Der Turm als Teil der Oberweseler Stadtbefestigung
Bauliche Veränderungen durch Carl Haag
Aktuelle Nutzung
Trivia
Internet
Der Turm als Teil der Oberweseler Stadtbefestigung
An seiner Südseite endet die inzwischen verschwundene Kirchhausener Mauer, die einst bis zum Zehnerturm am südlichen Ende der Stadt führte, wo sich die kurtrierische Zollstation befand. Auf der Nord- und auf der Westseite stoßen rechtwinklig die Mauern der alten Stadtbefestigung an. Die unmittelbar am Turm vorbeiführende Untere Kirchstraße führt durch das Tor der alten Stadtmauer, die sich nach Westen bis zum Felsenkamm fortsetzt. Das große, doppelflügelige Stadttor hat den Zugang zur inneren Stadt jahrhundertelang gesichert.
Bauliche Veränderungen durch Carl Haag
1864 erstellte Haag eine aquarellierte Bleistiftzeichnung mit zwei Ansichten des Turmes von Nordwesten aus, links den Bestand, rechts eine Vorstufe des später ausgeführten Entwurfs, betitelt Der Rothe Thurm mit Straßenthor und Stadtmauerstück. Sein gegenwärtiger Zustand. Das Projekt des Ausbaues. Der Entwurf ist das Ergebnis de Beratungen mit dem Baurat Ludwig Lange (1808-1868) und dem Architekten Friedrich Carl Mayer (1824-1903). Die Bausubstanz wurde geschont. Die vorhandenen Rundbogenöffnungen ließ Haag mit Maßwerk schließen und in Erdgeschosshöhe ein zusätzliches Maßwerkfenster einsetzen. Ursprünglich nicht vorgesehen war ein Portal. Der Zugang sollte über den Wehrgang westlich an den Turm anschließenden Mauer über dem Stadttor erfolgen. Über dem von Rotsandstein umrahmten Portal, dessen Türblätter und Beschläge aus der Umbauzeit stammen, befindet sich eine Schieferplatte, die den Zwickel zwischen den beiden Oberlichtern ausfüllt, sie nennt den Bauherrn und das Datum 1865, eingeschlagen in Haags Monogramm. „Die übrigen Öffnungen der vier unteren Etagen verteilen sich unregelmäßig auf sieben Achsen. Neben schmalen Schießscharten ergeben sich etwas breitere Schlitzfenster und auf der Südseite eine Achse mit Fenstern, deren Rotsandsteineinrahmungen variierende Formen aufweisen, die dem Haag'schen Umbau zuzurechnen sind. Ebenfalls auf Veranlassung von HAAG sind rheinseitig in der zweiten und dritten Ebene größere Fenster bzw. Türen ausgebrochen sowie steinerne Balkone angesetzt worden, deren Balustraden Maßwerkmotive aufgreifen.“ (Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz 1997, S. 821-828)
Die Balkone hat Haag in Mainz anfertigen lassen. Haag hat die ursprünglich rundbogigen Öffnungen im früheren Zinnenkranz durch spitzbogige ersetzen und diese sich achteckig über den runden unteren Geschossen erhebende fünfte Etage zu einem Wohngeschoss ausbauen lassen. Diesem ist ein weiteres Geschoss als Holzkonstruktion mit umlaufender Außengalerie und ein Dach mit spitzen Gauben aufgesetzt worden. Dabei hat Haag sich von dem Sinwellturm der ihm wohlbekannten Nürnberger Kaiserburg leiten lassen. Die Dachlaterne besitzt noch die originalen Glasfenster von 1865.
Aktuelle Nutzung
Heute hat hier die Galerie Kunst im Turm ihren Sitz. Sie ist von der Liebfrauenstraße aus über die Stadtmauerkrone zugänglich. Haag hat in den Kopf der Mauer eine Tür schlagen lassen und dahinter eine mit behauenen Schieferplatten belegte Treppe im Inneren anlegen lassen. Wo die Straße unten durch das Stadttor verläuft, befindet sich oben ein verglaster Windfang, auch er ist bereits von Haag angelegt. Im Inneren verbindet eine halb in eine Fensternische der Außenmauer eingebaute hölzerne Wendeltreppe die Geschosse miteinander. Die von der Treppe auf die Etagen führenden Türen haben neugotische Türblätter mit schmiedeeisernen Beschlägen und Schlössern. In die Türblätter ist Haags Monogramm eingebrannt. Unter dem Turm befindet sich ein acht Meter tiefer Brunnen, der bis 1901 genutzt worden ist. In Haags doppelstöckigem Atelier wurde 1961 eine Zwischendecke eingezogen.
Trivia
Haag hat, wann immer möglich, Oberweseler Handwerker und Lieferanten beauftragt. Das Richtfest wurde in Anwesenheit des Bürgermeisters Clesius des Gemeinderats und der Bürgerschaft gefeiert. Als am 10. August 1865 der Sonderzug Queen Victorias morgens gegen 7 Uhr auf dem Weg rheinauf nach Coburg seinen Turm passierte, waren die Flaggen gehisst und Haag salutierte auf dem Balkon. Die 2015 gegründete Internationale Carl-Haag-Gesellschaft errichtete 2018 eine Büste zur Erinnerung an den Künstler am Fuß des Turmes, wo Haags seit 1953 seine Asche liegt, es gibt kein Grab.
(Walter Karbach, Trier, 2025, unter Verwendung eines Beitrags von Anne Gasper, Universität Koblenz-Landau, 2016)
Internet
de.wikipedia.org: Carl Haag (abgerufen 18.03.2025)
www.carl-haag.de: Internationale Carl-Haag-Geysellschaft (abgerufen 18.03.2025)