Die Limbuger Schleuse liegt bei Lahnkilometer 76,6 und wird durch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Koblenz, Außenbezirk Diez, verwaltet. Von der Lahnmündung aus betrachtet ist sie die zwölfte Schleuse. Sie steht unter Denkmalschutz. Zum Schleusenkomplex zählen die Kammerschleuse, der Schleusenkanal sowie ein Schleusenwärterhaus.
Gründe für den Bau der Limburger Schleuse Die Limburger Schleuse befindet sich zwischen zwei historischen Lahnwehren, die für die Wasserversorgung der Nieder- und der Obermühleerbaut wurden. Die Wehre waren früher bedeutende Hindernisse, die Schiffbarkeit der Lahn wurde beeinträchtigt. Insbesondere Anfang des 19. Jahrhunderts versuchte man die Wehre mit dem Einfügen von Wehrlücken schiffbar zu machen. Jedoch stellten sich die geschaffenen Lücken nach wenigen Jahren häufig als zu klein heraus. Außerdem ist zwischen den beiden Wehren das Gefälle der Lahn mit sieben Metern pro Kilometer ungewöhnlich hoch. Es ist somit fast doppelt so hoch wie das Lahngefälle in Weilburg. Die Lahn bei Limburg wurde zusätzlich durch einige natürliche Inseln gesäumt, etwa die Obere und die Untere Insel. Außerdem befanden sich weitere Inseln im Flussbett, beispielsweise die heutige Halbinsel der Obermühle, die erst zwischen 1867 und 1907 mit dem Festland verbunden wurde. Die zahlreichen Inseln, sowie das starke Flussgefälle führten früher wahrscheinlich zu erheblichen Stromschnellen sowie Erosions- und Sedimentationsprozessen. Der Bau der Schleuse solle die sichere Schiffbarkeit der Lahn bei Limburg ermöglichen. Hauptinitiator des Lahnausbaus war Preußen, das seit Beginn des 19. Jahrhunderts Druck auf Nassau ausübte, sämtliche Lahnwehre und andere schwer schiffbare Flussbereiche mit Schleusen zu versehen.
Die Kammerschleuse Die heutige Kammerschleuse wurde in den Jahren 1856 und 1857 erbaut. Sie ist 34 Meter lang, 5,34 Meter breit und besitzt eine Fläche von circa 200 Quadratmetern. Die Fallhöhe beträgt 3,61 Meter. Die Seitenflächen der Schleuse wurden mit gehauenem Kalkstein (Lahnmarmor) aus Brüchen bei Villmar und Arfurt verkleidet. Dabei wurde ganz bewusst auf die solide Ausführung sowie den hochwertigen Eindruck Wert gelegt. Beteiligt waren dabei unter anderem der aus Villmar stammende Steinmetzmeister (Marmorierer) Johann Peter Leonhard (1793-1873) und seine Söhne.
Zuvor existierte am Standort der Kammerschleuse bereits eine kleinere Kammerschleuse aus den Jahren 1838 und 1839. Der Vorgängerbau war damit die zweite Lahnschleuse nach der Schleuse in Runkel und der erste, der im Rahmen des dritten Lahnausbaus (1816 bis 1860) errichtet wurde. Sie entstand, bevor im Jahr 1844 ein Vertrag zwischen Preußen, Nassau und Hessen-Darmstadt den Bau einer Vielzahl weiterer Lahnschleusen festgelegte. Der steigende Schiffsverkehr sowie die immer größeren Schiffe machten Mitte des 19. Jahrhunderts den Bau einer neuen, größeren Schleuse notwendig. Die alte Schleuse wurde im Rahmen des Um- und Neubaus entfernt. Die Einfassung der Schleuse bestand einst aus fein behauenem Quadermauerwerk, das noch in Teilen erhalten ist. Die Kammerschleuse war mit zwei zweiflügligen, hölzernen Stemmtoren sowie Torschützen zum Füllen und Leeren der Kammer ausgestattet.
Für einen ordnungsgemäßen Betrieb der Schleuse sind Wartungsarbeiten notwendig. Sämtliche technische Einrichtungen der Schleuse wurden in jüngerer Vergangenheit ausgewechselt und die hölzernen Stemmtore durch stählerne ersetzt. In den Jahren 2012 und 2013 musste der Korrosionsschutz der Schleusenverschlüsse erneuert sowie Schäden an den Schleusentoren behoben werden.
Der Schleusenkanal Der heutige Schleusenkanal hat eine Länge von circa 950 Metern. Historisch wird er in einen Ober- und einen Unterkanal untergliedert. Der Oberkanal beginnt am südöstlichen Ufer der Lahn und erstreckt sich auf einer Länge von 750 Metern und einer Breite von 5,3 bis elf Metern in nordwestliche Richtung. Er endet circa 45 Meter nordwestlich der alten Lahnbrücke, wo sich heute eine schmale Landbrücke befindet. Der Oberkanal entstand beim Bau der ersten Limburger Schleuse in den Jahren 1838 und 1839. Durch seinen Bau bildete sich die Schleuseninsel, die zuvor Teil des Festlandes war. Das nördliche Ufer der Schleuseninsel sowie das gegenüberliegende Ufer des Festlandes bilden den Kanal. Die Ufer des Oberkanals waren zunächst unbefestigt, einige Zeit nach dem Kanalbau erfolgten Uferbefestigungen mit Faschinen und Bruchstein.
Der Unterkanal schließt heute direkt an den Oberkanal an. Er besitzt eine Länge von 250 Metern und eine Breite von circa 17 Metern. Er bildet sich aus dem nördlichen Ufer der Unteren Insel sowie dem Ufer des Festlandes. Der Unterkanal entstand, indem zwischen 1868 und 1907 das Lahnufer der Insel sowie des Festlandes befestigt und begradigt wurde.
Die Unterscheidung in Ober- und Unterkanal ist historisch bedingt. In der Vergangenheit waren dies zwei voneinander getrennte Kanäle, eine circa 30 Meter breite Lücke zwischen der Schleuseninsel und der Unteren Insel schaffte einen Durchlass zur Lahn. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verbindet eine schmale Landbrücke die beiden Inseln, wodurch die einst getrennten Kanäle zusammenwuchsen.
Die Kammerschleuse befindet sich im Oberkanal.
Das Schleusenwärterhaus Zur Limburger Schleuse gehört ein Schleusenwärterhaus. Das Gebäude steht nicht auf der Schleuseninsel, sondern auf dem Festland, im Schleusenweg. Der schlichte, klassizistische Bau besitzt ein Walmdach und ist mit dem Bau der ersten Limburger Schleuse errichtet worden. Das Gebäude ist heute stark überformt und besitzt einige Anbauten.
Sonstiges Die Schleuse Limburg ist heute in einem sehr guten Zustand. Als eine der wenigen Lahnschleusen wird sie noch von einem Schleusenwärter betreut, der für den Betrieb der Schleuse verantwortlich ist. Der Schleusenwärter sitzt in einem kleinen Gebäude auf der Schleuseninsel. Auf der Schleuseninsel befindet sich heute ein Wasserkraftwerk, das Limburg mit Strom versorgt. Das Wasser wird dabei im Schleusenkanal, östlich der Schleusenkammer entzogen und nach Nutzung wieder in die Lahn geleitet.
Lahn-Marmor-Route Dieses Objekt ist Teil der Lahn-Marmor-Route von Wetzlar nach Balduinstein.
(Jörn Schultheiß, hessenARCHÄOLOGIE, 2017; Rudolf Conrads, Lahnmarmor Museum, 2021)
Kartenquellen Army Map Service (1951): M841 / GSGS 4414 & 4497, Sheet 5614 – Limburg, Germany, Jahr 1951 Herzogtum Nassau (1819): Aufnahme des Herzogtums Nassau, Blatt 25 – Limburg, Jahr 1819 Hessisches Landesvermessungsamt (1984): Topographische Karte, Blatt 5614 – Limburg an der Lahn, Jahr 1984 Hessische Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation (2017): Digitale Topographische Karte 10, Jahr 2017 Hessische Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation (2017): Liegenschaftskarte, Jahr 2017 Hessische Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation (2017): Digitale Orthophotos, Jahr 2017 Königliches Ministerium für Handel etc. (1871): Topographische Karte, Blatt 5614 – Limburg, Jahr 1868 Königlich Preußische Landesaufnahme (1907): Preußische Neuaufnahme, Blatt 5614 – Limburg an der Lahn, Jahr 1907
Internet boote-magazin.de: Schleuse Limburg länger dicht (abgerufen am 27.02.2017) denkxweb.denkmalpflege-hessen.de: DenkXweb - Obermühle Limburg (abgerufen am 27.02.2017) denkxweb.denkmalpflege-hessen.de: DenkXweb - Schleuse Limburg mit Unter- und Oberkanal sowie Schleusenwärterhaus (abgerufen am 27.02.2017) denkxweb.denkmalpflege-hessen.de: DenkXweb - Untermühle Limburg (abgerufen am 28.02.2017) heimatforschung-villmar.de: Johann-Peter Leonhard (abgerufen 06.07.2021) lgb-rlp.de: Rohstoffgeologische Untersuchungen an Lahnmarmor (abgerufen 06.07.2021) wsa-ko.wsv.de: Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Koblenz - Schleuse Limburg (abgerufen am 27.02.2017)
Literatur
Bremer, Eckhard (2003)
Zur Nutzbarkeit der Lahn zwischen der Marburg und der Mündung in den Rhein als Wasserstraße in der Frühen Römischen Kaiserzeit. Angefertigt im Auftrage des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen. S. 35. Bonn.
Eckoldt, Martin (1979)
Die Geschichte der Lahn als Wasserstraße. In: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung, S. 99-123. Wiesbaden.
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