Schleuse Kirschhofen bei Weilburg

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Weilburg
Kreis(e): Limburg-Weilburg
Bundesland: Hessen
Koordinate WGS84 50° 28′ 1,88″ N: 8° 14′ 33,4″ O 50,46719°N: 8,24261°O
Koordinate UTM 32.446.248,28 m: 5.590.851,05 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.446.301,50 m: 5.592.647,97 m
  • Schleuse Kirschhofen bei Weilburg (2017)

    Schleuse Kirschhofen bei Weilburg (2017)

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  • Schleuse Kirschhofen bei Weilburg mit Schleuseninsel (2017)

    Schleuse Kirschhofen bei Weilburg mit Schleuseninsel (2017)

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  • Schleusenwärterhaus der Schleuse Kirschhofen bei Weilburg (2017)

    Schleusenwärterhaus der Schleuse Kirschhofen bei Weilburg (2017)

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Die Schleuse Kirschhofen liegt bei Lahnkilometer 45,54 und wird durch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Koblenz, Außenbezirk Wetzlar, verwaltet. Von der Lahnmündung aus betrachtet ist sie die 16. Schleuse. Sie steht unter Denkmalschutz.
Zum Schleusenkomplex zählen die Kammerschleuse, der Schleusenkanal, ein Schleusenwärterhaus mit Nebengebäude und zwei Lahnwehre.

Gründe für den Bau der Schleuse
Die Schleuse Kirschhofen befindet sich in einem Bereich, in dem die Lahn aufgrund ihres Gefälles in der Vergangenheit besonders schwer schiffbar war. Im Gegensatz zu den meisten anderen Lahnschleusen wurde sie damit nicht erbaut, um bestehende Mühlwehre für Schiffe passierbar zu machen.
Die Schleuse wurde auf Basis eines Vertrags zwischen Preußen, Nassau und Hessen-Darmstadt errichtet, um die Lahn lückenlos mit Schiffen befahrbar zu machen.

Im Zuge des Schleusenbaus wurden zwei Wehre errichtet, um die Befahrbarkeit des Flusses zu verbessern.

Die Kammerschleuse
Die heutige Kammerschleuse wurde in den Jahren 1856 bis 1859 erbaut. Sie ist 34 Meter lang, 5,34 Meter breit und besitzt eine Fläche von circa 200 Quadratmetern. Das Lahngefälle beträgt an dieser Stelle 3,54 Meter. Anders als andere Lahnschleusen, beispielsweise in Limburg oder Runkel, besaß die heutige Schleuse keinen Vorgängerbau.
Die Seitenflächen der Schleuse wurden mit gehauenem Kalkstein (Lahnmarmor) aus Brüchen bei Villmar und Arfurt verkleidet. Dabei wurde ganz bewusst auf die solide Ausführung sowie den hochwertigen Eindruck Wert gelegt. Beteiligt waren dabei unter anderem der aus Villmar stammende Steinmetzmeister (Marmorierer) Johann Peter Leonhard (1793-1873) und seine Söhne.

Für einen ordnungsgemäßen Betrieb der Schleuse sind Wartungsarbeiten notwendig. Sämtliche technische Einrichtungen der Schleuse wurden in jüngerer Vergangenheit ausgewechselt. In den Jahren 2006 und 2007 war die Schleuse außer Betrieb; die alten, hölzernen Tore des Obertors waren stark beschädigt und mussten gegen stählerne ausgetauscht werden. Das Anbringen der Torlager erfolgte, indem das Bruchsteimauerwerk der Schleuse an den betroffenen Stellen aufgeschnitten und die Lager dann einbetoniert wurden. Damit die Sportschifffahrt weiter gewährleistet werden konnte, richtete das Wasserschifffahrtsamt eine Umtragemöglichkeit im Schleusenkanal ein.

Die Kammerschleuse wird heute im Handbetrieb durch die Schifffahrer bedient.

Der Schleusenkanal
Der Schleusenkanal entstand im Zuge des Baus der Schleuse Kirschhofen. Er war zunächst wahrscheinlich weitgehend unbefestigt. Zwischen 1868 und 1905 erfolgte ein Umbau des Kanals; er wurde leicht verbreitert und seine Ufer mit Faschinen und Bruchstein befestigt. Außerdem fanden kleinere Korrekturen statt. Seither besitzt er seine heutigen Dimensionen von 507 Metern Länge. Seine Breite variiert dabei, flussaufwärts beträgt sie 42 Meter, anschließend verengt er sich bis zur Schleusenkammer auf 24 Meter. Unterhalb der Schleusenkammer ist der Kanal 42 Meter breit.

Durch seinen Bau entstand die Schleuseninsel, die zuvor Teil des Festlandes war. Das westliche Ufer der Schleuseninsel, sowie das gegenüberliegende Ufer des Festlandes, bilden den Kanal.

Der Schleusenkanal erfuhr seit 1987 entschiedene Änderungen. Im Bereich vor der Schleusenkammer wurde er stark in Richtung Osten verbreitert, indem ein Teil der Schleuseninsel entfernt wurde. Die entfernte Fläche betrug circa 0,23 Hektar. Durch diese Maßnahme wurde ein Zulauf für das neu erbaute Wasserkraftwerk Kirschhofen errichtet, das somit über den Schleusenkanal mit Wasser versorgt wird. Im Kanal verhindert eine Absperrung die Befahrung des neu geschaffenen Zulaufs.

Das Schleusenwärterhaus
Zur Schleuse Kirschhofen gehört ein Schleusenwärterhaus. Dieses Gebäude wurde mit dem Bau der Schleuse zwischen 1856 bis 1859 errichtet. Das eingeschossige Haus besitzt Wände in Massivbauweise und einen Keller. Desweiteren zeichnet es sich durch ein Satteldach mit Schieferdeckung aus. Es hat einen Erker, wie auch viele andere Schleusenwärterhäuser an der Lahn. Dieser Erker ermöglichte dem Schleusenwärter freie Sicht auf die Wasserstraße.
Das Gebäude steht nicht auf der Schleuseninsel, sondern auf dem Festland, in der Straße „Schleuse“. Direkt an das Schleusenwärterhaus angrenzend befindet sich ein kleineres Nebengebäude, welches zwischen 1868 und 1905 errichtet wurde. Dieses steht, wie das Hauptgebäude, ebenfalls unter Denkmalschutz.
Das Schleusenwärterhaus befindet sich heute in gutem baulichem Zustand. Es dient privaten Zwecken, ein Schleusenwärter ist nicht mehr anwesend.

Lahn-Marmor-Route
Dieses Objekt ist Teil der Lahn-Marmor-Route von Wetzlar nach Balduinstein.

(Jörn Schultheiß, hessenACHÄOLOGIE, 2017; Rudolf Conrads, Lahnmarmor Museum, 2021)

Kartenquellen
Army Map Service (1951): M841 / GSGS 4414, Sheet 5515 – Weilburg, Germany, Jahr 1948
Herzogtum Nassau (1819): Aufnahme des Herzogtums Nassau, Blatt 18 – Weilburg, Jahr 1819
Hessisches Landesvermessungsamt (1987): Topographische Karte, Blatt 5515 - Weilburg, Jahr 1987
Hessische Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation (2017): Digitale Topographische Karte 10, Jahr 2017
Hessische Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation (2017): Liegenschaftskarte, Jahr 2017
Hessische Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation (2017): Digitale Orthophotos, Jahr 2017
Königliches Ministerium für Handel etc. (1877): Topographische Karte, Blatt 5515 – Weilburg, Jahr 1868
Königlich Preußische Landesaufnahme (1907): Preußische Neuaufnahme, Blatt 5515 – Weilburg, Jahr 1905

Internet
heimatforschung-villmar.de: Johann-Peter Leonhard (abgerufen 06.07.2021)
lgb-rlp.de: Rohstoffgeologische Untersuchungen an Lahnmarmor (abgerufen 06.07.2021)
wsa-ko.wsv.de: Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Koblenz - Neubeschaffung eines Obertores für die Schleuse Kirschhofen (abgerufen am 14.03.2017)
wsa-ko.wsv.de: Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Koblenz - Schleuse Kirschhofen (abgerufen am 14.03.2017)

Literatur

Bremer, Eckhard (2003)
Zur Nutzbarkeit der Lahn zwischen der Marburg und der Mündung in den Rhein als Wasserstraße in der Frühen Römischen Kaiserzeit. Angefertigt im Auftrage des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen. S. 35. Bonn.
Eckoldt, Martin (1979)
Die Geschichte der Lahn als Wasserstraße. In: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung, S. 99-123. Wiesbaden.
Lehmann, Falko (1994)
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Hessen: Landkreis Limburg-Weilburg II. Mengerskirchen bis Weinbach. Wiesbaden.

Schleuse Kirschhofen bei Weilburg

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Schleuse 2
Ort
35781 Weilburg - Kirschhofen
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kulturdenkmal gem. § 2 DSchG Hessen
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1856 bis 1859

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Empfohlene Zitierweise
„Schleuse Kirschhofen bei Weilburg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-265497 (Abgerufen: 27. Juli 2024)
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