Zehnerturm der Stadtbefestigung Oberwesel

Eselsturm, Römerturm

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege, Landeskunde, Architekturgeschichte
Gemeinde(n): Oberwesel
Kreis(e): Rhein-Hunsrück-Kreis
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 06′ 16,7″ N: 7° 43′ 51,77″ O 50,10464°N: 7,73105°O
Koordinate UTM 32.409.256,73 m: 5.551.035,98 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.409.295,54 m: 5.552.816,88 m
  • Befestigung Kirchhausen in Oberwesel (2016): Zwischen 1390 und 1448 lässt sich der vierte und letzte Bauabschnitt der Stadtbefestigung Oberwesels datieren. Hierbei handelt es sich um die südliche Erweiterung der Stadtbefestigung, dadurch wurden Kirchhausen sowie die Liebfrauenkirche in die Stadtmauer einbezogen

    Befestigung Kirchhausen in Oberwesel (2016): Zwischen 1390 und 1448 lässt sich der vierte und letzte Bauabschnitt der Stadtbefestigung Oberwesels datieren. Hierbei handelt es sich um die südliche Erweiterung der Stadtbefestigung, dadurch wurden Kirchhausen sowie die Liebfrauenkirche in die Stadtmauer einbezogen

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  • Befestigung Kirchhausen in Oberwesel (2016). Die Aufname zeigt den Zehnerturm der Stadtbefestigung. Zwischen 1390 und 1448 lässt sich der vierte und letzte Bauabschnitt der Stadtbefestigung Oberwesels datieren.

    Befestigung Kirchhausen in Oberwesel (2016). Die Aufname zeigt den Zehnerturm der Stadtbefestigung. Zwischen 1390 und 1448 lässt sich der vierte und letzte Bauabschnitt der Stadtbefestigung Oberwesels datieren.

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  • Befestigung Kirchhausen in Oberwesel (2016)

    Befestigung Kirchhausen in Oberwesel (2016)

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  • Zehnerturm der Befestigung Kirchhausen in Oberwesel (2016). Er ist einziger baulicher Überrest, der für die Existenz der rheinseitigen Stadtbefestigung der Bauphase Kirchhausens (nach 1350) spricht.

    Zehnerturm der Befestigung Kirchhausen in Oberwesel (2016). Er ist einziger baulicher Überrest, der für die Existenz der rheinseitigen Stadtbefestigung der Bauphase Kirchhausens (nach 1350) spricht.

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  • Der Zehnerturm der Befestigung Kirchhausen in Oberwesel mit zum Teil wieder aufgebautem Stadtmauerrest zu Anschauungszwecken (2016).

    Der Zehnerturm der Befestigung Kirchhausen in Oberwesel mit zum Teil wieder aufgebautem Stadtmauerrest zu Anschauungszwecken (2016).

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  • Zehnerturm der Befestigung Kirchhausen in Oberwesel. Auf dieser Beobachtungsplattform hielten einst Zöllner Ausschau (2016).

    Zehnerturm der Befestigung Kirchhausen in Oberwesel. Auf dieser Beobachtungsplattform hielten einst Zöllner Ausschau (2016).

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Der Zehnerturm, der auch als Eselsturm oder Römerturm bezeichnet wird, ist der einzige Zeuge für die Existenz der rheinseitigen Stadtbefestigung der Bauphase Kirchhausens (nach 1350). Der Zehnerturm wurde im Zuge der vierten und letzten Bauphase der Stadtmauer um 1450 an der östlichen Ecke der ehemaligen Stadtummauerung errichtet. Somit ist der Zehnerturm der jüngste Turm der Stadtbefestigung.

Grundsätzlich handelt es sich aufgrund der großen Tordurchfahrt beim Zehnerturm um einen querrechteckigen, massiven Torturm, der über zwei Öffnungen in der Mitte des Gewölbescheitels verfügt. Die Zehner-Pforte schloss sich westlich an den Zehnerturm an und bildete als Teil der europäischen Fernstraße den südlichen Durchlass in die Stadt.
Der Torturm wurde einst als Zollstation genutzt. Von seiner Position aus konnten zwei Transportwege kontrolliert werden. Hier lässt sich die Wasserstraße des Rheins sowie der Landweg, der am Rhein entlangführt und ein Teil des europäischen Fernstraßensystems darstellt, benennen.

Die Zolleinnahmen kamen jedoch nicht der Stadt Oberwesel zu Gute, sondern mussten an die Trierer Kurfürsten abgegeben werden. Laut Überlieferungen gab es im Mittelalter am Mittelrhein zwischen Bingen und Koblenz um die 16 Zollstationen. Auf dieser kurzen Strecke mussten etwa 60-70% des Warenwertes zur Verzollung bezahlt werden. Dies verdeutlicht, dass die (Rhein-) Zölle eine wichtige Einnahmequelle für die Landesherren darstellten. Dennoch galten die Handelsleute aufgrund der großen Handelsspanne als vergleichsweise reiche Bürger.
Die Lage des Zollturms lässt sich vor allem dadurch begründen, dass er sich in Sichtweite der Schönburg befindet und somit im Schutz der Schönburg liegt. Der Schutz von Zolltürmen durch Burgen war zur damaligen Zeit üblich.

Viele Landesherren, die das Zollrecht oft von den in Geldnot steckenden Königen übertragen bekamen, erhoben die Zölle nach eigenem Ermessen. Dies behinderte letztlich den Handel, sodass 1358 am Zehnerturm der „Oberweseler Zollverein“ von den Kurfürsten aus Trier, Mainz und der Pfalz gegründet wurde. Ziel war es, einen einheitlichen Zolltarif (Zollfuders) für den Mittelrhein einzuführen. Lediglich der Grafen von Katzenelnbogen (St. Goar) folgte diesem Vorhaben nicht.

Der Zehnerturm diente außerdem dem Schutz eines kleinen Hafens in unmittelbarer Nähe. Im Mittelalter lag das ursprüngliche Flussbett und somit auch das Ufer des Rheines näher an der Stadt.
Zur Demonstration des Reichtums des Trierer Kurfürsten wurde die Südseite des Zollturms, welche sich in Sichtweite des pfälzischen Territoriums befand, reich verziert. So lassen sich an dieser Fassadenseite zwei übereinanderliegende Bogenfriese ausmachen.

Heute ist der Putzt an einigen Stellen der Tordurchfahrt abgefallen und ermöglicht den Blick auf einen inwendig liegenden Turm. Hierbei handelt es sich wohl um den ursprünglichen Turm, der jedoch Mitte des 14. Jahrhunderts seine repräsentative Funktion nicht mehr erfüllte. Grund hierfür war, dass der Pfälzer Kurfürst 1327 eine prächtige Zollstation am Rheingrafenstein errichtete. Zudem wurde in die Wachstube oberhalb der Tordurchfahrt ein Kamin sowie ein nach Norden und ein nach Süden gerichtetes Rundbogenfenster und eine an der Wand entlanglaufende Steinbank zum Ausruhen errichtet. Die Besonderheit der Rundbogenfenster war, dass neben diesen je zwei Schießscharte angebracht wurden, durch die lediglich das Gewehr nach außen dringen konnte. Dies hatte den Vorteil, dass die Wachstube nicht verqualmt wurde und eine Verteidigung über einen langen Zeitraum hinweg möglich blieb.
Außerdem schützte ein hohes Dach die Zöllner vor Wind, Regen und Schnee.

Im Oktober 1794 wurde Oberwesel sowie das gesamte Rheinland von französischen Revolutionsgruppen belagert. Die linksrheinischen Ländereien wurden französisches Staatsgebiet, sodass der Zehnerturm seine Zollfunktion verlor.

1830 verlor der Zehnerturm zudem seine Gelenkfunktion als Eintrittstor in die Stadt, da die preußische Provinzialregierung beim Bau einer neuen Durchgangsstraße (Liebfrauenstraße) die Stadtmauer zwischen Zehnerturm und Liebfrauenkirche niederriss.

1857 wurde die rheinseitige Mauer der Stadtbefestigung Kirchhausens zwischen dem Roten Turm und dem Zehnerturm durch die Eisenbahngesellschaft abgerissen. Um das Schienennetz vor Hochwasser zu sichern, wurde ein hoher Bahndamm angelegt. Im Zuge dessen wurde das Zollhäuschen, welches an den Zehnerturm angebaut war, abgerissen und der in unmittelbarer Nähe zum Zehnerturm liegende Hafen wurde unter der Bahntrasse begraben. Außerdem wurde der Zehnerturm bis zum Gewölbeansatz zugeschüttet. Somit steht der Zehnerturm heute isoliert.

Als wichtiger Zeuge der rheinischen Wirtschaftsgeschichte des Mittelalters legte der „Bauverein historische Stadt Oberwesel e.V.“ den Zehnerturm frei, sanierte ihn und integrierte in die ehemalige Wachstube eine Ausstellung zum Thema Zolltürme. Über eine weitere Wendeltreppe gelangen die Besucher auf die Beobachtungsplattform, auf welcher einst die Zöllner Ausschau hielten. Das Dach, was einst die Zöllner vor Wind und Wetter schützte, wurde jedoch nicht mehr rekonstruiert.

Durch die Freilegung des Zehnerturms wurden zudem ein Teilstück der ehemaligen Stadtmauer entdeckt. Diese wurden im Anschluss nach den Originalbefunden wieder ein Stück weit zu Demonstrationszwecken aufgebaut. Die Sanierungs- und Wiederaufbauarbeiten waren sehr kostspielig für den Bauverein. Von den Gesamtkosten in Höhe von 433.600 DM mussten 105.480 DM in Eigenleistung gestemmt werden.

(Anne Gasper, Universität Koblenz-Landau, 2016)

Literatur

Bauverein Historische Stadt Oberwesel (Hrsg.) (2001)
Der Zehnerturm zu Oberwesel. Eine Geschichte von reichen Handelsherren, von armen Treidlern und hochnäsigen Zöllnern. Oberwesel.
Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (1997)
Die Kunstdenkmäler des Rhein-Hunsrück-Kreises. Teil 2.2: Ehemaliger Kreis St. Goar. Stadt Oberwesel. S. 818-821, München u. Berlin.
Schwarz, Anton (2000)
Eine Zeitreise durch Oberwesel. Historischer Stadtführer. S. 21, S. 29- 32, S. 53-56., Dielheim.
Schwarz, Anton; Monschauer, Winfried (2012)
Bürger im Schutz ihrer Mauern. S. 90-94, S. 193-195, Bingen am Rhein.
Schwarz, Anton; Pohl, Dorit (2006)
Oberwesel am romantischen Rhein. Ein Stadtführer. S. 17-19, Weiler bei Bingen.

Zehnerturm der Stadtbefestigung Oberwesel

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Unterstraße / Bahnübergang
Ort
55430 Oberwesel
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege, Landeskunde, Architekturgeschichte
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1450

Empfohlene Zitierweise

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Anne Gasper: „Zehnerturm der Stadtbefestigung Oberwesel”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-256280 (Abgerufen: 25. April 2024)
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