Die Schleuse Fürfurt bei Villmar-Falkenbach liegt bei Lahnkilometer 51,2 und wird durch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Koblenz, Außenbezirk Wetzlar, verwaltet. Von der Lahnmündung aus betrachtet ist sie die 15. Schleuse. Sie steht unter Denkmalschutz. Zum Schleusenkomplex zählen die Kammerschleuse, der Schleusenkanal sowie ein Schleusenwärterhaus mit Nebengebäude.
Gründe für den Bau der Schleuse Die Schleuse Fürfurt befindet sich einer Stelle, die aufgrund ihrer Stromschnellen nur schwer schiffbar war. Der Bau der Schleuse sollte die gefahrlose Passage dieses Lahnabschnitts ermöglichen. Anders als die meisten anderen Lahnschleusen wurde sie damit nicht erbaut, um ein bestehendes Mühlwehr zu umfahren. Aufgrund des stetig anwachsenden Schiffverkehrs sowie politischen Drucks durch Preußen stattete Nassau ab Mitte des 19. Jahrhunderts schwer zu befahrende Flussabschnitte mit Schleusen aus.
Die Kammerschleuse Die heutige Kammerschleuse wurde in den Jahren 1856 bis 1859 erbaut, sie ist 34 Meter lang, 5,34 Meter breit und besitzt eine Fläche von circa 200 Quadratmetern. Das Lahngefälle beträgt an dieser Stelle 3,63 Meter. Anders als andere Lahnschleusen, beispielsweise in Limburg oder Runkel, besaß die heutige Schleuse keinen Vorgängerbau. Die Seitenflächen der Schleuse wurden mit gehauenem Kalkstein (Lahnmarmor) aus Brüchen bei Villmar und Arfurt verkleidet. Dabei wurde ganz bewusst auf die solide Ausführung sowie den hochwertigen Eindruck Wert gelegt. Beteiligt waren dabei unter anderem der aus Villmar stammende Steinmetzmeister (Marmorierer) Johann Peter Leonhard (1793-1873) und seine Söhne.
Für einen ordnungsgemäßen Betrieb der Schleuse sind Wartungsarbeiten notwendig. Sämtliche technische Einrichtungen der Schleuse wurden in jüngerer Vergangenheit ausgewechselt und die hölzernen Stemmtore durch stählerne ersetzt.
Die Kammerschleuse wird heute im Handbetrieb durch die Schifffahrer bedient.
Der Schleusenkanal Der Schleusenkanal entstand im Zuge des Baus der Schleuse Fürfurt, er ist etwas mehr als 600 Meter lang und 29 Meter breit. Der Kanal war wahrscheinlich seit dem Bau der Schleuse mit Faschinen und Bruchstein befestigt. Zwischen 1868 und 1905 wurden an ihm leichte Begradigungen vorgenommen. Durch seinen Bau entstand die Schleuseninsel, die zuvor Teil des Festlandes war. Das westliche Ufer der Schleuseninsel sowie das gegenüberliegende Ufer des Festlandes bilden den Kanal.
Das Schleusenwärterhaus Zur Schleuse Fürfurt gehört ein Schleusenwärterhaus, welches während des Schleusenbaus errichtet wurde. Das Gebäude besitzt, im Gegensatz zu anderen Schleusenwärterhäusern an der Lahn, keinen Erker. Das Gebäude steht nicht auf der Schleuseninsel, sondern auf dem Festland, in der Straße Zur Schleuse. Zum Schleusenwärterhaus gehört ein wenige Meter nördlich davon gelegenes Nebengebäude. Dieses wurde zwischen 1868 und 1905 errichtet.
Heute hat ein Angelverein seinen Sitz im Schleusenwärterhaus. Das Gebäude ist in einem sehr guten baulichen Zustand.
Lahn-Marmor-Route Dieses Objekt ist Teil der Lahn-Marmor-Route von Wetzlar nach Balduinstein.
(Jörn Schultheiß, hessenARCHCHÄOLOGIE, 2017; Rudolf Conrads, Lahnmarmor Museum, 2021)
Kartenquellen Herzogtum Nassau (1819): Aufnahme des Herzogtums Nassau, Blatt 18 – Weilburg, Jahr 1819 Hessische Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation (2017): Digitale Topographische Karte 10, Jahr 2017 Hessische Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation (2017): Liegenschaftskarte, Jahr 2017 Hessische Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation (2017): Digitale Orthophotos, Jahr 2017 Königliches Ministerium für Handel etc. (1877): Topographische Karte, Blatt 5515 – Weilburg, Jahr 1868 Königlich Preußische Landesaufnahme (1907): Preußische Neuaufnahme, Blatt 5515 – Weilburg, Jahr 1905
Internet denkxweb.denkmalpflege-hessen.de: DenkXweb - Schleuse Fürfurt, Gemarkung Weinbach (abgerufen am 13.03.2017) denkxweb.denkmalpflege-hessen.de: DenkXweb - Schleuse Fürfurt, Gemarkung Villmar (abgerufen am 13.03.2017) heimatforschung-villmar.de: Johann-Peter Leonhard (abgerufen 06.07.2021) lgb-rlp.de: Rohstoffgeologische Untersuchungen an Lahnmarmor (abgerufen 06.07.2021) wsa-ko.wsv.de: Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Koblenz - Schleuse Fürfurt (abgerufen am 13.03.2017)
Literatur
Bremer, Eckhard (2003)
Zur Nutzbarkeit der Lahn zwischen der Marburg und der Mündung in den Rhein als Wasserstraße in der Frühen Römischen Kaiserzeit. Angefertigt im Auftrage des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen. S. 35. Bonn.
Eckoldt, Martin (1979)
Die Geschichte der Lahn als Wasserstraße. In: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung, S. 99-123. Wiesbaden.
Lehmann, Falko (1994)
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Hessen: Landkreis Limburg-Weilburg II. Mengerskirchen bis Weinbach. Wiesbaden.
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