Moselfähre „Briedeler Herzchen“

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Briedel
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 01′ 23,65″ N: 7° 09′ 3,53″ O 50,02324°N: 7,15098°O
Koordinate UTM 32.367.554,14 m: 5.542.852,18 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.582.523,80 m: 5.543.628,36 m
  • Moselfähre bei Briedel (2020)

    Moselfähre bei Briedel (2020)

    Copyright-Hinweis:
    Anna-Maria Zois
    Fotograf/Urheber:
    Anna-Maria Zois
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Blick in südöstlicher Richtung über die Moselschleife Zeller Hamm und die Marienburg bei Zell an der Mosel, links im Hintergrund der Ort Merl, rechts im Hintergrund der Ort Briedel.

    Blick in südöstlicher Richtung über die Moselschleife Zeller Hamm und die Marienburg bei Zell an der Mosel, links im Hintergrund der Ort Merl, rechts im Hintergrund der Ort Briedel.

    Copyright-Hinweis:
    Tohma / CC BY-SA 3.0
    Fotograf/Urheber:
    Tohma
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
Briedeler Herzchen
„Briedeler Herzchen“ ist den Einheimischen in Briedel, ein alter romantischer Wein- und Ferienort an der Mittelmosel, ein gängiger Begriff. Ob Weinbergslage, Wein, Brunnen oder Fähre, alles trägt diesen Namen und stellt das Herz der Mittelmosel dar.
Der Überlieferung nach war der Winzer Johann Römer mit seiner ältesten Tochter auf Reisen unterwegs und die Nacht verbrachten sie in Bernkastel-Cues. Sie quartierten sich beim Fährmann des Ortes ein und stellten fest, dass die Familie in großer Not war, weil der älteste Sohn schwer krank im Bett lag. Die Tochter Katharina packte ihren mitgebrachten Proviant aus, unter anderem Briedeler Wein, und gab dem Schwerkranken davon zu trinken. Einige Tage später waren der Winzer und seine Tochter bereits auf dem Heimweg und schauten beim Schwerkranken nach seinem Wohlbefinden. Dieser war jedoch schon auf der Fähre und rief seiner Briedelerin zu: „Mein Briedeler Herzchen“. Nächstes Jahr heirateten die beiden und ihr jüngster Sohn, Kardinal Nikolaus von Cues, hat es in der Kirche zu großer Ehre gebracht. Heute noch ist der Name Cusanus, der sich von diesem Geistlichen ableitet, in vielen Städten, wie z.B. Koblenz, ein Begriff.

Die Fähre Briedeler Herzchen
Die Fähre „Briedeler Herzchen“ gehört zurzeit zu den größten Fuhrwerksfähren an der Mosel. Allerdingt nimmt die Nutzung durch die weitentwickelten Transportmöglichkeiten, der vorhandenen Zeller Brücke und der dadurch eingeschränkten Fährzeit, rapide ab.
Um auf die gegenüberliegende Seite Briedels, auf die linke Moselseite zu den Weinbergen, zu gelangen, benutzten früher die Winzer die Fähre. Auf der linken Seite befindet sich ein kleines Fährhäuschen aus Bruchstein, welches heute noch Wanderern und Touristen als Unterschlupf bei schlechtem Wetter dient.

Geschichte der Fähre
In der Geschichte hatte die Fähre einen wichtigen Nutzen und spielte im Nord-Süd-Verkehr eine wichtige Rolle in den Transportmöglichkeiten. Vor allem für die Winzer war die Fähre von großem Nutzen.
In der römischen Zeit begann der Weinbau, wo die Ernte nach und nach im Nachen zurück ins Dorf zur Kelter gebracht werden musste. Um dem Stau am Fährkopf und um den Fährgebühren aus dem Weg zu gehen, besorgten sich Winzer und Winzerinnen und vor allem Besitzer großer Weingüter eigene Nachen. Die anderen Winzer, die keine eigenen Nachen besaßen, unterlagen diesen eben genannten Problemen. Allerdings versuchten sie durch das Überladen der Boote diesem aus dem Weg zu gehen oder zu verringern und dadurch stieg die Anzahl der Unfälle, bei denen viele Briedeler ihr Leben gelassen haben. Daraus resultierend wurde dann auf der gegenüberliegenden Moselseite ein Kelterhaus gebaut, von wo die Ernte sofort in die Schiffe verladen werden und zu den Keltereien transportiert werden konnte. Diese Methode hatte sich bewährt, so dass später die Kurfürstliche Hofkammer (der größte Weinbergsbesitzer in Briedel) das alte Kelterhaus renovierte und vergrößerte.

Die vorab erwähnten Fährgebühren wurden schon sehr früh eingeführt. 1354 verhängte Kaiser Karl IV. die Fährgebühr und erteilte das Fährrecht gegen entsprechende Bezahlung. Selbst die größten Grundeigentümer, wie das Kloster Himmerod, mussten dem Kurfürsten Fährpauschalen, wie den Zehnten und / oder Ernteabgabe, bezahlen. Um die Abgaben in Trier zu begleichen, durften die Briedeler die Fähre kostenlos nutzen. Auch viel später in der Inflationszeit 1923 wurden die Fährgebühren in Naturalien (Roggen) festgesetzt.
1869 wurde die alte Fähre durch eine neue Seilfähre ersetzt. Diese Fähre wurde dann dem höchstbietendem Pächter zugeteilt, der dann als Fährmann aus den Nutzungsgebühren sein Einkommen bekam.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Fähre kurz vor dem Rückzug der deutschen Truppen im März 1945 vom Briedeler Fährmann und einigen Bürgern versenkt um einer Sprengung aus dem Weg zu gehen. Im Juli selben Jahres wurde sie wieder gehoben, allerdings hat das Militär sie nach Reil zum Truppenübersetzen requiriert. Ende 1946 wurde die mittlerweile ramponierte Fähre dann zurück nach Briedel gebracht.

Jüngere Geschichte der Fähre
Erst 1960 übernahm die Gemeinde die Eigenregie der Fähre und stellte einen Fährmann fest ein. Es wurde eine feste, dauerhafte Fährgebühr eingeführt, die alle Winzer der linken Moselseite bezahlen mussten, während die Gäste und Nichtwinzer nur eine Überfahrtsgebühr pro Fahrt zahlen mussten.
1967 wurde die alte Wagenfähre, die nach dem ersten Weltkrieg in Betrieb genommen wurde, durch die neue heutige Fähre ersetzt.
Regelmäßig musste der Unterbodenschutz gesäubert und geteert werden. Dadurch musste die schwere Fähre an Land gezogen werden. Heute kümmert sich die Schiffswerft in Trier darum. Der häufigste Grund, dass die Fähre an Land gezogen werden musste, waren witterungsbedingte Schäden. Trockenheit und Regen veränderten den Wasserpegel und somit musste Abhilfe geschaffen werden, dass z.B. bei Niedrigwasser die Fähre nicht genutzt wurde, sondern stählerne Nachen (für ca. 40 Personen) zum Einsatz kamen.

Wie auch der alte Fährnachen, so auch die neue Wagenfähre waren Gierfähren. Sie hingen an einem gespannten Seil über der Mosel und durch die Schrägstellung wurden sie von der Strömung auf die jeweils andere Seite der Mosel getrieben. In dieser Hinsicht stellte die Kanalsierung der Mosel ein Problem dar, weil die Strömung dadurch stark abnahm und diese es nicht mehr schaffte die Fähre auf die andere Seite zu befördern. So musste die Fähre motorisiert werden. Das Fährseil in Briedel war an einem 25 Meter hohen Stahlgittermast an einer Spannvorrichtung angebracht und auf der Weinbergsseite fest verankert. 1996 wurde das Seil und der Mast, auch „Schleudermast“ genannt, abgebaut.

Für Touristen ist das „Briedeler Herzchen“ ein schönes Ziel um die Mosel auf den Spuren der Winzer und Winzerinnen zu überqueren.

(Roman Siweljow, Universität Koblenz-Landau, 2015)

Internet
www.briedeler-geschichte.de: Die Fähre „Briedeler Herzchen“ (abgerufen 12.09.2015)
www.briedel.de: Fähre Briedel (abgerufen 04.04.2017)

Moselfähre „Briedeler Herzchen“

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Moselstraße
Ort
56867 Briedel
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1350

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
„Moselfähre „Briedeler Herzchen“”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-139650-20150917-2 (Abgerufen: 23. April 2024)
Seitenanfang