahr 1525 Burg Münchhausen mit der zugehörigen Schäferei. Bartholomäus, der wie zuvor bereits sein Vater seit 1529 kurkölnischer Rat und Amtmann in Andernach war, gehörte zu dem an der Mosel ansässigen hochadligen Geschlecht von der Leyen mit der Stammburg in Gondorf (Oberburg).
In den Erläuterungen zu der Karte der politischen und administrativen Eintheilung der heutigen preussischen Rheinprovinz für das Jahr 1789 im Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz wird Münchhausen als eines der Güter in der Herrschaft Adendorf unter dem Abschnitt „Geschlossene Güter der Reichsritterschaft, Kanton Niederrhein“ mit dem Besitzer „Graf von der Leyen“ genannt, als zuständiger Pfarrort wird Adendorf angeführt (vgl. Fabricius 1898, S. 541, Nr. 111).
Auf den historischen Karten der Topographischen Aufnahme der Rheinlande (1801-1828) findet sich die Burg mit Munchhausen eingezeichnet; ebenso als nunmehr Münchhausen in den jüngeren Werken der zwischen 1836 und 1850 erarbeiteten Preußischen Uraufnahme, der Preußischen Neuaufnahme (1891-1912) und in den topographischen Karten TK 1936-1945 (vgl. Kartenansichten).
Der Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Regionalplan Köln (2016) beschreibt die Burg Münchhausen wie folgt:
„... an der ehemaligen Aachen-Frankfurter Heerstraße in der Nachfolge der 893 nachgewiesenen Prümer Grundherrschaft entstandene Wasserburg mit vier voneinander abgesetzten Bauteilen des 12. bis 20. Jahrhunderts (Torturm um 1200, runder Bergfried des 12. Jahrhunderts, Palas 12./13. Jahrhundert), Grabensystem; umgeben von Ackerflächen, Obstweiden und altem Baumbestand; nordöstlich von Burg Münchhausen im Wald historische Tonentnahmestellen des 18. Jahrhunderts erhalten.“
Das Mauerwerk der Kernburg mit dem rundem Bergfried, die turmbewehrte Ringmauer und der ehemalige viereckige Torturm an der Nordostseite gehören zum ältesten Baubestand. Das einfache Wohnhaus im Bereich der Kernburg entstand im 18. Jahrhundert (Friedhoff in EBIDAT). Heute wird auf dem Burggelände eine Reitanlage mit angeschlossener Gastronomie betrieben, deren moderne Bauten die Burg umgeben.
Hinweis, Baudenkmal, Bodendenkmal
Die Burg Münchhausen ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Adendorfer Ländchen (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 268).
Unter der Nr. A 34 ist „Burg Münchhausen, Adendorf, erwähnt seit 893“ ein eingetragenes Baudenkmal der Gemeinde Wachtberg. Burg Münchhausen ist eingetragenes Bodendenkmal (Gemeinde Wachtberg Nr. 9; LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland Nr. SU 151)
(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2025)
Internet
www.ebidat.de: Burgendatenbank EBIDAT, Münchhausen (Text Jens Friedhoff, abgerufen 08.07.2025)
de.wikipedia.org: Burg Münchhausen (abgerufen 08.07.2025)
de.wikipedia.org: Adelsgeschlecht Leyen / Haus von der Leyen (abgerufen 08.07.2025)