Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts lagen drei unbefestigte Siedlungen außerhalb der Stadtmauer. Neben der nördlichen Vorstadt lässt sich die südliche Vorstadt, die zwischen dem Oberbach und der Siedlung Kirchhausen liegt, benennen. Im Folgenden soll genauer auf die Bauphase der nördlichen Vorstadt mit der Siedlung Niederburg eingegangen werden, welche sich im Mündungsbereich des Niederbachs befindet.
Im Jahre 1330 wurde mit der Befestigung der nördlichen Vorstadt im Anschluss an die Ummauerung der südlichen Vorstadt begonnen. Ein Indiz hierfür ist dendrochronologische Datierung eines Balkens des Ochsenturms auf das Jahr 1356. Dieser Bauabschnitt stellte sich, aufgrund des unwegsamen Geländes, als noch problematischer als die Befestigung der Hanglage am Michelfeld heraus. Dass die Oberweseler den nördlichen Bereich dennoch ummauerten, beweist den damaligen Reichtum und die Macht der Stadt und seiner Bürger. Durch die Beschaffenheit des Geländes wurde bei der Befestigung der nördlichen Vorstadt, welche im Mündungsbereich des Niederbachs gelegen ist, besonders großer Aufwand betrieben. Beim Mauerbau musste nicht nur ein eingekerbtes Tal, sondern auch zwei Steilhänge überwunden werden. Der Anbau der neuen Stadtmauer an die alte Stadtmauer begann gegenüber der Volkmargasse. Zur Überquerung des Niederbachs musste in der Nähe der Planpforte ein breites Gewölbe mit darauf anschließender Stadtmauer errichtet werden.
Wie es in der Kernstadt bereits üblich war, wurde auch in der nördlichen Vorstadt jeder Gasse eine Pforte zugesprochen. Heute ist von diesen Pforten und Toren keine mehr erhalten. Überlieferungen zur Folge gab es von Süden nach Norden und anschließend nach Westen folgende Pforten: die Planpforte, die Heiligenpforte, die Borngässer Pforte, die Kloppspforte sowie das Niederburgertor und das Koblenzertor, welche von Türmen flankiert wurden. Neben diesen Pforten wurden ursprünglich sieben Türme (vom Süden Richtung Nordwesten: Katzenturm, Ochsenturm, Beckbomerturm, Koblenzer Torturm, Felsenturm, Niederburger Torturm, Mühlenturm) zur Sicherung errichtet. Heute sind von den ursprünglich sieben Türmen lediglich noch fünf erhalten. Der Beckbomerturm sowie der Niederburger Torturm wurden im Laufe der Jahrhunderte zerstört oder sind zerfallen. Der Niederburger Torturm wurde 1689 im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekriegs (1688-1697) gesprengt. Dieser Torturm, von dem heute nur noch eine spitzbogige Nische erhalten ist, ist bekannt, weil vom Königsweg aus ein alter, steiler Seitenweg zu diesem Tor führt. Genutzt wurde dieser Weg einst als Fahrweg. Vor allem im Mittelalter war er Teil der wichtigsten Fernstraßen Europas. Daran erinnern tiefe Radspuren im felsigen Untergrund des Weges. Heute sind auf dem alten Fahrweg noch die ersten Stationen eines ehemaligen Weinlehrpfades zu finden.
(Kira Bublies, Universität Koblenz-Landau, 2016)
Quellen www.de.wikipedia.org - Pfälzischer Erbfolgekrieg (abgerufen am 31.1.2017)
Literatur
Schwarz, Anton; Monschauer, Winfried (2012)
Bürger im Schutz ihrer Mauern. S. 29-34, S. 69-71, Bingen am Rhein.
Befestigung nördliche Vorstadt mit Stadtmauer Oberwesel (Bauphase nach 1250)
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Empfohlene Zitierweise
Kira Bublies: „Befestigung nördliche Vorstadt mit Stadtmauer Oberwesel (Bauphase nach 1250)”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-256273 (Abgerufen: 1. Mai 2024)
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