Südliche Vorstadt (Bauphase nach 1250) Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts lagen drei unbefestigte Siedlungen außerhalb der Stadtmauer. Neben der südlichen Vorstadt lässt sich der Vorort Niederburg, der sich im Mündungsbereich des Niederbachs gebildet hat, benennen. Im Folgenden soll genauer auf die Bauphase der südlichen Vorstadt eingegangen werden, die sich zwischen dem Oberbach und der Siedlung Kirchhausen befindet.
Um 1250, als mit der Nachrüstung der Ringmauer der Kernstadt begonnen wurde, lässt sich der Beginn der Ummauerung der südlichen Vorstadt zeitlich festmachen. Im Vergleich zur Errichtung der Stadtmauer am Michelfeld, sowie um die nördliche Vorstadt herum, war die Erweiterung der Stadtmauer um die südliche Vorstadt, aufgrund der Geländestrukturen, ein einfaches Bauvorhaben. Allerdings gingen mit dieser Erweiterung gesellschaftliche Schwierigkeiten einher. In der südlichen Vorstadt lebten vornehmlich „einfache Leute“. Hierrunter wurden damals Handwerker, Ackerbauern, Winzer, Kaufleute und Händler gezählt. Etwas weiter südlich des Oberbachs in Richtung Kirchhausen lagen dagegen die Höfe der großen Herren. Unter anderem hatte dort der Schönritterorden Koblenz, das Kloster Schönaus (Benediktinerorden), die Zisterzienser (Eberbach im Rheingau), sowie die Ritter der Schönburg einen Hof beziehungsweise Hofgüter. Der damalige Bürgermeister von Oberwesel forderte die mächtigen Gutsherren auf, sich finanziell an der Erweiterung der Stadtmauer zu beteiligen. Zum Teil war darüber hinaus sogar eine Landabgabe, auf der die Stadtmauer verlaufen sollte, von Nöten. Die Überzeugungsarbeit war Überlieferungen zur Folge besonders schwierig.
Der Beginn der Erweiterung der Stadtmauer lässt sich wahrscheinlich im Mündungsbereich des Oberbachs verorten. Hier schließt sich die Befestigung an das nördlich des Oberbachs gelegenen Schaartor mit flankierenden Schaar-Torturm an. Hierzu war der Bau eines mächtigen Gewölbes zur Überbrückung des Oberbachs notwendig. Auf dieses Gewölbe konnte im Anschluss die Stadtmauer aufgesetzt werden. Der von dort ausgehende Verlauf der Stadtmauer Richtung Süden wird heute durch die Front der dort befindlichen Häuser repräsentiert. Noch heute lassen sich an den Außenfassaden der Häuser Reste der Stadtbefestigung ausmachen. Von Norden nach Süden und anschließend nach Westen können folgende Pforten beziehungsweise Tore benannt werden: die Rosenpforte, die Schönauer Pforte sowie das Stadttor am Roten Turm. Diese Pforten, sowie das Tor sind heute noch erhalten. Aufgrund der Überlieferung, welche den Engehöller Torturm nachweisen, kann davon ausgegangen werden, dass dieser Turm einst das westliche Stadttor der südlichen Vorstadt flankierte. Von den einst fünf Türmen (vom Norden in Richtung Südwesten: Turm Haus Schönburg, Roter Turm, unbekannter Schalenturm, Weißer Turm, Engehöller Torturm) sind heute lediglich noch der Turm des Hauses Schönburg, der Rote Turm (wird auch als Haags Turm bezeichnet) sowie der Weiße Turm (Villa Nova) erhalten.
(Anne Gasper, Universität Koblenz-Landau, 2016)
Literatur
Schwarz, Anton; Monschauer, Winfried (2012)
Bürger im Schutz ihrer Mauern. S. 29-34, S. 60f., Bingen am Rhein.
Befestigung südliche Vorstadt mit Stadtmauer Oberwesel (Bauphase nach 1250)
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Empfohlene Zitierweise
„Befestigung südliche Vorstadt mit Stadtmauer Oberwesel (Bauphase nach 1250)”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-256269 (Abgerufen: 7. Dezember 2024)
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