Zwischen 1390 und 1448 lässt sich der vierte und letzte Bauabschnitt der Stadtbefestigung Oberwesels datieren. Hierbei handelt es sich um die südliche Erweiterung der Stadtbefestigung, dadurch wurden Kirchhausen sowie die Liebfrauenkirche in die Stadtmauer einbezogen.
Die Erweiterung der Stadtbefestigung um die nördliche und südliche Vorstadt begann ab Mitte des 13. Jahrhunderts. Nach dem Weseler Krieg (1390 bis 1391) mussten die Bautätigkeiten eingestellt werden, da in dessen Folge der Trierer Kurfürst jegliche Erweiterung beziehungsweise Ummauerung angrenzender Siedlungen untersagte. Da jedoch einige einflussreiche Stiftsherren des Liebfrauenstifts im bis dahin ungeschützten Kirchhausen lebten, musste sich der Kurfürst nach einiger Zeit der stärker werdenden Forderung nach einer Erweiterung der Stadtmauer beugen. Erzbischof Rhaban von Helmstätt erteilte die Erlaubnis Kirchhausen in den Mauerring einzubeziehen. Allerdings brach 1347 die erste Pestepidemie über Oberwesel ein, sodass sich das Bauvorhaben verschob. Zudem konnte mit dem Bau der Mauer erst nach Fertigstellung der Liebfrauenkirche begonnen werden. Die Liebfrauenkirche sowie der Kapitalsaal (Konventssaal) sind Teile des Befestigungsgürtels der Siedlung Kirchhausen.
Es wird vermutet, dass die Stadtbefestigung von Kirchhausen in einer Zeit errichtet wurde, in der sie ihre Verteidigungsfunktion aufgrund der technischen Neuerungen nicht mehr erfüllen konnte. Ein Indiz hierfür ist die Herabsetzung der Mauerstärke von den üblichen 2,40 Metern auf 1,80 Meter.
Die Erweiterung der Stadtmauer setzte Rheinseitig direkt am Roten Turm ein und verlief bis zum Zehnerturm. Dieses Teilstück der Mauer mit samt der drei Pforten (Reispforte, Hirschpforte, Schulpforte) wurde vor allem aufgrund des Baus der Eisenbahnlinie im Jahre 1857 abgetragen. Die restlichen 75 Meter dieses Teilstückes mussten 1968 für Parkplätze weichen. Heute sind lediglich noch der Zehnerturm am Rhein sowie die Burgwegpforte im Westen von Kirchhausen erhalten. Sowohl der Zehnerturm als auch die Burgwegpforte stehen heute isoliert in der Landschaft, sodass vor allem Touristen die Burgwegpforte auf ihrem Weg zur Schönburg oft nicht als Teil der Stadtmauer erkennen. Die Burgwegpforte hatte zwei Funktionen, sie war zum einen der kürzeste Weg zwischen dem Engehöller Tal und Kirchhausen und zum anderen der einzige Weg von der Schönburg in die Stadt Oberwesel.
(Kira Bublies, Universität Koblenz-Landau, 2016)
Quelle
www.regionalgeschichte.de: Geschichte Oberwesels (abgerufen am 31.1.2017)