Landesbedeutsamer Kulturlandschaftsbereich Erft mit Swist und Rotbach - Euskirchener Börde und Voreifel (KLB 25.05)

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Archäologie, Denkmalpflege, Raumplanung
Gemeinde(n): Bad Münstereifel, Bedburg, Bergheim (Nordrhein-Westfalen), Bornheim (Nordrhein-Westfalen), Erftstadt, Euskirchen, Grafschaft, Kerpen (Nordrhein-Westfalen), Mechernich, Meckenheim (Nordrhein-Westfalen), Rheinbach, Swisttal, Wachtberg, Weilerswist, Zülpich
Kreis(e): Ahrweiler, Euskirchen, Rhein-Erft-Kreis, Rhein-Sieg-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 43′ 53,64″ N: 6° 48′ 6,82″ O 50,73157°N: 6,80189°O
Koordinate UTM 32.344.878,99 m: 5.622.279,05 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.556.658,64 m: 5.622.091,67 m
  • Beschreibender Text zum landesbedeutsamen Kulturlandschaftsbereich "Erft mit Swist und Rotbach - Euskirchener Börde mit Voreifel" in Nordrhein-Westfalen

    Beschreibender Text zum landesbedeutsamen Kulturlandschaftsbereich "Erft mit Swist und Rotbach - Euskirchener Börde mit Voreifel" in Nordrhein-Westfalen

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Der Raum Erft mit Swist und Rotbach - Euskirchener Börde und Voreifel ist hier beschrieben als landesbedeutsamer Kulturlandschaftsbereich (KLB) wie im Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Landesentwicklungsplan Nordrhein-Westfalen. Der landesbedeutsame Kulturlandschaftsbereich Erft mit Swist und Rotbach - Euskirchener Börde und Voreifel beinhaltet einen räumlichen Ausschnitt des bedeutsamen Kulturlandschaftsbereichs Euskirchener Börde und Voreifel. Eine ausführliche Beschreibung des Kulturlandschaftsbereiches findet sich in der Mediengalerie (PDF-Dokument).

Die Feuchtgebiete in den Auen von Erft, Swist und Rotbach besitzen eine große Bedeutung für die Konservierung organischer Reste. Archäobotanische Pflanzenreste wie Früchte, Samen, Holz, Pollen und Sporen, die sich unzerstört nur unter feuchten Bodenbedingungen in Sümpfen, Mooren oder in Grundwasser gesättigten Böden wie z.B. Flusssedimenten erhalten haben, liefern einen bedeutenden Beitrag zur Landschafts-, Klima-, Umwelt- und Wirtschaftsgeschichte. In den wassergesättigten Ablagerungen können sich des Weiteren unter Luftabschluss Holzgegenstände des täglichen Lebens erhalten.

Von den eisenzeitlichen Fundstellen in Porz-Lind (Stadt Köln) und Mechernich-Antweiler (Kreis Euskirchen) stammen in Teichen entsorgter Abfall, der einen seltenen Einblick in die Ausstattung vom Haus und Hof dieser Zeit bietet.

Gute Erhaltungsbedingungen metallzeitlicher Plätze sind in den Flussauen der fruchtbaren rheinischen Lössbörden durch kolluviale Bedeckung gegeben. Durch die Wirtschafts- und Siedlungsweise am Ende der Bronzezeit und Beginn der frühen Eisenzeit mit Streuhofsiedlungen entstanden im näheren Umfeld der Ansiedlungen offene Landschaften mit Grünland, belegt in Pollenspektren dieser Zeit durch hohe Anteile von Wiesenpflanzen.

Seit karolingischer Zeit sind Mühlen an der Erft archäologisch nachgewiesen. Stellvertretend für historisch nachgewiesene mag die 2005 ergrabene Getreidemühle am Rotbach sein, deren Bauhölzer 832 geschlagen wurden. Auf einer Flussstrecke von 55 km waren an dem Flusslauf und seinen Mühlengräben bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts 26 Mühlen teils zur Getreideverarbeitung aber auch zu industriellen Zwecken entstanden. Geprägt wurde die Mühlenlandschaft des Erft-Mittellaufs insbesondere durch den 1860 bis 1866 entstandenen Erftflutkanal, mit dem die Hochwassergefahr gebannt und der sumpfartige Charakter der Erftniederung überwunden werden konnte. Die Wasserbauwerke des 19. Jahrhunderts aus denen am Erft-Mittellauf auch die Wassergräben der Herrensitze gespeist werden, und die große Vielzahl der noch mit ihrer Technik erhaltenen Wassermühlen prägen die Erftlandschaft zwischen Euskirchen und Neuss. Dazu kommen am Unterlauf bei Neuss die aus napoleonischer Zeit stammenden Anlagen des Nordkanals, der seinen Ausgangspunkt an der Erft hatte.

Die Erft mit ihren größeren Nebenflüssen ist eines der burgenreichsten Gebiete Europas. Nach historischen Anfängen von befestigten Bauten auf Erdhügeln, den sog. Motten im 9. Jahrhundert, errichteten seit dem 12. Jahrhundert Niederadelige und Ministeriale feste Häuser, Hofesfesten und kleinere Burganlagen. Im 14. Jahrhundert handelt es sich dabei durchgängig um feste Steinburgen mit Gräben, Mauern, Toren und Türmen. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden die wehrhaften Burgen zu offenen schlossartigen Landsitzen umgebaut. Entlang der Erft reihen sich zahlreiche Schlösser wie Kleeburg, Kleinbüllesheim, Großbüllesheim, Kessenicher Burg, Bodenheimer Burg, Weiße Burg, Burg Redinghausen, Burg Kleinvernich, Großvernich und zahlreiche weitere. Schloss Gymnich hat als Gästehaus der Bundesrepublik Deutschland einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht. Diese Wasserburgen mit herausragendem architektonischem Erbe verdichten sich zu einem Kulturlandschaftsbereich von landesweitem Rang.

Die Euskirchener Börde und die Voreifel sind für die Eifel von großer Bedeutung. Er stellt mit den fruchtbaren Lössbörden und den gemäßigten Höhenlagen des Eifelvorlandes eine Verbindung zwischen der Flusslandschaft am Rhein und dem zentralen Mittelgebirge der Hocheifel her.

Das metallzeitliche Siedlungsbild war geprägt von offenen Flachlandsiedlungen, in der Voreifel befanden sich zudem befestigte Anlagen (Ringwälle, wie die Alteburg bei Kreuzweingarten), die wichtige Wege und Handelsrouten sicherten. Gräberfelder, insbesondere die ehemaligen Grabhügel, sind heute durch die intensive landwirtschaftliche Bearbeitung eingeebnet und nur noch im Luftbild als Kreisgraben zu erkennen.

In römischer Zeit war die Voreifel mit der Euskirchener Börde zum einen Hinterland und Basis der am Rhein stationierten Armee in den Standorten Köln und Bonn sowie der dazugehörenden zivilen Siedlungen, zum anderen war sie Verkehrzone überregionaler Bedeutung mit der Magistrale Köln-Trier und den weiteren Fernstraßenverbindungen der römischen Militärstandorte und Siedlungskerne.

Die so entstandene Siedlungsstruktur der spätrömischen Zeit geht mit der Auflösung der römischen Herrschaft und der Machtübernahme der Merowinger weitgehend unter. Zumindest die Machtzentren verlagern sich durch Neugründungen und Bedeutungsverlust der römischen Zentren. Die siedlungspolitische Struktur des frühen und hohen Mittelalters und damit unsere heutige Gebietsaufteilung fußt maßgeblich auf den fränkischen Neuansiedlungen.

Die heutige Kreisstadt Euskirchen beginnt mit ihrer Entwicklung erst zu dem Zeitpunkt, an dem das nahe gelegene Zülpich gerade das Ende seiner römischen Tradition erfährt. Ausgehend von sechs fränkischen Hofsiedlungen im Veybachtal, die alle im 6./7. Jahrhundert noch eigene Friedhöfe aufwiesen, wird bei der Hofsiedlung am heutigen Annaturmplatz eine Kirche errichtet. Friedhof und Kirche dieser Siedlungsstelle liegen auf der Trümmerstätte einer römischen villa rustica. Die Verleihung des Stadtrechtes an die damals schon mit Wall und Graben umfriedete Siedlung erfolgte unter Walram dem Roten von Monschau-Falkenburg, dem Erbe des Monschauer und Heinsberger Besitzes. 1322 erhielt Euskirchen Marktrecht, dann Wappen und Siegel und noch im 14. Jahrhundert eine Stadtmauer, die im 18. Jahrhundert noch einmal mit Erdbastionen verstärkt wurde. Die Stadtmauer ist heute noch in großen Teilen bis 7 m Höhe erhalten, nur die Stadttore wurden alle abgebrochen.

Die Aachen-Frankfurter Heerstraße (KLB 25.09) quert den Kulturlandschaftsbereich von Rheinbach her kommend nördlich von Euskirchen.

Spezifische Ziele und Leitbilder:
  • Bewahrung der historischen Substanz und Struktur aus Adelssitzen, Mühlen und Orten entlang der Bäche und Gräben;
  • Erhalt der historischen Stadtkerne;
  • Offenhaltung der Talaue;
  • Erhalt der Feuchtböden als Bodenarchiv;
  • Sicherung des Vicus belgica in Euskirchen-Billig;
  • Stärkung der historischen Wahrnehmung;
  • Schonung des paläontologischen Erbes;
  • Extensivierung der Bodennutzung;
  • Wahrung des Kulturellen Erbes bei der Bauleitplanung, der Straßenplanung und bei wasserbaulichen Maßnahmen, z.B. beim Erftumbau.

Aus: Landschaftsverband Westfalen-Lippe und Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen. Münster, Köln. 2007

Internet
Kulturlandschaften in NRW (Abgerufen: 03.04.2018)

Literatur

Landschaftsverband Westfalen-Lippe; Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.) (2007)
Erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung in Nordrhein-Westfalen. Grundlagen und Empfehlungen für die Landesplanung (Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen. Fachgutachten zum Kulturellen Erbe in der Landesplanung. S. 90, Münster u. Köln.

Landesbedeutsamer Kulturlandschaftsbereich Erft mit Swist und Rotbach - Euskirchener Börde und Voreifel (KLB 25.05)

Schlagwörter
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Archäologie, Denkmalpflege, Raumplanung
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i.d.R. 1:25.000 (kleiner als 1:20.000)
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Historischer Zeitraum
Beginn 2001

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„Landesbedeutsamer Kulturlandschaftsbereich Erft mit Swist und Rotbach - Euskirchener Börde und Voreifel (KLB 25.05)”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/A-EK-20080730-0024 (Abgerufen: 26. April 2024)
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